In deutschen Milchkuhställen stehen zu wenig eutergesunde Kühe. Schwer therapierbare chronische Mastitiden und schwer verlaufende Euterentzündungen stellen einen Teil des Eutergesundheitsproblems dar. Ein Impfstoff verspricht gute Wirksamkeit gegen bestimmte Mastitiserreger.
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In deutschen Milchkuhställen stehen zu wenig eutergesunde Kühe. Schwer therapierbare chronische Mastitiden und schwer verlaufende Euterentzündungen stellen einen Teil des Eutergesundheitsproblems dar. Ein Impfstoff verspricht gute Wirksamkeit gegen bestimmte Mastitiserreger.
Ein Blick auf die Zellzahlen in Norddeutschland zeigt, dass 43 % der Kühe eine durchschnittliche Zellzahl von mehr als 100.000 pro ml Milch haben. Fast ein Viertel der Tiere stehen sogar in Herden mit über 200.000 Zellen. Außerdem gehören Euterentzündungen mit 16 % neben Fruchtbarkeitsproblemen (22 %) und Lahmheiten (7 %) zu den häufigsten Abgangsursachen. Klinische Mastitiden verursachen hohe Kosten, laut Literatur zwischen 70 und 520 € pro Tier. Die subklinische Form schlägt mit 60 bis 130 € zu Buche. Etwa drei Viertel dieser Kosten entstehen durch den Milchverlust. Der wiederum steigt mit zunehmender Laktationsnummer (Übersicht 1). Die hier genannten Zahlen beweisen:
- Zellzahlen in den Betrieben sind zu hoch.
- Viele Herden sind euterkrank.
- Betriebe verlieren viel Milch.
- Mastitisbedingte Abgangsraten sind teuer.
- Zellzahlen in den Betrieben sind zu hoch.
- Viele Herden sind euterkrank.
- Betriebe verlieren viel Milch.
- Mastitisbedingte Abgangsraten sind teuer.
Hohes Mastitisrisiko
Die meisten Mastitiden entstehen im ersten Laktationsmonat. Dabei liegt der Ursprung vieler Euterentzündungen in der Trockenstehphase, denn eine Vielzahl der Zitzenkanäle ist kurz nach dem Trockenstellen noch bzw. in den letzten Tagen vor der Kalbung bereits wieder geöffnet, sodass Erreger sehr leicht ins Eutergewebe vordringen können. Bei den Infektionserregern unterscheidet man grundsätzlich:
- Umweltkeime aus der Umgebung der Tiere (z. B. Escherichia coli, Streptococcus uberis).
- Hautassoziierte Keime, die auf der Zitzenhaut haften (zum Beispiel Koagulase negative Staphylococcen/KNS).
- Kuhassoziierte, ansteckende Keime, die das Eutergewebe besiedeln und beim Melken übertragen werden. Zu Letzteren gehört der Erreger Staphylococcus aureus. Man erkennt den Erreger oft anhand dauerhaft erhöhter Zellzahlen. Der Erregernachweis ist dadurch erschwert, dass die Bakterien nicht immer mit der Milch ausgeschieden werden. Er dringt tief ins Drüsengewebe ein. Dort können sich Entzündungsherde abkapseln, sodass die Bakterien dann nicht in der Milch zu finden sind.
- Umweltkeime aus der Umgebung der Tiere (z. B. Escherichia coli, Streptococcus uberis).
- Hautassoziierte Keime, die auf der Zitzenhaut haften (zum Beispiel Koagulase negative Staphylococcen/KNS).
- Kuhassoziierte, ansteckende Keime, die das Eutergewebe besiedeln und beim Melken übertragen werden. Zu Letzteren gehört der Erreger Staphylococcus aureus. Man erkennt den Erreger oft anhand dauerhaft erhöhter Zellzahlen. Der Erregernachweis ist dadurch erschwert, dass die Bakterien nicht immer mit der Milch ausgeschieden werden. Er dringt tief ins Drüsengewebe ein. Dort können sich Entzündungsherde abkapseln, sodass die Bakterien dann nicht in der Milch zu finden sind.
