Milchkühe werden gerne als Klimakiller abgestempelt. Doch kurioserweise könnten Milcherzeuger dazu beitragen, den Anstieg der Aufheizung der Atmosphäre zu stoppen oder sogar zu reduzieren.
Rinderhalter und insbesondere die Milcherzeuger werden gerne als Klimakiller an den Pranger gestellt, denn zum einen „rülpsen“ die Wiederkäuer das klimaschädliche Methan aus, zum anderen wird gerne unterstellt, dass große Teile des Regenwaldes dem Anbau von u.a. Palmfett und Soja geopfert...
Milchkühe werden gerne als Klimakiller abgestempelt. Doch kurioserweise könnten Milcherzeuger dazu beitragen, den Anstieg der Aufheizung der Atmosphäre zu stoppen oder sogar zu reduzieren.
Rinderhalter und insbesondere die Milcherzeuger werden gerne als Klimakiller an den Pranger gestellt, denn zum einen „rülpsen“ die Wiederkäuer das klimaschädliche Methan aus, zum anderen wird gerne unterstellt, dass große Teile des Regenwaldes dem Anbau von u.a. Palmfett und Soja geopfert werden („Rindfleisch ist unter Klimaaspekten das größte Problem“ ...„Die Kuh als Klimakiller”).
Klimaneutrale Milchproduktion?
In Deutschland werden Klima- und Umweltschutz zunehmend emotionaler diskutiert. Es scheint, dass sehr viele Menschen grundsätzlich ein stark ausgeprägtes Bewusstsein für Umweltthemen entwickelt haben. Laut der Umweltbewusstseinsstudie (im Mai 2019 veröffentlicht) zählen 64% der Befragten Umwelt- und Klimaschutz zu den wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen.
Der Lebensmittelhandel hat sich längst darauf eingestellt, er setzt verstärkt auf nachhaltige Produkte. So nimmt der Druck auf die Zulieferer (Molkereien) zu, nachhaltiger bzw. Ressourcen schonender zu produzieren. Das führt letztlich dazu, dass sich die Milcherzeuger noch stärker als bisher mit dem Thema Nachhaltigkeit, Klimaschutz und CO₂-Fußabdruck beschäftigen müssen. Kürzlich erst haben die beiden großen europäischen Genossenschaften FrieslandCampina und Arla erklärt, die komplette Milchproduktion bis zum Jahr 2050 vollständig CO₂-neutral zu gestalten.
Was bedeutet das alles für die Milcherzeuger? Wie kann die Milchproduktion CO₂-neutral erfolgen? Eigentlich ist das gar nicht möglich. So werden auch in 30 Jahren Wiederkäuer noch Methan ausrülpsen, auch wird auch künftig noch Energie zur Milchproduktion benötigt. Um „klimaneutral“ (auf dem Papier) zu wirtschaften, muss ein Milchkuhbetrieb unter dem Strich ebenso viel CO₂ der Atmosphäre entnehmen wie er produziert (Methan und andere Treibhausgase werden in CO₂ Äquivalente umgerechnet). Um die CO₂-Bilanz auszugleichen sind mehrere Maßnahmen denkbar, u.a:
- Erzeugung von Energieüberschüssen durch Biogas, Fotovoltaik, Windkraft, Wärmekopplung, …
- Agroforstwirtschaft (Kombination von Ackerbau mit Elementen der Forstwirtschaft), z.B. Anpflanzung von Baumstreifen
- Wiedervernässung von Moorgebieten (CO₂-Speicher)
- Zukauf von Emissionsrechten, z.B. von CO₂-Zertifikaten
- Erzeugung von Energieüberschüssen durch Biogas, Fotovoltaik, Windkraft, Wärmekopplung, …
- Agroforstwirtschaft (Kombination von Ackerbau mit Elementen der Forstwirtschaft), z.B. Anpflanzung von Baumstreifen
- Wiedervernässung von Moorgebieten (CO₂-Speicher)
- Zukauf von Emissionsrechten, z.B. von CO₂-Zertifikaten
Aus den vorläufigen Ergebnissen eines französischen Forschungsprojektes lässt sich schlussfolgern, dass sich im Kuhstall noch rund 18% CO₂ einsparen lassen (Übersicht 1). In Frankreich wurde über mehrere Jahre hinweg auf 3.200 Milchkuhbetrieben der jeweilige CO₂-Fußabdruck ermittelt. Demnach setzt ein durchschnittlicher Milcherzeuger rund 1,04 kg CO₂ pro kg Milch frei. Der CO₂-Fußabdruck der besten, bereits klima-optimierten 10% Betriebe fällt mit 0,85 kg CO₂ pro kg Milch deutlich geringer aus. Eine weitere Absenkung ist nach Ansicht der Wissenschaftler aber kaum möglich. Anzumerken ist, dass eine maisbetonte Fütterung minimal klimagünstiger eingestuft wurde als eine grünlandbasierte Produktion. Siehe Übersichten.
Wie ein Kohlekraftwerk
Laut Berechnungen des Umweltexperten Edward Hornsby von der britischen Oxford Universität entspricht eine 10%ige Reduktion des Methan-Ausstoßes einer Milchkuhherde über 30 Jahre hinweg in etwa der CO₂-Einsparung, die auch durch das Abschalten eines Kohlekraftwerkes erreicht würde. Die Daten beziehen sich auf die mittlere Herdengröße im Vereinigten Königreich von etwa 250 Kühen.
Hornsby hat aber noch weitere gute Nachrichten für Milcherzeuger: Da Methan im Vergleich zu CO₂ ein vergleichbar “kurzlebiges” Gas ist – Methan zerfällt relativ schnell – verhindert bereits ein leichter Rückgang des Methan-Ausstoßes (-0,3%) das weitere Aufheizen der Atmosphäre. Eine deutliche Minderung des Methan-Ausstoßes würde rein rechnerisch sogar zu einer Abkühlung der Atmosphäre führen. Im Gegensatz dazu würde nach dem Abschalten eines Kohlekraftwerkes das CO₂ noch sehr lange in der Atmosphäre verbleiben. In diesem Fall würde trotz des Emissions-Stopps die Erwärmung noch einige Jahre zunehmen. Letztlich können Milcherzeuger also durch entsprechende Optimierungen dazu beitragen, das Weltklima zu retten!
G. Veauthier