Brunst ist nicht gleich Brunst. Wer die Aktivität der Kühe in die Entscheidung für das Fruchtbarkeitsprogramm einbezieht, kann den Hormoneinsatz reduzieren.
Jeder möchte eine gute Fruchtbarkeit und eine frischmelkende Herde: Das spart Kosten, steht für gesunde Kühe und steigert die Leistung. Aus Nordamerika kommt häufig die Empfehlung, das Fruchtbarkeitsmanagement komplett...
Brunst ist nicht gleich Brunst. Wer die Aktivität der Kühe in die Entscheidung für das Fruchtbarkeitsprogramm einbezieht, kann den Hormoneinsatz reduzieren.
Jeder möchte eine gute Fruchtbarkeit und eine frischmelkende Herde: Das spart Kosten, steht für gesunde Kühe und steigert die Leistung. Aus Nordamerika kommt häufig die Empfehlung, das Fruchtbarkeitsmanagement komplett über terminierte Besamung (Hormonprogramme) zu organisieren. Damit lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Doch Reproduktionsprogramme wie OvSynch erfordern viel Genauigkeit und Protokolltreue und somit zuverlässige Mitarbeiter. Auch Verbraucher bewerten einen häufigen Einsatz von Hormonen kritisch.
An der Universität British Columbia (Kanada) wird deshalb untersucht, ob sich mit Aktivitätsmesssystemen ähnlich gute Ergebnisse wie mit Hormonprogrammen erzielen lassen und wie die Methoden kombiniert werden können. Dabei kam heraus: Wer sich die Informationen über die Aktivität seiner Kühe zunutze macht, kann kritische Kühe früh identifizieren und so die Fruchtbarkeit verbessern.
Nicht alle Brunsten sind gleich
Intensität und Dauer einer Brunst haben einen direkten Einfluss darauf, wie gut eine Kuh nach einer Besamung tragend wird. Je aktiver sie ist, desto besser nimmt sie auf (Übersicht 1)! Die Trächtigkeitsraten von Kühen mit hoher und niedriger Aktivität unterscheiden sich dabei um 10 bis 15%. Dieser Zusammenhang zeigte sich, egal ob es sich bei den Kühen um eine spontane oder eine durch ein Hormonprogramm ausgelöste Brunst handelte. Auch bei Embryotransfers (unabhängig ob frisch, eingefroren, in-vitro) fand sich dieses Bild.
Das zeigt sich auch bei der Liegezeit: Je mehr sich eine Kuh während der Brunst im Vergleich zum Rest des Zyklus bewegt (und je weniger sie liegt), desto höher sind die Trächtigkeitsraten pro Besamung. Dies war zudem mit einer reduzierten Anzahl misslungener Ovulationen und einem besseren Progesteronprofil um die Besamung herum verknüpft.
Gesunde Kühe, weniger Probleme
Warum eine Kuh bei einer Brunst mit höherer Aktivität besser aufnimmt, liegt an einer Kombination aus Tiergesundheit und Hormonausstattung:
- Transitphase gut gestalten: In verschiedenen Versuchen wiesen 74,7% der Kühe mit Endometritis und 71,1% der Kühe mit Kalbeschwierigkeiten keinen Aktivitätsanstieg vor dem 30. Laktationstag auf. Dieser war jedoch mit einer guten Fruchtbarkeit verknüpft (Übersicht 2).
- Gesunde Kühe nehmen besser auf: Lahmheit und geschwollene Sprunggelenke verschlechtern die Brunsterkennung, Klauenerkrankungen oder Verletzungen an den Beinen reduzieren die Trächtigkeitsrate.
- Die Ausprägung der Brunstsymptome hängt u.a. von der Follikelgröße ab: Bei einer hohen Konzentration von Östradiol (Östrogene, Geschlechtshormone) war die Brunstaktivität stärker ausgeprägt. Auch der Progesterongehalt spielt eine Rolle.
- Brunstaktivität ist mit dem Eisprung verknüpft: Eine kurze Brunst mit wenig Aktivität resultiert häufiger in misslungenen Ovulationen (Übersicht 3).
- Auch die Umgebungstemperatur nimmt Einfluss: Je höher der Temperatur-Luftfeuchte-Index (THI), desto geringer ist der Aktivitätsanstieg.