Auch ist die Antibiotikabehandlung einer solchen Infektion schwierig bzw. der Therapieerfolg relativ gering ( 30 % während der Laktation), da das Antibiotikum nicht in Kontakt mit dem Erreger kommt. Eine S. aureus-Infektion kann nicht selten zwei und mehr Euterviertel einer Kuh betreffen und damit die Laktationsleistung deutlich reduzieren.
Terminorientierte Impfung
Sind Mastitisprobleme im Betrieb auf bestimmte Erreger zurückzuführen, gibt es zwei mögliche Impfstrategien: die Grundimmunisierung aller Kühe unabhängig vom Laktationsstadium. Das bringt schnelle Resultate, jedoch sind die Immunitätsdauer nur kurz und viele Tiere in der Frühlaktation nicht ausreichend geschützt.
Drei Injektionen während und nach der Trächtigkeit:
- Die erste Impfung erfolgt 45 Tage vor dem voraussichtlichen Abkalbetermin, die zweite zehn Tage vorher, also während der Transitphase, und die dritte zwischen dem 50. bis 60. Laktationstag.
- Dieses Impfschema legt den Fokus auf die Vorbeuge vor der Periode mit dem größten Mastitisrisiko und der größten Milchproduktion.
- Zwei Wochen nach der ersten Verabreichung wird das Infektionsrisiko in der Trockenstehzeit laut Herstellerangaben verringert, setzt also die Immunitätsbildung ein.
- Die erste Impfung erfolgt 45 Tage vor dem voraussichtlichen Abkalbetermin, die zweite zehn Tage vorher, also während der Transitphase, und die dritte zwischen dem 50. bis 60. Laktationstag.
- Dieses Impfschema legt den Fokus auf die Vorbeuge vor der Periode mit dem größten Mastitisrisiko und der größten Milchproduktion.
- Zwei Wochen nach der ersten Verabreichung wird das Infektionsrisiko in der Trockenstehzeit laut Herstellerangaben verringert, setzt also die Immunitätsbildung ein.
Eine längere Immunität (insgesamt drei bis vier Monate) wird aber erst durch die dreimalige terminorientierte Impfung erreicht.
Längerfristige Erfahrungen in Futterkamp
In der Futterkamper Milchkuhherde wurde trotz eines insgesamt guten bis sehr guten Eutergesundheitsstatus um die 100.000 Zellen/ml der Herde (Übersicht 3), im November 2010 der Entschluss für eine Startvac-Impfung gefasst.
Hauptgrund für die Impfentscheidung war, dass drei Prozent der Kühe in der Herde als S. aureus-Träger bekannt waren. Aufgrund der oben beschriebenen Problematik eines erschwerten Erregernachweises ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Anzahl tatsächlich infizierter Milchkühe höher ausfällt.
Vorrangiges Ziel der Impfung war eine Reduktion der S. aureus-Ausscheider und dadurch Schutz der Milchkühe in Herde vor einer Neuansteckung.
Impfstrategie in Futterkamp
Um eine gewünscht längerfristige Immunität, vor allem während der Frühlaktation, zu erzielen, wurde in Futterkamp die dreimalige terminorientierte Impfung (Kosten des Impfstoffes: 3 x 12 €/Tier) durchgeführt:
- Impfung: zum Trockenstellen (45 Tage vor Kalbung),
- Impfung: ca. 10 Tage vor der Kalbung,
- Impfung: am 50 – 60. Laktationstag.
- Impfung: zum Trockenstellen (45 Tage vor Kalbung),
- Impfung: ca. 10 Tage vor der Kalbung,
- Impfung: am 50 – 60. Laktationstag.
Dabei wurden alle Kühe in die Impfung einbezogen, die mindestens eins der folgenden Merkmale aufwiesen:
- Bekannte S. aureus-Infektion (sechs Kühe).
- Infektion mit KNS bzw. coliformen Keimen in der vorangegangenen Laktation,
- Zellzahl 100.000/ml bei einem Euterviertel zum Zeitpunkt der Viertelgemelksuntersuchung 14 Tage vor dem Trockenstellen (mit oder ohne Erregernachweis).
- Bekannte S. aureus-Infektion (sechs Kühe).
- Infektion mit KNS bzw. coliformen Keimen in der vorangegangenen Laktation,
- Zellzahl 100.000/ml bei einem Euterviertel zum Zeitpunkt der Viertelgemelksuntersuchung 14 Tage vor dem Trockenstellen (mit oder ohne Erregernachweis).
