Der überwiegende Teil der Milcherzeuger ist mit der eigenen beruflichen Situation zufrieden. Das zeigte eine Umfrage der European Dairy Farmers.
Arbeiten von morgens bis abends, ohne freie Wochenenden, das allein macht einen Milcherzeuger nicht glücklich! So das Ergebnis einer Snap-shot-Umfrage unter den Mitgliedern der European Dairy Farmers (EDF), die auf dem diesjährigen Jahreskongress in Kolding (Dänemark) vorgestellt wurde. Unter dem Motto „Wie zufrieden bist du mit deinem...
Der überwiegende Teil der Milcherzeuger ist mit der eigenen beruflichen Situation zufrieden. Das zeigte eine Umfrage der European Dairy Farmers.
Arbeiten von morgens bis abends, ohne freie Wochenenden, das allein macht einen Milcherzeuger nicht glücklich! So das Ergebnis einer Snap-shot-Umfrage unter den Mitgliedern der European Dairy Farmers (EDF), die auf dem diesjährigen Jahreskongress in Kolding (Dänemark) vorgestellt wurde. Unter dem Motto „Wie zufrieden bist du mit deinem Arbeitsleben“ bewerteten 227 europäische Milcherzeuger ihre Situation. Dabei gaben sie auf einer Skala von 1 bis 10 (sehr zufrieden) ihre Einschätzung ab.
Es zeigte sich, dass 80 % der Milcherzeuger im Allgemeinen zufrieden bzw. sehr zufrieden mit ihrem Arbeitsleben sind (Score Ø 7.4). Diese hohe Zufriedenheit spiegelte sich allerdings nicht in allen Bereichen wider. So wurde das Verhältnis von Arbeit und Freizeit (Work-Life-Balance) mit 6.7-Punkten deutlich kritischer beurteilt, das Maß der Anerkennung/Respekt ihrer Arbeit seitens der Gesellschaft sogar nur mit 6.2-Punkten.
Die Work-Life-Balance und das Einkommen beeinflussen die Zufriedenheit am stärksten. Unglückliche Milcherzeuger (≤ 4.0) waren signifikant unzufriedener mit ihrem Einkommen im Durchschnitt der letzten drei Jahre und dem Ausmaß an Freizeit (Übersicht 1). Was verbessert das Wohlbefinden? Auch hier konnte die Umfrage eine Antwort geben. So bewirtschaften zufriedene EDF-Mitglieder tendenziell größere Herden, übernehmen stärker Management-Aufgaben und sind in der Regel älter (51 Jahre) als die eher unzufriedenen Befragten. