Im Zuge der im Greening geforderten erweiterten Fruchtfolge bietet sich Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) als Anbaualternative für Betriebe mit hohem Maisanteil an. Infos zu Anbau, Ernte, Silierung und Einsatz von GPS in der Milchviehfütterung.
Etwa 50 ha Mais für Silage und CCM, 20 ha Ackergras und 30 ha Grünland – bisher eine durchaus...
Im Zuge der im Greening geforderten erweiterten Fruchtfolge bietet sich Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) als Anbaualternative für Betriebe mit hohem Maisanteil an. Infos zu Anbau, Ernte, Silierung und Einsatz von GPS in der Milchviehfütterung.
Etwa 50 ha Mais für Silage und CCM, 20 ha Ackergras und 30 ha Grünland – bisher eine durchaus gängige Aufteilung der Anbaukulturen eines Milchviehbetriebs. Doch diese enge Fruchtfolge wird künftig, bedingt durch die neuen Greening-Regelungen, nicht mehr möglich sein. Anbaudiversivizierung lautet das Stichwort, das nun, neben den ökologischen Vorrangflächen, erfüllt werden muss (siehe Kasten). Grünland wird nicht als Hauptkultur angerechnet.
Schaut man sich das oben genannte Beispiel an, fällt zunächst auf, dass die Fruchtfolge um eine dritte Hauptfrucht erweitert werden muss. Dabei darf die 1. Hauptfrucht (Mais) nicht mehr als 75 % der Gesamtfläche betragen und die 1. und 2. Hauptfrucht (Ackergras) zusammen dürfen ≤ 95 % nicht überschreiten. Um die Fruchtfolge auf die notwendigen drei Kulturen auszuweiten, würde es hier ausreichen, 5 ha Mais (oder Ackergras) durch Wintergetreide zu ersetzen. Das Getreide anstatt einer Druschfrucht als Ganzpflanzensilage zu nutzen, ist zwar kein ganz gleichwertiger, aber der bestmögliche Ersatz für den ‚verlorenen‘ Futterwert des Silomais.
Standortangepasste Sorten
Voraussetzung für einen ertragreichen Getreideanbau ist die Wahl einer standortangepassten Art und Sorte – das gilt also auch für den Anbau von GPS-Getreide. Auf leichten Standorten gewinnt der Winterroggen, auf besseren Standorten Wintertriticale, Wintergerste und Winterweizen. Die höchsten Energiegehalte sind auf guten Standorten mit Weizen zu erzielen (Übersicht 1). Sie sind dabei stark abhängig vom Schnittzeitpunkt: Für Weizen-GPS mit einem Korn-Stroh-Verhältnis von 1 : 0,8 bis 1,2 zeigen Analysen aus Schleswig-Holstein durchaus an Silomais herankommende Energieerträge von bis zu 6,6 MJ NEL/kg TM. Bei Wintergerste wird dort mit Energiegehalten von 6,2 bis 6,4 MJ NEL/kg TM, bei Roggen durch das ungünstige Stroh-Korn-Verhältnis eher mit 6,0 MJ NEL/kg TM gerechnet (Thomsen, 2012).
Bei der Sortenwahl ist auf die Nutzungsrichtung Rindviehfütterung zu achten. Diese verfügen, im Gegensatz zu Biogassorten, über höhere Kornanteile und eine gleichmäßig gute Ausreifung, die entscheidend für einen möglichst hohen Energiegehalt und die Silagequalität ist. Weitere wichtige Kriterien sind hohe Standfestigkeit (kurzstrohig), geringe Lagerneigung und Hinweise auf spezielle Silonutzungssorten.
Der Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz sollte so erfolgen wie bei einer Körnernutzung (BBCH 30, Beginn des Schossens). Eine Ährenbehandlung ist in der Regel nicht notwendig, dennoch sollte der Bestand auf Schaderreger und Krankheiten kontrolliert werden. Wenn eine Unkrautbekämpfung nötig ist, dann sollte sie im frühen Herbst erfolgen. Achtung: Wichtig ist es, die nach erfolgten Pflanzenschutzmaßnahmen erforderlichen Wartezeiten zum Erntezeitpunkt einzuhalten!
