Das Labor der Rinderklinik, Uni München, untersucht Mastitis-Milchproben vor dem Hintergrund, nur dann antibiotische Wirkstoffe einzusetzen, wenn sie nötig sind.
Welche Therapie braucht eine Kuh mit klinischer Mastitis?
Dr. Petzl: Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad (leicht, mittel, schwere Euterentzündung) und wird demnach von Fall zu Fall vom Tierarzt individuell entschieden. Ist nur das Viertel sichtbar erkrankt (Flocken in der Milch, Euterschwellung), genügen...
Das Labor der Rinderklinik, Uni München, untersucht Mastitis-Milchproben vor dem Hintergrund, nur dann antibiotische Wirkstoffe einzusetzen, wenn sie nötig sind.
Welche Therapie braucht eine Kuh mit klinischer Mastitis?
Dr. Petzl: Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad (leicht, mittel, schwere Euterentzündung) und wird demnach von Fall zu Fall vom Tierarzt individuell entschieden. Ist nur das Viertel sichtbar erkrankt (Flocken in der Milch, Euterschwellung), genügen Schmerzmittel und abhängig vom Einzelfall antibiotische Eutertuben. Ist die ganze Kuh erkrankt (Fieber, Allgemeinstörungen), dann wird sie auch vor dem Hintergrund des Tierwohls sofort mit Schmerzmitteln, Flüssigkeit (Drenchen/Infusion) und ggfs. einem Antibiotikum behandelt. Bei der schweren Mastitis steht die Sofortbehandlung im Vordergrund. Die Ergebnisse so einer Milchprobe dienen dann im Nachhinein der Bestandsinformation.
Muss man bei sichtbaren Flocken schon antibiotisch behandeln?
Dr. Petzl: Bei diesen leichten und mittelschweren Mastitiden warten wir auf die Ergebnisse der Milchproben. Bei uns werden deshalb bei jedem Mastitis-Fall Viertelgemelksproben gezogen und in unserem Hauslabor untersucht. So kann bereits am Folgetag ein Mastitis-Erreger festgestellt werden und eine schnelle Entscheidung über die Behandlung getroffen werden. Finden wir in der Probe keine Erreger mehr, ist kein Antibiotikum nötig.
Anschließend testen wir im Labor, welches der uns verfügbaren Antibiotika gegen diesen Erreger wirkt (Antibiogramm). Nicht jede Mastitis erfordert ein Antibiotikum. Manche Erreger (Streptokokken) sprechen gut darauf an, andere werden durch die körpereigene Abwehr der Kuh bekämpft (Koliforme Keime) und müssen nicht antibiotisch behandelt werden. Wieder andere sind nur kurzfristig verschwunden und kommen schnell zurück ins Euter (Umweltkeime).
Hier sind wiederholte antibiotische Behandlungen nicht sinnvoll, sondern dies erfordert vor allem Verbesserung im Hygienemanagement und den Umweltbedingungen.
Wie wichtig ist die entzündungshemmende Behandlung?
Dr. Petzl: Für mich ist sie sehr wichtig, denn während einer akuten Euterentzündung leidet die Kuh unter einer überschießenden Entzündungsreaktion. Diese ist mit Schmerzen verbunden, weshalb wir die Kühe systemisch mit einem entzündungshemmenden Arzneimittel behandeln.
Darüber hinaus verwenden wir auch im Euter entzündungshemmende Medikamente, kombiniert mit einem Antibiotikum, um lokal das Beste für das Tier zu tun.
Welchen Erreger finden Sie am häufigsten bei Mastitis?
Dr. Petzl: Vor allem grampositive Umwelt-Erreger – ungefähr die Hälfte der bei uns nachgewiesenen Bakterien. Dazu zählt vor allem Streptococcus uberis, aber auch Laktokokken und Enterokokken. Falls man Enterokokken findet, da wirken in der Tat nicht alle Antibiotika.
Wie sind die Ergebnisse Ihrer Antibiogramme?
Dr. Petzl: Die meisten Mastitis-Erreger sind sensibel gegenüber herkömmlichen Wirkstoffen, vor allem gegenüber Aminopenicillin (wie Amoxicillin) kombiniert mit Clavulansäure. Mit dieser Kombination arbeiten wir überwiegend, da wir eine sehr gute Sensibilitätslage im Labor vorfinden (s. Übersicht). Hierdurch muss fast nie auf Reserve-Antibiotika (z.B. Cefquinom) zurückgegriffen werden.
Was wirkt bei Staphylokokkus aureus?
Dr. Petzl: In der Tat sind bei diesem „Problemkeim“ Antibiotika häufig nicht erfolgreich. Hier ist eine Einzelfallbetrachtung wiederum wichtig. Bei neu auftretenden Fällen behandeln wir antibiotisch über fünf Tage in der Laktation.
Tiere mit S. aureus-Nachweis werden mithilfe eines antibiotischen Trockenstellers in der Trockenperiode behandelt. Entscheidend ist die Erfolgskontrolle der Behandlung. Chronische Fälle sollten nicht behandelt, sondern gemerzt werden. Sie sind ein ständiges Infektionsrisiko für andere Tiere in der Herde. -mw-