Nur durch eine akribische Datenanalyse lassen sich Schwachstellen im AMS-Management aufdecken.
Lesen Sie, welche Kennzahlen die höchste Aussagekraft haben und wie sie sich verbessern lassen.
Das Herdenmanagement hat beim automatischen Melken einen enormen Einfluss auf die Ökonomie des Melksystems. Diesen Schluss lassen erste Auswertungen in großen Betrieben mit Melkrobotern zu. Die 25% besten AMS-Betriebe erwirtschafteten einen um mehr als 7 ct/kg Milch höheren Deckungsbeitrag als die 25% weniger gut geführten Betriebe. Die aussagekräftigsten ökonomischen Kennzahlen, die das Management des Roboters charakterisieren, sind:
Die tägliche Melkzeit,
die pro AMS erzeugte Milchmenge,
sowie die je Kuh und Tag gemolkene Milchmenge.
Anzustreben ist im Jahresmittel eine tägliche Melkzeit von 19,5 bis 20,5 Stunden pro Tag sowie die Erzeugung von mindestens 1.850 kg verkehrsfähiger Milch pro Tag und AMS. Die angeführten Kennzahlen/Leistungen am AMS lassen sich einerseits durch eine Erhöhung der Milchleistung und/oder der Kuhanzahl, anderseits u.a. über die Optimierung der Melk- und Reinigungszeiten erreichen.
Anzahl Kühe pro AMS zweitrangig
Wichtig zu wissen ist, dass nicht unbedingt die maximale Anzahl der Kühe pro AMS entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg ist. Denn mit zunehmender Kuhzahl je AMS steigt – in allen AMS-Systemen – auch die Anzahl der Kühe, die der Box zugetrieben werden müssen. Beim freien Kuhverkehr sollten maximal 12% der Kühe (7 Tiere bei 60 Kühen pro AMS), beim geregelten Kuhverkehr weniger als 6% der Herde (3 bis 4 Tiere bei 60 Kühen) „rangeholt“ werden müssen. Das verdeutlicht, dass es in der Regel sinnvoller ist, die Milchleistung zu steigern als einer Melkbox möglichst viele Kühen zuzuweisen.
Auch über eine optimale Verteilung der Melkfrequenzen lässt sich die AMS-Leistung verbessern. Im Herdenmittel sollte sich die Melkfrequenz zwischen 2,6 und 2,8 Melkungen pro Kuh/Tag einpendeln. Die Milchmenge pro Melkung sollte dabei mindestens 10 kg, maximal 14 kg pro Melkung betragen.
Ansetzen optimieren
Neben Kuhanzahl und Melkfrequenz lässt sich die AMS-Leistung über die Melkzeit beeinflussen. Die Melkzeit wiederum lässt sich über verschiedene Faktoren optimieren. Dazu gehören:
Melkzeit pro Melkung;
gleichmäßige Verteilung der Melkungen im Tagesverlauf und Tagesmelkzeit;
Milchfluss und Fruchtbarkeit;
Klauengesundheit;
Art des Kuhverkehrs.
Die Melkzeit pro Melkung wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. Häufiger Ansetzpunkt zur Optimierung ist eine Verkürzung der Zitzenreinigung bzw. ein schnelles Ansetzen. Um die Ansetzzeit so gering wie möglich zu halten, muss neben einer sauberen Kamera auf saubere Euter bzw. Kühe geachtet werden. Auch eine kurze Euterbehaarung sichert eine gute Zitzenerkennung und damit ein schnelles Ansetzen der Becher. Positiver Nebeneffekt ist, dass die Tiere, vor allem Färsen, deutlich ruhiger sind, wenn der Ansetzversuch reibungslos verläuft. Das Abflammen der Euterhaare sollte routinemäßig alle drei Monate erfolgen.
Dass das Ansetzen einen Einfluss auf die Melkzeit hat, lässt sich anhand eines Beispiels aufzeigen: Bei einer um drei Sekunden verlängerten Suchzeit je Strich ergibt sich bei 50 Kühen je AMS und 150 Melkungen über 24 Stunden ein Zeitverlust von 30 Minuten. Das entspricht umgerechnet 0,1 Melkungen pro Kuh/Tag.
Auch über die Zitzenreinigung zu Beginn lässt sich die Melkzeit optimieren/verkürzen. Die Zitzenreinigungszeit wird grundsätzlich beim AMS auf Herden- bzw. Gruppenniveau eingestellt, kann aber Einzeltier bezogen variiert werden. Bei sehr sauberen Kühen/Eutern lässt sie sich verkürzen. Die Reinigungsdauer sollte sich nach der durchschnittlichen Verschmutzung der Zitzen und der gesamten Ansetzdauer des Melksystems richten. Aber Vorsicht! Die Reinigung ist entscheidend für die Stimulation und damit für eine gute Milchflusskurve. Es sollten immer 60 Sekunden bis zum Ansetzen verstreichen. Wie gut die Zitzenreinigung arbeitet und ob die Stimulationsdauer ausreicht, lässt sich am Milchfilter (Schmutzpartikel, Reinigung) und am technischen Milchfluss (kg/min) erkennen.
