Die Ergebnisse eines Praxisversuches zeigen, dass die Bestandsimpfung sowohl Kälber als auch Kühe vor Symptomen der Rindergrippe schützt und zusätzlich die Immunantwort in der Milchkuherde stärkt.
Zu hohe Zellzahlen, zu hohe Abgangsraten; viele Rinder und Kühe an Grippe erkrankt. Am Standort der Osterland Agrar GmbH in Prießnitz (Sachsen), an dem derzeit 600 Kühe immer noch in alten DDR-Stallungen gemolken werden, ließ die Herdengesundheit zu wünschen übrig.
„Die...
Die Ergebnisse eines Praxisversuches zeigen, dass die Bestandsimpfung sowohl Kälber als auch Kühe vor Symptomen der Rindergrippe schützt und zusätzlich die Immunantwort in der Milchkuherde stärkt.
Zu hohe Zellzahlen, zu hohe Abgangsraten; viele Rinder und Kühe an Grippe erkrankt. Am Standort der Osterland Agrar GmbH in Prießnitz (Sachsen), an dem derzeit 600 Kühe immer noch in alten DDR-Stallungen gemolken werden, ließ die Herdengesundheit zu wünschen übrig.
„Die Zellzahlen in der Milch stiegen auf 250.000 Zellen/ml im Schnitt an“, erinnert sich Edo Steenbergen. Er leitet die Milchkuhhaltung bei der Osterland Agrar GmbH. „Das Immunsystem der Tiere war einfach geschwächt, und die suboptimalen Haltungsbedingungen trugen zusätzlich dazu bei, dass es nicht besser wurde“, ergänzt die betreuende Tierärztin, Dr. Marion Setz vom TVG Team Veterinärmedizin GmbH.
Impfung ab der zweiten Lebenswoche
Da viele Kühe und Kälber Grippesymptome zeigten, entschied sich die Tierärztin für eine Bestands-impfung mit einem Rindergrippe-Impfstoff, der einen mindestens sechs Monate andauernden Impfschutz gegen BBRSV, PI3 und M. haemolytika bewirkt. Durch die Impfung sämtlicher Tiere besteht ein Schutz für alle Tiere zum gleichen Zeitpunkt, wodurch die Erregerausscheidung und der Infektionsdruck sinken.
„Da der Impfstoff als Bestandsimpfung zugelassen ist, also auch für Kühe in jedem Trächtigkeitsstadium, impften wir im März 2017 alle Tiere am Standort Prießnitz. Nur die Nachzucht konnten wir nicht gleich komplett impfen, die Kälber müssen mindestens zwei Wochen alt sein. Nach drei Wochen erhalten sie die zweite Impfung und danach konnten wir sie in die Bestandsimpfung eingliedern“, so die Tierärztin.
Zellzahlen halbiert
Gespannt warteten Dr. Marion Setz und Edo Steenbergen auf das Ergebnis der Impfung. „Wir impften im Frühjahr, da verbessert sich ja meistens die Grippesituation. Wir waren gespannt, ob der Impfschutz auch im Herbst anhält. Und tatsächlich: Wir hatten so gut wie keine Symptome der Rindergrippe, im Gegenteil, die gesamte Herdengesundheit verbesserte sich deutlich“, so Dr. Marion Setz. „Da jede Impfung auch einen gewissen Stress mit sich bringt, hatten wir eigentlich eine Verschlechterung der Zellzahlen unmittelbar nach der Impfung erwartet. Doch das Gegenteil war der Fall. Die Eutergesundheit wurde immer besser, sodass wir aktuell im Schnitt bei 138.000 Zellen/ml liegen. Außerdem ging die Anzahl der klinischen Mastitiden von Monat zu Monat zurück.“ Sie führt diesen Effekt auf das dank der Impfung stabilere Immunsystem zurück. Durch die insgesamt verbesserte Herdengesundheit sank der Infektionsdruck unter den Kühen, was Edo Steenbergen auch bei den Kälbern merkt. „Die Kälber sind wesentlich stabiler. Bisher waren noch keine Gruppenbehandlungen bei den Kälbern notwendig und wenn mal eines erkrankt, dann ist die Erkrankung nicht mehr so schwer und viel besser behandelbar.“
Mittlerweile sieht das Impfschema wie folgt aus:
- Kälber: Grundimmunisierung am 14. Lebenstag, halbjährliche Boosterung
- Kühe: Bestandsimpfung im April und im Oktober
- Kälber: Grundimmunisierung am 14. Lebenstag, halbjährliche Boosterung
- Kühe: Bestandsimpfung im April und im Oktober
Stallbedingungen verbessern
Trotz der verbesserten Herdengesundheit bleibt bei Edo Steenbergen die Unzufriedenheit über die suboptimalen Stallbedingungen. „Wenn man neu bauen will, investiert man natürlich nicht mehr so viel in die bestehenden Ställe. Doch der Neubau hat sich aufgrund der Milchpreissituation in 2017 verzögert. Deshalb versuchen wir jetzt im Kleinen Verbesserungen zu erreichen. Wir statten z.B. gerade die Liegeboxen mit neuen Gummimatten aus, damit die Kühe bequemer liegen können, und optimieren die Liegeboxenpflege mit regelmäßiger Stroheinstreu und Kalk. Die Laufgänge werden aufgeraut, dadurch sind sie weniger rutschig. Schließlich wollen wir mit einem möglichst gesunden und stabilen Bestand in einen neuen Kuhstall einziehen.“-mw, ve-