- Transitphase gut gestalten: In verschiedenen Versuchen wiesen 74,7% der Kühe mit Endometritis und 71,1% der Kühe mit Kalbeschwierigkeiten keinen Aktivitätsanstieg vor dem 30. Laktationstag auf. Dieser war jedoch mit einer guten Fruchtbarkeit verknüpft (Übersicht 2).
- Gesunde Kühe nehmen besser auf: Lahmheit und geschwollene Sprunggelenke verschlechtern die Brunsterkennung, Klauenerkrankungen oder Verletzungen an den Beinen reduzieren die Trächtigkeitsrate.
- Die Ausprägung der Brunstsymptome hängt u.a. von der Follikelgröße ab: Bei einer hohen Konzentration von Östradiol (Östrogene, Geschlechtshormone) war die Brunstaktivität stärker ausgeprägt. Auch der Progesterongehalt spielt eine Rolle.
- Brunstaktivität ist mit dem Eisprung verknüpft: Eine kurze Brunst mit wenig Aktivität resultiert häufiger in misslungenen Ovulationen (Übersicht 3).
- Auch die Umgebungstemperatur nimmt Einfluss: Je höher der Temperatur-Luftfeuchte-Index (THI), desto geringer ist der Aktivitätsanstieg.
Unterkonditionierte, mehrlaktierende oder hochleistende Kühe bzw. Kühe zu Beginn der Laktation sind also Risikokandidaten für eine gering ausgeprägte Brunst.
Hormone nur für inaktive Kühe
Mithilfe dieser Ergebnisse lassen sich Fruchtbarkeitsprogramme entwickeln, die mit weniger Hormonen auskommen. Denn Kühe mit ausgeprägten Brunstsymptomen werden gut von alleine tragend. Die Herausforderung ist nun, diejenigen Kühe früh zu finden und mit einer Hormongabe zu unterstützen, deren Besamungserfolg kritisch ist. Die Selektion kann mithilfe der Aktivitätsmessung erfolgen.
Dabei muss man nicht auf hohe Fruchtbarkeitsleistungen verzichten, denn selektive Programme führen zu ebenso guten Ergebnissen wie reine Hormonprogramme. Bei einem von der Universität British Columbia initiierten Versuch war die Fruchtbarkeit von Kühen, die entweder nach Aktivität (und übriggebliebene Tiere später mit OvSynch) oder komplett über ein Doppel-OvSynch besamt wurden (Übersicht 4, S. 38), gleich gut. Bei beiden Gruppen fand die Besamung am 85.±3. Laktationstag statt. AAM-Kühe (Brunsterkennung durch Aktivität) wiesen im Vergleich zu Kühen in der Doppel-OvSynch-Gruppe eine 1,3-fache Wahrscheinlichkeit auf, am 88. Laktationstag tragend zu sein. Allerdings schafften das nicht alle Versuchsbetriebe, was zeigt, dass das Management einen Einfluss hat.
Insgesamt scheint es „gefahrlos“ möglich zu sein, den Kühen nach der freiwilligen Wartezeit einen Zeitraum von ca. drei Wochen für eine spontane Brunst zuzugestehen. Erst danach sollten sie in ein hormonelles Fruchtbarkeitsprogramm überführt werden, um vergleichbare Ergebnisse wie mit Hormonprogrammen zu erzielen. Als Merkhilfe gilt: Solange alle Kühe vor dem 100. Laktationstag das erste Mal besamt werden, passt das Fruchtbarkeitsmanagement eines Betriebs.
Tipp: Bei geringer Brunstintensität könnte eine Injektion mit GnRH (Dosis nach Herstellerempfehlung, einmalig zur Besamung) helfen. In Versuchen zeigten diese Kühe eine um 10 bis 15% höhere Trächtigkeitsrate pro Besamung. Kühe, die ohnehin eine hohe Brunstintensität aufwiesen, profitierten deutlich weniger (+4%).
Fazit
Kühe mit einer starken Ausprägung der Brunstsymptome und einem Aktivitätsanstieg nehmen meist gut auf. Wer mithilfe ei-nes Aktivitätsmesssystems „stille“ Kühe aufspürt, die in den ersten Brunsten nach der Kalbung eine geringe Aktivität aufweisen, kann diese gezielt in ein Hormonprogramm überführen. So lassen sich Hormone einsparen und trotzdem eine gute Fruchtbarkeit der Herde sicherstellen.-cs-