Hinsichtlich der Milchviehfütterung sollen Winterungen im Verhältnis zu Sommerungen eine höhere Verdaulichkeit aufweisen. Ein weiterer fütterungsrelevanter Punkt ist, dass Wintergerste-GPS aufgrund der Grannen eine geringere Schmackhaftigkeit als etwa der GPS aus Winterweizen nachgesagt wird (LfL, 2010). Wintergerste-GPS wird in Praxisbetrieben (ohne Vergleich) jedoch gut von Kühen und Rindern angenommen. Achtung: Ein Sommergetreide mit einer normalen, frühen Aussaat zur GPS-Nutzung scheidet wegen der Greening-Kriterien aus, da die Fläche im relevanten Prüfzeitraum für die Hauptfrüchte vom 1. Juni bis 15. Juli nicht mehr bestellt wäre. Für die Nutzung des Wintergetreides als GPS muss der Erntezeitpunkt, der auch vor den Prüfzeitraum fallen kann, angemeldet werden.
Den optimalen Erntezeitpunkt treffen
Damit die GPS eine energiereiche Maissilage möglichst gut ersetzen kann, muss bei der Ernte wirklich alles passen. Die Energiegehalte sowie die Siliereignung von GPS sind hauptsächlich von dem Korn-Stroh-Verhältnis abhängig, der Kornanteil sollte 50 % betragen. Im Idealfall (Stroh-Korn-Verhältnis von 1 : 1 bis 1,2) sind Energiegehalte von 5,0 bis 6,5 MJ NEL/ kg TM zu erreichen.
Der optimale Erntezeitpunkt liegt zwischen Ende der Milchreife und Beginn der Teigreife (BBCH 77 bis 83):
- Die Körner lassen sich noch mit dem Fingernagel eindrücken, der Korninhalt spritzt nur noch leicht.
- Dabei beginnt das Stroh sich leicht gelb zu verfärben, Halmknoten, Grannen und die oberen zwei Drittel der Blätter sind aber noch grün.
- Der angestrebte Trockensubstanzgehalt liegt in dieser Zeit, etwa zwei bis drei Wochen vor der Kornreife, für Gerste bei 35 % und für Weizen, Triticale und Roggen bei 35 % bis 40 %.
- Die Körner lassen sich noch mit dem Fingernagel eindrücken, der Korninhalt spritzt nur noch leicht.
- Dabei beginnt das Stroh sich leicht gelb zu verfärben, Halmknoten, Grannen und die oberen zwei Drittel der Blätter sind aber noch grün.
- Der angestrebte Trockensubstanzgehalt liegt in dieser Zeit, etwa zwei bis drei Wochen vor der Kornreife, für Gerste bei 35 % und für Weizen, Triticale und Roggen bei 35 % bis 40 %.
Das Erntefenster ist knapp bemessen – bei einem verspäteten Schnitt sinken die Erträge und die Silierfähigkeit aufgrund der Verstrohung sehr rasch (Übersicht 3).
Die GPS-Ernte ist mit allen gängigen Feldhäcksler-Vorsätzen möglich. Sogenannte Direktschneidwerke sind speziell für die GPS-Ernte entwickelt worden. Kriterien einer angestrebten Häckselarbeit:
- Alle Körner sind zerschlagen. Sonst drohen hohe Energieverluste durch das Ausscheiden unverdauter Körner (ideal nur mit Cracker).
- Alle Halme und Halmknoten sind aufgesplissen. Wichtig für die Verdichtung und Silierung (Hohlräume im Stängel zerstören).
- Die Häcksellänge liegt zwischen 6 mm und 8 mm. Wichtig für eine gute Verdichtung.
- Alle Körner sind zerschlagen. Sonst drohen hohe Energieverluste durch das Ausscheiden unverdauter Körner (ideal nur mit Cracker).
- Alle Halme und Halmknoten sind aufgesplissen. Wichtig für die Verdichtung und Silierung (Hohlräume im Stängel zerstören).
- Die Häcksellänge liegt zwischen 6 mm und 8 mm. Wichtig für eine gute Verdichtung.
Über die Schnitthöhe lässt sich das Stroh-Korn-Verhältnis und damit der Energiegehalt neben dem Erntezeitpunkt weiter steuern: Je 10 cm mehr Schnittlänge nimmt der Energieertrag um etwa 10 % ab, die TM-Gehalte um etwa 2 % zu (Übersicht 4).
GPS räumt das Feld im Vergleich zur Druschnutzung früh (Ende Mai/Juni). Danach ist der Anbau einer Zweit- oder Zwischenfrucht möglich. Zum Beispiel eine Sommertriticale mit Weidelgras-Untersaat. Die Triticale kann wiederum als GPS genutzt werden, die Untersaat kann als Zwischenfrucht für ökologische Vorrangfläche angerechnet werden (01.10. bis 15.02., keine Schnittnutzung vor dem 15.02.). Da sich die Untersaat vermutlich nicht ausreichend für eine frühe Schnittnutzung entwickelt, kann die Fläche im Frühjahr passend mit Mais bestellt werden.
