Der Einfluss einer hohen Grundfutterleistung auf den finanziellen Erfolg wird jedoch noch vielfach unterschätzt.
Dass gute Gras- und Maissilagequalitäten das Fundament einer wirtschaftlich erfolgreichen Milchproduktion bilden, ist hinlänglich bekannt. Ein Blick in die Daten des aktuellen Rinderreports Schleswig-Holstein lässt jedoch vermuten, dass der Einfluss der Grundfutterleistung auf den finanziellen Erfolg noch vielfach unterschätzt oder sogar falsch eingeschätzt wird.
Rund zwei Drittel der gesamten Direktkosten entfallen auf die Futterkosten (etwa 50% der Vollkosten). Ein jeder Milcherzeuger sollte sich deshalb regelmäßig mit dieser Kostenposition auseinandersetzen. Um zu verhindern, dass etwas aus dem Ruder läuft, ist es sinnvoll, den Kennwert IOFC (income over feed cost) zu berechnen. Dazu müssen vom Milchgeld nur die Futterkosten abgezogen werden. Die Summe unter dem Strich bleibt zur Deckung der restlichen Kosten übrig. Auffällig sind die extremen Abweichungen von 1.070 € pro Milchkuh, die sich bei der Kennzahl IOFC in den spezialisierten Milchkuhbetrieben im Norden finden. In einer Herde mit 100 Kühen entspricht dies theoretisch einer Differenz von 107.000 € pro Jahr! Eine solche Summe kann über die langfristige Existenz eines Unternehmens entscheiden, denn sie steht den Unternehmern zusätzlich zur Deckung aller Kosten oder als Gewinnpuffer zur Verfügung.
Zurückzuführen sind diese deutlichen Unterschiede beim IOFC maßgeblich auf die (rechnerisch) aus dem Grundfutter ermolkenen Milchleistungen. So bleiben in den Milchkuhbetrieben mit einer sehr hohen Grundfutterleistung (über 5.000 kg) 2.090 € pro Kuh und Jahr mehr übrig, in Betrieben mit einer geringen Grundfutterleistung (unter 2.000 kg) jedoch nur 1.019 € pro Kuh und Jahr. Bei geringen Grundfutterleistungen wird selbst bei einem Milchpreis von über 38 Cent kein positives kalkulatorisches Betriebszweigergebnis erreicht. Die Futterkosten fressen hier das Milchgeld auf!
Eine niedrige Grundfutterleistung muss nicht zwangsläufig auf einer schlechten Grundfutterqualität beruhen, auch scheint der Maissilageanteil keine Rolle zu spielen. Die Ursache liegt häufig in einem sehr unkontrollierten Kraftfuttereinsatz nach dem Motto „viel hilft viel“. Gefressen wird das Kraftfutter von den Kühen immer – nur wird es oft erst gar nicht benötigt! Eine Grundfutterleistung von unter 3.500 (4.000 kg) ist in der Regel ein deutlicher Hinweis darauf, dass bei der Fütterung etwas nicht stimmt (zu hoher Kraftfutterverbrauch). Klar ist aber auch, dass mit niedrigen Milchleistungen keine hohen Grundfutterleistungen erreicht werden können, da das Potenzial des guten Grundfutters nicht völlig ausgenutzt werden kann. Dies ist besonders immer dann der Fall, wenn eine (Teil-)Mischration gefüttert wird. Um hohe Grundfutterleistungen über 4.500 kg Milch zu erreichen, muss eine stabil hohe jährliche Milchleistung von 9.500 kg und mehr ermolken werden.
Die Betriebe mit den höchsten Grundfutterleistungen im Norden erzielen mit 9.787 kg eine um 1.900 kg höhere Milchleistung und damit auch 689 € höhere Milcherlöse. Dennoch fallen die Futterkosten um 381 € pro Kuh/Jahr niedriger aus. Eine Folge des geringeren Kraftfutteraufwands (nur 242 g KF/kg ECM)!
Der Aufbau eines Fütterungscontrollings ist eine unabdingbare Aufgabe der Betriebsleitung, die nicht vernachlässigt werden darf. Dies ist mit einfachen Mitteln möglich. Zum Einstieg genügt es eigentlich schon, die Trockenmasseaufnahme der Kühe und die Kraftfuttermenge regelmäßig zu erfassen, zum Beispiel jeden zweiten Freitag, und anschließend den IOFC zu berechnen. So wird sichergestellt, dass relativ schnell reagiert werden kann, wenn die Daten von den Zielwerten abweichen. G. Veauthier
Der Aufbau eines Fütterungscontrollings ist eine unabdingbare Aufgabe der Betriebsleitung, die nicht vernachlässigt werden darf. Dies ist mit einfachen Mitteln möglich. Zum Einstieg genügt es eigentlich schon, die Trockenmasseaufnahme der Kühe und die Kraftfuttermenge regelmäßig zu erfassen, zum Beispiel jeden zweiten Freitag, und anschließend den IOFC zu berechnen. So wird sichergestellt, dass relativ schnell reagiert werden kann, wenn die Daten von den Zielwerten abweichen. G. Veauthier
Tipp: Eine Excel-Datei zur Berechnung der Grundfutterleistung Ihrer Kühe und des IOFC bietet Möller-Agrarmarketing an. Die Dateien können Sie kostenlos im Internet herunterladen unter
www.moeller-agrarmarketing.de/gratis-tool-milch-check-testen/