An Durchfall erkrankte Kälber können schnell austrocknen. Ab einem bestimmten Punkt müssen sie über Infusionen mit Flüssigkeit versorgt werden. So erkennen Sie den entscheidenden Punkt.
Durchfallerkrankungen bei Kälbern frühzeitig zu erkennen und dann den Schweregrad richtig beurteilen zu können, ist eine immens wichtige Fähigkeit für die in der Kälberaufzucht tätigen Personen. Denn der gesundheitliche Zustand und insbesondere der der Flüssigkeitsversorgung des Kalbes...
An Durchfall erkrankte Kälber können schnell austrocknen. Ab einem bestimmten Punkt müssen sie über Infusionen mit Flüssigkeit versorgt werden. So erkennen Sie den entscheidenden Punkt.
Durchfallerkrankungen bei Kälbern frühzeitig zu erkennen und dann den Schweregrad richtig beurteilen zu können, ist eine immens wichtige Fähigkeit für die in der Kälberaufzucht tätigen Personen. Denn der gesundheitliche Zustand und insbesondere der der Flüssigkeitsversorgung des Kalbes bestimmen darüber, wie intensiv es behandelt werden muss.
Je nach Zustand kann eine zur normalen Milchration ergänzende Elektrolyttränke ausreichen oder aber innerhalb kürzester Zeit eine Flüssigkeitsversorgung über eine Infusion nötig werden, damit das Kalb nicht dehydriert. Den rechtzeitigen Zeitpunkt zwischen „Elektrolyttränke reicht“ und „der Tierarzt muss eine Infusion verabreichen“ zu treffen, fällt leichter, wenn bei der Beurteilung des Kalbes systematisch vorgegangen wird.
Es gibt nur A oder B
Im Stall reicht es aus, durchfallkranke Kälber zunächst sicher in zwei Kategorien einteilen zu können. Und zwar in
- A: diejenigen, die noch stehen, selbstständig trinken können und weniger als 6% dehydriert sind.
- B: diejenigen, die nicht mehr von allein genügend trinken (Saugreflex schwach) und nicht aufstehen können.
- A: diejenigen, die noch stehen, selbstständig trinken können und weniger als 6% dehydriert sind.
- B: diejenigen, die nicht mehr von allein genügend trinken (Saugreflex schwach) und nicht aufstehen können.
Erstere – also die leichten Fälle der Kategorie A – können meist erfolgreich mit der zusätzlichen Gabe von Elektrolytlösungen als Zwischentränke (1 bis 2 Liter dreimal täglich; siehe Elite 4/2018, S. 32 ff.) behandelt werden. Da die Kälber auf Energie angewiesen sind, muss die normale Milchration (Tagesration mind. 10 bis 12% des Körpergewichtes auf drei Mahlzeiten) weitergefüttert werden. Die Gabe der Elektrolytlösung sollte erst beendet werden, wenn der Kot wieder eine normale Konsistenz aufweist.
Die Verabreichung von Elektrolytlösungen über eine Sonde (Drenchen) sollte nur als Notmaßnahme vorübergehend erfolgen, um ein erzwungenes „Pansentrinken“ zu vermeiden. Dabei für erkrankte Kälber unbedingt eine eigene Drenchsonde verwenden und nicht die Kolostrumsonde (Hygiene)!
Im Gegensatz dazu haben Kälber der Kategorie B – die schweren Fälle – meist zusätzlich zum Flüssigkeitsverlust eine Übersäuerung des Blutes und benötigen intravenöse Infusionen. Der Tierarzt ist umgehend zu rufen. Anhand der Hautelastizität und der Lage der Augäpfel beurteilt er/sie den Schweregrad der Austrocknung (Dehydratation, Übersicht 1) und ermittelt so die nötige Menge der Flüssigkeitszufuhr.
Den Austrocknungsgrad beurteilen
Die Hautelastizität wird durch das Hochziehen einer Hautfalte am Hals bestimmt. Normalerweise verstreicht die Hautfalte sofort, bei mittelgradig ausgetrockneten Kälbern gleitet sie verzögert zurück, bei hochgradig dehydrierten Tieren bleibt sie sogar stehen.
Die Lage des Augapfels wird durch ein Hinunterziehen des unteren Augenlides beurteilt. Normalerweise liegt der Augapfel direkt am unteren Augenlid an, wenn man das untere Augenlid mit dem Daumen nach unten zieht, sollte also keine Lücke zwischen Lid und Augapfel zu sehen sein. Bei dehydrierten Kälbern erscheint hier eine Lücke. Je stärker ein Kalb ausgetrocknet ist, desto größer ist dieser Spalt. Das Auge erscheint dann tiefer eingesunken.
Zeit für eine Infusion!
Kälber, die nicht mehr selbstständig saugen, festliegen oder die einen Dehydratationsgrad von mehr als 8% aufweisen, müssen die Flüssigkeit über eine Vene erhalten (Infusion durch Tierarzt). Der Tierarzt legt einen Venenkatheter in Hals- oder Ohrvene und die Elektrolytlösung (und zusätzlich je nach Bedarf Puffersubstanzen und Glukose) wird dem Kalb entweder schnell mit einer Sturzinfusion oder über einen Dauertropf zugeführt.
Beim Dauertropf werden üblicherweise innerhalb von 24 Stunden je nach Schweregrad fünf bis zehn Liter Flüssigkeit verabreicht. Über die Art der Zusammensetzung entscheidet der Tierarzt je nach Situation. Dem Kalb kann es einige Stunden nach Beginn der Infusion bereits besser gehen, sodass es aufstehen kann. Daher ist es sinnvoll, den Radius des Kalbes so einzugrenzen, dass es sich nicht die Infusion herausreißen kann (kleine Einzelbox). Damit das Kalb nicht auf den Infusionsschlauch tritt oder daran hängen bleibt, kann dieser an einer selbstaufrollenden Hundeleine (Flexileine) befestigt werden. Es muss regelmäßig kontrolliert werden, ob der Venenkatheter noch sitzt, die Infusionslösung problemlos tropft und ob der Infusionsschlauch nicht abgeknickt ist. Das entscheidet über den Behandlungserfolg!
Sonderfall Azidose
Hinweise auf eine Blutazidose liegen vor, wenn sich der Zustand des Kalbes bei alleiniger Flüssigkeitstherapie auch nach 24 Stunden nicht bessert. Hier muss erneut der Tierarzt hinzugezogen werden, denn in diesem Fall benötigen die Kälber eine Infusionsbehandlung mit speziellen Puffersubstanzen. Sofern das Kalb nach einer Sturzinfusion mit Natriumbikarbonat eine spontane Besserung zeigt und wieder selbstständig Flüssigkeit aufnehmen kann (typisches Anzeichen: es fängt an zu schmatzen), kann auf einen Dauertropf verzichtet werden. -kb-