Eine Schicht Gras über die GPS
Ganzpflanzensilage neigt zur aeroben Instabilität, bei falschem Silomanagement erwärmt sie sich rasch. Es kommt zu teuren Nährstoffverlusten. Daher gilt:
- Zügig ernten, am besten direkt mit dem Feldhäcksler und Direktschneidwerk (GPS-Vorsatz).
- Das Silo schmal und flach anlegen, sodass ein hoher Vorschub gewährleistet ist.
- Je enger das Korn-Stroh-Verhältnis, desto besser ist die Siliereignung. Das junge, noch feuchte Erntegut lässt sich besser verdichten als strohigeres Material.
- Erreicht werden sollte bei einem TM-Gehalt von 35 % eine Verdichtung von 230 kg TM/m3, bei 45 % sind mindestens 260 kg TM/m3 anzustreben.
- Einsatz von Siliermitteln der Wirkungsrichtung WR 1b/c (Milchsäurebakterien für Gärverlauf) und WR 2 für eine bessere Lagerstabilität sind sinnvoll.
- Das Silo sollte mindestens sechs Wochen, nach Empfehlung sogar zwölf Wochen, geschlossen bleiben (LfL, 2010).
- Getreide-GPS enthält wenig Nitrat, das kann die Bildung von Buttersäure begünstigen. Deswegen neben dem Siliermitteleinsatz auf absolute Hygiene beim Silomachen achten und das Silo sofort nach dem Walzen Abdecken.
- Zügig ernten, am besten direkt mit dem Feldhäcksler und Direktschneidwerk (GPS-Vorsatz).
- Das Silo schmal und flach anlegen, sodass ein hoher Vorschub gewährleistet ist.
- Je enger das Korn-Stroh-Verhältnis, desto besser ist die Siliereignung. Das junge, noch feuchte Erntegut lässt sich besser verdichten als strohigeres Material.
- Erreicht werden sollte bei einem TM-Gehalt von 35 % eine Verdichtung von 230 kg TM/m3, bei 45 % sind mindestens 260 kg TM/m3 anzustreben.
- Einsatz von Siliermitteln der Wirkungsrichtung WR 1b/c (Milchsäurebakterien für Gärverlauf) und WR 2 für eine bessere Lagerstabilität sind sinnvoll.
- Das Silo sollte mindestens sechs Wochen, nach Empfehlung sogar zwölf Wochen, geschlossen bleiben (LfL, 2010).
- Getreide-GPS enthält wenig Nitrat, das kann die Bildung von Buttersäure begünstigen. Deswegen neben dem Siliermitteleinsatz auf absolute Hygiene beim Silomachen achten und das Silo sofort nach dem Walzen Abdecken.
Empfohlen wird auch, auf das GPS-Silo noch eine Schicht Gras zu silieren.
4 bis 6 kg an Kühe füttern
Ganzpflanzensilage ist ganz banal eine Mischung aus Stroh und Körnern. Mit einem Anteil von etwa 10 % Rohprotein pro kg TM ist sie ein eiweißarmes Futtermittel (Anteil pansenstabiles Protein, UDP, 15 bis 20 %), mit mittleren Energiegehalten (Ziel 5,8 MJ/kg TM NEL) und einer geringen Stärkebeständigkeit (bXS 10 %, wie Maissilage). Die anzustrebenden Rohfasergehalte liegen bei 22 bis 24 % der TM. Aufgrund dieser Eigenschaften ist eine GPS gut kombinierbar mit Grassilage. Sie liefert Stärke (schnellen Abbau in Rationsplanung berücksichtigen, mit langsamen Energiekomponenten ausgleichen) und gleicht durch die negative (- 3 bis - 4) ruminale Stickstoff-Bilanz (RNB) die positive RNB der Grassilage aus. In Milchviehrationen wird ein Einsatz von GPS mit 4 kg bis 6 kg TM empfohlen (Vorschub planen!). Dabei beachten, dass der Stärkegehalt der Gesamt-ration nicht zu hoch und genügend Eiweiß ergänzt wird.
Ein Problem für die Rationsplanung mit Ganzpflanzensilage ist es, dass offiziell nur alte Futterwertdaten zur Orientierung vorliegen. Da die Einschätzung der Energie einer GPS grundsätzlich recht unsicher ist, sollte immer eine Futterwertanalyse der vorhandenen Silage erfolgen – ohnehin ein Muss für eine optimale Rationsberechnung. K. Berkemeier