Trockenheit und Dürre

8 Tipps gegen Futterknappheit

Infolge von Trockenheit und Dürre fehlt auf Milchkuhbetrieben vielerorts Futter in den Silos. Tipps, wie sich die Fütterung bis zur nächsten Ernte dennoch sicherstellen lässt.

Mais und Gras bieten in diesem Jahr vielerorts keine ausreichende Futtergrundlage. Was jetzt also tun? Wie die Rationen planen?

1. Futterplanung durchführen

Zunächst sollte der aktuelle Futterbestand erfasst und ein Abgleich mit der benötigten Menge erfolgen. Relativ einfach ist dies möglich mithilfe eines Kreisestrichs an der Silowand. So lässt sich schnell der aktuelle Verbrauch ablesen und für die kommenden Monate hochrechnen. 

2. Grundfutter gezielt einsetzen

Vorhandene Silagen sollten den (hoch-)laktierenden Kühen vorbehalten werden, fordert Dominik Bützler, Fütterungsberater, LandVET-QPlus GbR. Ein wenig "strecken" lässt sich die Ration der Melkenden mit Kraftfutter: Mit Palmexpeller, Trockenschnitzeln, Sojaschalen oder Weizenkleie lassen sich 1,5 kg Trockenmasse (TM) Grassilage ersetzen (ca. 4 kg Frischmasse).

3. Stroh und Kraftfutter für Trockene

Ralf Kortwinkel, LWK NRW, empfiehlt eine einphasige Ration aus 6 kg Kraftfutter und Stroh ad libitum. Auf die Anfütterung vor der Kalbung sollte verzichtet werden. Voraussetzung ist gutes Stroh (bis ca. 6 kg TM) und Wasser. "Bisher war diese Methode immer zu teuer", weiß Kortwinkel, "doch sie funktioniert und könnte in diesem Jahr eine Alternative darstellen."

4. Jungvieh auf Diät setzen

Auch der Nachwuchs kann vermehrt mit Stroh oder Heu gefüttert werden. Das Selektieren lässt sich durch Kurzhäckseln des Strohs und der Zugabe von Melasse (50 bis 100 g/Tier) und Wasser minimieren (TMR). Um eine bessere Verteilung der Melasse zu erreichen, sollte sie mit Wasser gestreckt werden. Zur Absicherung der Proteinversorgung muss Kraftfutter (Rapsschrot) ergänzt werden. Jungrindern sollte erst ab ca. 400 kg (ca. zwölf Monate) eine solch "sparsame"; Ration vorgelegt werden. Zuvor sollte Kälbern eine Trocken-TMR und Jungrindern die Kuhration angeboten werden (Christine Hinz, LWK NRW).

5. Nebenprodukte zukaufen

Mit Press-, Trockenschnitzeln und Biertreber lassen sich Rationen gut ergänzen. Vielerorts sind sie jedoch bereits ausverkauft. "Für Neukunden wird es schwierig", schätzt Jannick Bauch vom Agrarfachhandel Lindenberg. "Als Alternative bieten wir u.a. Apfel-, Möhren- oder Rote-Bete-Trester an." Apfeltrester enthalten mit 6,8 MJ NEL, Möhren bzw. Rote Beete 7,0 MJ NEL in etwa so viel Energie wie Maissilage." Während Trester unter Folie silieren, sollten Pressschnitzel in kleinen Kammern, nicht höher als zwei Meter, einsiliert werden, rät Futterberater Bützler. Pressschnitzel können auch auf Mais- oder Grassilagen gepackt werden.

6. Gras- oder Maissilage zukaufen

In einigen Regionen wurden Grundfutterbörsen eingerichtet. Oftmals müssen die Futtermittel aber über längere Distanzen transportiert werden. Zur Ermittlung des tragbaren Verkaufspreises, bietet sich die Berechnung des IOFC (Income over Feed Cost) an (Link 2). Tipp: Gras- und Maissilage lassen sich in einen Folienschlauch packen. Das Folienschlauchverfahren zeichnet sich durch die Flexibilität in Größe und Lager-ort aus. Siloschläuche werden wie Feldmieten eingestuft, sie dürfen auf unbefestigtem Untergrund für maximal sechs Monate liegen (Willem Tel, LWK NRW).

7. Grobfutter regelmäßig analysieren

Rationsberechnungen sind immer anzuraten! Besonders die Maissilage aus 2018 ist schwierig einzuschätzen, da viele Maissilagen dürrebedingt weniger Energie und Stärke enthalten. Hinzu kommen die enormen Spannweiten bei den TM-Gehalten. Ungewöhnliche Verhältnisse von viel schnell verfügbarem Zucker zu pansenbeständiger Stärke wie auch von Energie- zu Strukturkomponenten können erhöhte Aufmerksamkeit beim Ausgleichsfutter erfordern (Karsten Bommelmann, AG FUKO). Anzuraten ist in diesem Jahr eine nasschemische Futteruntersuchung.

8. Zwischenfrüchte nutzen

Für Winterzwischenfrüchte besteht in der Regel kein Anbaurisiko, da zumeist die Winterniederschläge ausreichend sind. Erste Wahl sind raschwüchsige Weidelgrasarten mit kurzer Nutzungsdauer, sowie Kleegrasgemenge (Inkarnatklee). Bis Mitte September kann das winterharte Landsberger Gemenge (Welsches Weidelgras, Inkarnatklee und Winterwicke) angebaut werden. Spätsaatverträglich (Saat bis Oktober) sind Hafer, Grünroggen (beide nicht greeningfähig!) und Welsches Weidelgras. Grünroggen kann in Reinsaat oder in Gemenge auch mit Weidelgräsern und/oder winterhartem Klee oder Winterwicken angebaut werden (mehr Masse). Zu bedenken ist, dass Winterzwischenfrüchte im Frühjahr 2019 Trockenstress für die Folgefrucht verursachen können.

Den Bestand abstocken?

Wenn absehbar ist, dass die Futterbestände nicht ausreichen, um den Rinder- und Kuhbestand durchfüttern zu können und der Futterzukauf finanziell nicht tragbar oder nicht möglich ist, dann hilft nur noch eine Reduzierung des Viehbestands. Bei voller Auslastung der Stallkapazität bietet es sich an, die wirtschaftlich schwächsten 10% Jung- und/oder Altkühe zu selektieren. Dies sind zumeist die Tiere mit dem geringsten Milchleistungspotenzial. Grundvoraussetzung ist jedoch, dass der Anteil an Zwangsabgängen niedrig ist und im Frühjahr/Sommer 2019 vermehrt gute Jungkühe abkalben werden, mit denen sich die Herde wieder auffüllen lässt.

Dieser Artikel erschien zuerst in Elite Print 5/2018

Frühe Folgeschnitt ++ Trockenheit: Schröpfschnitt zum richtigen Zeitpunkt ++ beste Tageszeit zur Mahd ++ den Zuckergehalt messen ++ hoch mähen für mehr Energie


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