Geschützte Wartezone einrichten
Die Melkzeit pro Melkung lässt sich über die Vakuumhöhe und den Abnahmeschwellenwert optimieren. Grundsätzlich gilt, dass die Vakuumhöhe (Zitzenendiges Vakuum messen) regelmäßig überprüft werden sollte, da das Vakuum im Laufe des Robotereinsatzes vom voreingestellten Sollwert abweichen kann. Es sind die Herstellervorgaben zu beachten. Ob Vakuumhöhe und Abnahmeschwellenwert passen, lässt sich auch an der Zitzenkondition erkennen. Die Zitzenkondition sollte im AMS aufgrund des viertelindividuellen Melkens deutlich besser sein (Hyperkeratosen 5%) als beeineinim konventionellen Melken.
Oftmals lässt sich auch bei Tierwechsel noch etwas nachbessern. Um die Melkzeit zu optimieren, sollte am Roboter ein möglichst zügiger Wechsel angestrebt werden. Dieser lässt sich z.B. durch die Einrichtung eines „Schutzbereiches“ (Vor- und Nachwartezone) am Ausgang des AMS verbessern. Besonders rangniedrige Kühe können so ungehindert die Melkbox betreten bzw. verlassen, ohne dass sie ranghöhere Kühe aufhalten oder gänzlich stoppen.
Auch die Öffnungszeiten der Ein- und Ausgangstore lassen sich in vielen Fällen noch verkürzen. Die Türen sollten zwar nicht „aufknallen“, aber einem schnellen Öffnen steht nichts im Wege. Letztlich lässt sich durch die Installation einer Austreibehilfe der Tierwechsel oft noch etwas beschleunigen.
Melkungen über den Tag verteilen
Bei der Optimierung der Tagesmelkzeit sollte nicht nur die Melkzeit pro Melkung, sondern auch die Verteilung der Melkungen im Tagesverlauf ins Auge gefasst werden. Die Melkungen sollten so gleichmäßig wie möglich über den Tag verteilt werden (Reserven in der Nacht). So lässt sich die Zahl der Melkungen pro Stunde noch maximieren. Um dieses Ziel zu erreichen bieten sich zwei Ansatzpunkte an: Anpassung der Fütterungszeiten/-frequenz und der Reinigungszeiten.
Für die Auslastung des AMS ist es von Vorteil, wenn mindestens zweimal täglich frisches Futter vorgelegt und mehrmals täglich (Optimum alle zwei Stunden) das Futter nachgeschoben wird. Ideal ist, wenn nach einer Frischfuttervorlage maximal 50 bis 60% der Kühe am Futtertisch stehen. Halten sich mehr Tiere dort auf, wird das Melken massiv gestört.
Der Futtertisch darf niemals leer gefegt sein (auf 3% Restfutter füttern). Futterreste dürfen erst unmittelbar vor der frischen Futtervorlage weggeräumt werden. So wird die Milchviehherde immer gleichmäßig in Bewegung gehalten (auch im Melkbereich), ohne dass Aktivitätsspitzen bei den Kühen im Tagesverlauf auftreten.
Die Verteilung der Melkungen innerhalb eines 24 Stunden-Zeitkorridors lässt sich auch durch die Reinigungszeiten (Anzahl und Uhrzeit) beeinflussen. Die Anzahl der Hauptreinigungen ist zwar vom Roboterhersteller vorgegeben, in vielen Fällen ist es aber möglich mit nur zwei Reinigungsdurchgängen (pro 24 Stunden) zu arbeiten. Eine Hauptreinigung sollte in die frühen Morgenstunden von 2.00 bis 5.00 Uhr verlegt werden, da die Kühe zu dieser Zeit die Melkroboterboxen am wenigsten aufsuchen. Tunlichst vermieden werden sollte mit einer Hauptreinigung während der ersten Stunden nach der Futtervorlage zu beginnen. In dieser Phase sind die Kühe besonders aktiv. Eine Hauptreinigung zu diesem Zeitpunkt führt zu einer besonders starken Störung der Roboterbesuche.
