Preisschwankungen gefährden die Liquidität auf den Milchkuhbetrieben. In Irland bieten die Molkereien den Milcherzeugern verschiedene Instrumente zur Risikoabsicherung an.
Volatile Märkte bieten für alle Marktbeteiligten, besonders in exportorientierten Regionen, große Risiken. Weltweit zeigen sich diese Schwankungen vor allem bei Pulver und Milch. Das schlägt auf die Auszahlungspreise oft ungebremst durch....
Preisschwankungen gefährden die Liquidität auf den Milchkuhbetrieben. In Irland bieten die Molkereien den Milcherzeugern verschiedene Instrumente zur Risikoabsicherung an.
Volatile Märkte bieten für alle Marktbeteiligten, besonders in exportorientierten Regionen, große Risiken. Weltweit zeigen sich diese Schwankungen vor allem bei Pulver und Milch. Das schlägt auf die Auszahlungspreise oft ungebremst durch. Milcherzeugern bleibt nichts anderes übrig, als diese Schwankungen hinzunehmen. Allerdings gibt es geeignete Werkzeuge, um die negativen Auswirkungen abzuschwächen.
Breit aufstellen
Eines dieser Werkzeuge ist die seit 2010 in Europa mögliche Preisabsicherung über Börsenkontrakte, die für Milchkuhhalter durch die geplanten Flüssigmilch-Kontrakte künftig noch attraktiver werden dürften. Weitere mögliche Modelle, die seit einiger Zeit etabliert sind, bieten z.B. irische Molkereien an. Hier gibt es seit 2010 das gesellschaftlich getragene Ziel „Food 2020“, mit dem bis zum Jahr 2020 die Milchproduktion auf der Insel verdoppelt werden soll, trotz des volatilen Marktumfelds. Ein wesentlicher Baustein ist dabei, Möglichkeiten für Erzeuger zu schaffen, mit deren Hilfe sie Tiefpreisphasen überstehen. Zahlreiche Milchverarbeiter auf der Insel bieten deshalb Langzeitabsicherungen an. Ein Beispiel ist der Molkereiriese Glanbia, der sich selbst gerne als führendes Unternehmen im Management von Volatilität bezeichnet. Glanbia bietet die Programme fixed milk price, milk flex und das advanced payment scheme an.
Absichern über Jahre
Beim Festpreismodell fixed milk price geht es nicht um den maximalen Milchpreis, sondern um die Absicherung von Margen. Das Prinzip ist einfach: Die Genossenschaft tritt an einen Hauptabnehmer (LEH) heran und lässt sich den Kaufpreis für einen festgelegten Zeitraum im Voraus absichern. Dieser abgesicherte Preis wird direkt an den Rohstofflieferanten weiter gegeben (bis zu fünf Jahre). Lieferanten, die sich für dieses Festpreismodell entscheiden, müssen mit einer Milchmenge von mindestens 10.000 Litern teilnehmen. Eine einzelbetriebliche Obergrenze der abzusichernden Menge gibt es nicht. Wenn das gesamte, von der Molkerei abgesicherte, Volumen überschritten wird, werden die Mengen prozentual gekürzt.
Ein großer Vorteil dieses Modells: Die Preissignale kommen schneller beim Produzenten an, die Menge kann schneller angepasst werden und die Transparenz der Preise wird größer. Allerdings kann eine allzu große Transparenz der Preise auch Nachteile bei den Verhandlungen mit dem Lebensmitteleinzelhandel mit sich bringen.
60% haben Festpreise
Diese Art der Absicherung trifft auf großes Interesse bei den irischen Milcherzeugern, vor allem, wenn größere Investitionen getätigt werden. Theoretisch können die Lieferanten 100% der Produktion absichern, wenn sie unterschiedliche Festpreise wählen. Allerdings muss dann klar sein, dass über diesen abgesicherten Zeitraum keine Mengenänderung möglich ist. Aktuell sind 20% der Milch von Glanbia in solchen Modellen mit verschiedenen Preisen abgesichert; über 60% der Lieferanten sowie 25% der Verarbeitungsmenge sind beteiligt. In 2016 lag der Preis im Vergleichszeitraum im Schnitt der Modelle um 5,2 ct/l höher als der freie Marktpreis.
Eine Folge dieser Absicherung ist, dass so jedes Genossenschaftsmitglied einen individuellen Auszahlungspreis hat, was auf den ersten Blick dem Genossenschaftsgedanken widerspricht. Eine offene Kommunikation soll garantieren, dass sich jeder im Modell wiederfinden kann. Der Festpreis kann um weitere 2 bis 3 ct/l „aufgestockt“ werden, wenn die Milcherzeuger Futter bei der Genossenschaft bestellen, für das es dann einen Rabatt gibt. Durch diesen Treuebonus verspricht sich Glanbia tiefere Einblicke in die gesamte Produktionskette und eine bessere Mengenkalkulation.
Molkerei-Kredite
Mit dem Kreditmodell milk flex bietet Glanbia seinen Mitgliedern eine weitere Möglichkeit der Risikoabsicherung an. Dieses Programm ermöglicht es, Darlehen in Höhe von 25.000 bis 300.000 € bei der Molkerei und ihren Finanzpartnern aufzunehmen. Die Darlehen haben einen vorgegebenen Verwendungszweck (z.B. Investitionen in Viehzukauf oder Melktechnik), Sicherheiten sind nicht erforderlich. Die Gewährung von Krediten über eine Genossenschaft ist nicht ungewöhnlich, aber die Art der Zurückzahlung ist es hier schon, denn die Raten sind an den Milchauszahlungspreis gekoppelt. Bei niedrigen Milchpreisen können die Milcherzeuger den Kapitaldienst sogar komplett aussetzen. Damit werden die Milcherzeuger direkt in Niedrigpreisphasen unterstützt, um die Liquidität in den Betrieben zu verbessern.
Ein weiterer Baustein ist das advance payment scheme, ein zinsfreies Darlehen mit einem Gesamtvolumen von 55 Mio. €, das für die Mitgliedsbetriebe bereitgestellt wurde. Ziel des Programms ist es, in Zeiten niedriger Auszahlungsleistungen schnellen Cashflow auf die Betriebe zu bringen.
Fazit: In volatilen Märkten benötigen Milcherzeuger Hilfsmittel zur Risikominimierung, um handlungsfähig zu bleiben. Die Börsenabsicherung ist ein wichtiger Baustein zur Risikoabsicherung. Eine andere Möglichkeit sind Festpreismodelle (basierend auf back-to-back-Geschäften mit Abnehmern oder der Börse), wie sie in Irland, aber auch inzwischen in Deutschland von Verarbeitern angeboten werden. Eine Umfrage des Milchindustrie-Verbands hat kürzlich ergeben, dass bereits zehn Molkereien in Deutschland über Festpreismodelle verfügen. Auch große Molkereien wie Hochwald oder das DMK planen solche Modelle anzubieten. Allerdings gibt es auch kritische Stimmen, so musste eine Molkerei ihr Festpreisangebot zurücknehmen. Den Milcherzeugern waren die Preise zu gering.-os-