Von 124 Kühen wurden bislang 157 Laktationen ausgewertet, zu bzw. in denen eine Startvac-Impfung vorgenommen wurde. Im Vergleich dazu wurden 197 Laktationen von 150 Kühen ohne eine derartige Impfung in diese Auswertung einbezogen. Es handelte sich dabei ausschließlich um Mehrkalbskühe. Übersicht 4 zeigt, dass der Anteil der geimpften Tiere mit steigender Laktationszahl zunimmt.
Gleiche Milchleistung
Die Kühe wiesen in der letzten Milchkontrolle vor dem Trockenstellen eine Milchleistung von durchschnittlich 22 kg (mit Impfung) bzw. 24 kg ECM/Tag (ohne Impfung) auf. Beide Tiergruppen starteten in die nachfolgende Laktation mit über 44 kg ECM, unabhängig davon, ob sie eine Impfung erhielten oder nicht.
Reduzierte Zellzahl zu Laktationsbeginn
Während diejenigen Kühe, bei denen keine Impfung erfolgte, in allen Milchkontrollen der letzten Laktation eine Zellzahl unter 60.000 pro ml Milch aufwiesen, lag die Zellzahl bei denjenigen Kühen, die eine Startvac-Impfung erhielten, in der sechsten bis dritten Milchkontrolle vor dem Trockenstellen zwischen 113.000 und 134.000 pro ml und dann in der vorletzten und letzten Milchkontrolle bei 192.000 und 173.000 pro ml. Damit war sie deutlich höher und spiegelt letztlich auch einen der Hauptgründe zur Impfentscheidung für diese Tiere wider (Übersicht 6).
Umso deutlicher wird dann der unterschiedliche Zellzahlverlauf nach der Kalbung. Die ungeimpften Tiere wiesen in den ersten beiden Milchkontrollen einen Zellzahlanstieg auf 130.000 bzw. fast 160.000 Zellen/ml auf. Zur 3. Milchkontrolle sank dieser wieder und pegelte sich auf ein Niveau um die 100.000 Zellen/ml ein.
Die Zellzahlentwicklung bei den mit Startvac geimpften Kühen verlief genau entgegengesetzt: das Niveau war vor dem Trockenstellen deutlich höher, nach der Kalbung in den ersten zwei Milchkontrollen dann aber wesentlich niedriger als bei den ungeimpften Tieren. Ab der 4. Milchkontrolle erreichten die Startvac-Kühe dann wieder ihr Zellzahlniveau der vorangegangenen Laktation.
Verringerte Zahl der Mastitiden
Eine weitere Einschätzung der Eutergesundheit beschränkte sich nur auf diejenigen Kühe, die sowohl Laktationen mit, als auch ohne eine Startvac-Impfung aufwiesen. Das betraf 47 Kühe mit 55 Laktationen, zu denen eine Impfung erfolgte und 54 Laktationen, zu denen keine Impfung erfolgte.
Von diesen 55 „geimpften“ Laktationen trat in 16 Fällen (29 %) und bei den 54 „nicht geimpften“ Laktationen in 20 Fällen (37 %) mindestens eine klinische Mastitis auf.
Fazit
Die Startvac-Impfung in Futterkamp führte bei Kühen, die S. aureus–Träger sind bzw. vorangegangene Infektionen mit KNS oder coliformen Keimen aufwiesen und/oder kurz vor dem Trockenstellen eine Zellzahl 100.000/ml (bei einem Euterviertel) aufwiesen, zu einer deutlichen Zellzahlreduzierung in der Frühlaktation und einer verringerten Rate klinischer Mastitiden. Dieses dürfte die immunitätsstärkende Wirkung der Impfung unterstreichen.
Trotz der positiven Effekte dieser Impfmaßnahme kann die Startvac-Impfung letztlich immer nur ein Glied in der Kette aller eutergesundheitserhaltenden Maßnahmen im Milchkuhbestand sein: Angefangen bei der entsprechenden Haltungs-, Melk- und Fütterungshygiene, über die bedarfsgerechte Versorgung der Tiere bis hin zur Erreichung einer guten Abwehrlage der Kühe.