Milchfluss sollte nicht zu hoch liegen
Langfristig lässt sich auch durch züchterische Maßnahmen die Melkzeit optimieren. Besonders der durchschnittliche technische Milchfluss (Milchmenge/gesamte Boxzeit) der Kühe spielt hier eine Rolle. Neben der Melkbarkeit fließt in diesen Wert auch das Tierverhalten beim Melken ein. Der Milchfluss sollte (je nach Rasse) zwischen 1,7 und 2,3 kg/min betragen. Bei Holsteins variiert der Milchfluss innerhalb einer Herde oft bis zu 30%. Auch wenn es für die Auslastung des Melkroboters nicht entscheidend ist, wenn Einzeltiere (!) einen geringen Milchfluss aufweisen, sollte dieses Merkmal jedoch besondere Aufmerksamkeit erhalten. Allerdings besteht eine negative Korrelation zwischen dem Milchfluss und der Eutergesundheit!
Eine Rolle spielt in diesem Zusammenhang sicherlich auch die Fruchtbarkeitslage der Herde. Je altmelker die Kühe sind, je höher der durchschnittliche Laktationstag, desto geringer fällt der Milchfluss aus. Deshalb ist es so wichtig, dass die Kühe schnell wieder tragend werden. Anzustreben ist ein durchschnittlicher Laktationstag der Herde von 170 bis 180 Tagen.
Nur aktive Kühe sind produktive Kühe
Die Klauengesundheit nimmt in AMS-Betrieben einen besonderen Stellenwert ein, denn nur klauengesunde Kühe laufen selbstständig und regelmäßig zum Melkroboter. Um eine gute Klauengesundheit sicherzustellen, ist ein regelmäßiger Klauenschnitt unerlässlich. Zu empfehlen sind im AMS-Betrieb drei Klauenschnitte pro Jahr. Es empfiehlt sich nicht alle Kühe gleichzeitig in den Klauenstand zu nehmen (Herdenschnitt), sondern die Tiere je nach Laktationsstadium zu versorgen. Besipielsweise zwischen dem 100. und 120. Laktationstag, anschließend nochmals zwischen dem 240. und 260. Laktationstag sowie 4 bis 6 Wochen vor dem Trockenstellen. So ist eine gute Klauengesundheit, insbesondere in der kritischen Phase Vorbereitung bis Hochleistung sichergestellt. Ein Herdenschnitt bringt hingegen unnötige Unruhe in den Bestand und „kostet“ letztlich ein paar Tage lang Milch.
Der Klauenschnitt sollte nach dem Melken erfolgen. Die Kühe können so direkt durch den Klauenstand getrieben werden. Parallel zur Klauenpflege können auch die Euterhaare abgeflammt werden, so lässt sich der Stress für die Kühe auf nur wenige Tage im Jahr reduzieren.
Um die Melkzeit zu verbessern sollte man immer wieder auch einen Blick auf den Kuhverkehr werfen. Gängig sind der freie Kuhverkehr, Milk First (melken zuerst) und Feed First (Futter zuerst). Mit allen drei Kuhverkehrs-Systemen sind hohe Milchleistungen möglich. Die Art des Kuhverkehrs beeinflusst im Wesentlichen den Aufwand für den Zutrieb sowie die Auslegung der Fütterung. In größeren Herden sollte man sich beim Stallneubau die Option eines geregelten Kuhverkehrs offen halten. Ob ein System funktioniert, lässt sich anhand der folgenden Werte beurteilen:
Freier Kuhverkehr: Die Abweisungen und Verweigerungen sollten bei mehr als 50% der gewünschten Melkungen liegen.
Geregelter Kuhverkehr: Mindestens 12 Torbewegungen pro Kuh und Tag sollten registriert werden.
Letztlich lässt sich auch über die Zucht die Melkzeit verbessern. Allerdings können züchterische Maßnahmen nur langfristig zu einer weiteren Steigerung der Leistung beitragen. Besondere Beachtung sollten die Merkmale Milchleistung, Milchfluss, Strichplatzierung hinten, Strichlänge und Fundamente erhalten.
Das Management entscheidet
Fazit: Der ökonomische Erfolg der Milchproduktion wird weniger durch das Melksystem als vielmehr durch das Herdenmanagement beeinflusst. Eine regelmäßige Datenanalyse erlaubt Aussagen über Effizienz und über mögliche Ansatzpunkte zur Optimierung des Melksystems. Fehler im Herdenmanagement wirken sich beim automatischen Melken auf jeden Fall massiver aus als im Vergleich zu konventionellen Systemen!
AMS-Praxistipps:
Um eine hohe Wirtschaftlichkeit zu erzielen, muss die tägliche Melkzeit, die pro AMS erzeugte Milch und Leistung pro Kuh stimmen.
Pro AMS sollten mindestens 2.000 kg mIlch in einer täglichen Melkzeit von 20,5 Stunden ermolken werden.
Die Melkzeit kann u.a. über Ansetzzeit und Abnahmeschwelle optimiert werden.