Ein hoher Milchpreis scheint nicht automatisch einen hohen Unternehmergewinn zu garantieren. Das ist das Ergebnis einer auf dem diesjährigen EDF-Kongress in Spanien vorgestellten Auswertung.
Nicht nur innerhalb der Europäischen Union, auch innerhalb einzelner Mitgliedsstaaten fallen, laut einer auf dem Jahreskongress der European Dairy Farmers (EDF) im Juni vorgestellten Auswertung, die Milchpreise sehr unterschiedlich aus (Übersicht 1). So lagen z.B. im Vereinigten Königreich (UK)...
Ein hoher Milchpreis scheint nicht automatisch einen hohen Unternehmergewinn zu garantieren. Das ist das Ergebnis einer auf dem diesjährigen EDF-Kongress in Spanien vorgestellten Auswertung.
Nicht nur innerhalb der Europäischen Union, auch innerhalb einzelner Mitgliedsstaaten fallen, laut einer auf dem Jahreskongress der European Dairy Farmers (EDF) im Juni vorgestellten Auswertung, die Milchpreise sehr unterschiedlich aus (Übersicht 1). So lagen z.B. im Vereinigten Königreich (UK) zwischen dem höchsten und niedrigsten Milchpreis mehr als 15 Cent pro Liter (Mai 2016)!
Unterschiedliche Preismodelle
Wie ist so eine Preisschere möglich? Im UK können Milcherzeuger nicht nur klassisch ihre Milch an die Molkereien vermarkten, sondern auch direkt an Programmen des Lebensmitteleinzelhandels teilnehmen. Daher haben sich verschiedene Preismodelle etabliert. Milcherzeuger, die Verträge mit dem Lebensmitteleinzelhandel getroffen haben, erhalten oftmals einen „Produktionskosten-Preis“. Hierbei werden für die Gruppe der Teilnehmer die mittleren Produktionskosten berechnet und dann ein Milchpreis in dieser Höhe ausbezahlt. Dieser Preis unterliegt kaum Schwankungen, ist also in Zeiten von Milchkrisen relativ stabil. Nachteilig ist, dass Preisspitzen kaum mitgenommen werden.
Demgegenüber ist bei Milchkuhhaltern, die ihre Milch an Molkereien verkaufen, der Preis eng an die gegebene Marktsituation gekoppelt. Der Vorteil ist, dass sie hohe Preisspitzen mitnehmen. Immer wenn der Markt am Boden liegt, ist die Differenz zwischen diesen beiden Preismodellen am größten. In der deutschen und französischen EDF-Gruppe sind Erlösunterschiede zum einen durch unterschiedliche Buchführungsperioden, aber vor allem durch die Teilnahme an Markenprogrammen zu erklären.
35 Cent bieten keine Gewinngarantie
Entgegen der landläufig oft geäußerten Meinung scheint die Höhe des Milchpreises nicht allein verantwortlich für den Unternehmergewinn zu sein. So zeigen jedenfalls die EDF-Auswertungen (Übersicht 2), dass einige EDF-Milcherzeuger selbst bei einem durchschnittlichen Milchpreis von < 30 Cent noch einen positiven Unternehmergewinn II realisieren konnten. Demgegenüber gelang es anderen Milcherzeugern trotz eines Milchpreises von > 35 Cent nicht, einen positiven Unternehmergewinn zu bilanzieren. Die Unterschiede im Unternehmergewinn zwischen den Betrieben resultieren eben zu einem großen Anteil aus den unterschiedlichen Produktionskosten.
Im Schnitt aller ausgewerteten EDF-Betriebe hätte ein Milchpreis von 34,4 ct/kg ECM (zzgl. Mwst.) erreicht werden müssen, um alle Kosten decken zu können. Bei diesen Auswertungen muss jedoch beachtet werden, dass die EDF-Milcherzeuger nicht repräsentativ für alle europäischen Milchkuhbetriebe sind.
Alle drei Jahre ein Preispeak
Betrachtet man das Auf- und Ab der Milchpreise über einen längeren Zeitraum, ist zu erkennen, dass spätestens seit dem Wegfall der Milchquote die Milchpreise stärker schwanken. Diese Schwankungen entstehen zumeist durch eine verzögerte Reaktion der Nachfrage oder des Angebots auf eine Preisveränderung. Bekannte wiederkehrende, preisbestimmende Faktoren sind saisonale Anlieferungs-Schwankungen und langfristige Trends. Allerdings lässt sich mittlerweile ein 3-Jahres-Zyklus erkennen, schätzt Willem Koops von der ZuivelNL (niederländische Branchenorganisation Milch). Auf Preisspitzen folgen in einem regelmäßigen Rhythmus Preistäler. Dieses Phänomen scheint sich auch beim US-amerikanischen Milchpreis zu zeigen, der ebenfalls einem 3-Jahres-Zyklus folgt. Dabei darf jedoch nicht vergessen (unterschätzt) werden, dass der Milchpreis durch unvorhersehbare Ereignisse beeinflusst werden kann. Dazu gehörten in den vergangenen Jahren z.B. die Finanzkrise 2008/09, das Russland-Embargo oder extreme Wetterereignisse. Letztlich bedeutet das, dass die Milchpreise nicht eindeutig vorhersehbar sind. Wie können Milcherzeuger darauf reagieren? Eine Strategie, solche Preisschwankungen abzumildern, ist beispielsweise die Wahl eines richtigen Marktpartners (sofern logistisch möglich). Vielfach sind Molkereien preisstabiler, die ein breites Portfolio aufweisen. Aber auch mit Festpreis-Modellen können diese Zyklen abgemildert werden.
Tierwohl hat hohen Stellenwert
Neben der Datenauswertung wurden auch die Ergebnisse der neuesten Snapshot-Studie (Momentaufnahme) zum Thema Tierwohl vorgestellt. Diese Studie konzentrierte sich auf die Einschätzung der Milch‑erzeuger zu den Fragen:
- Was fordern die Verbraucher in puncto Tierwohl? XXXX__14
- Was fordern die Verbraucher in puncto Tierwohl? XXXX__14
- Welche dieser Forderungen erfüllen wir bereits? XXXX__15
- Welche dieser Forderungen erfüllen wir bereits? XXXX__15
An der Beantwortung beteiligten sich 196 EDF-Milchkuhhalter aus 15 EU-Ländern. Für die Milch‑erzeuger selbst ist das Thema Tierwohl äußerst wichtig. Auf einer Skala bis 6 (sehr wichtig), entschieden sich die Befragten für 5,3. Aber auch für die Gesellschaft ist Tierwohl eine wichtige Angelegenheit (der Score lag ebenfalls bei 5,3), davon sind die Farmer überzeugt. Allerdings fokussieren sich Milchkuhhalter und Konsument auf unterschiedliche Aspekte des Tierwohls. So sind die Milcherzeuger konzentriert auf die „fünf Freiheiten“ wie frei von Hunger und Durst, Schmerz und Krankheiten etc.
Auf die Frage, welches wohl die wichtigsten Aspekte aus Sicht der Konsumenten sind, nannten die Befragten u.a. den Weidegang, einen reduzierten Medikamenten-Verbrauch und die Kälberaufzucht.
Die Vorschriften der Milchverarbeiter zum Tierwohl variieren, nach Aussage der EDFler. So gaben sie an, dass die Molkereien Arla, FrieslandCampina und Müller umfangreiche Vorgaben machen. Valio, Milcobel, Sodial schreiben mittlere und das DMK eher geringere Kriterien in puncto Tierwohl vor. B. Ostermann-Palz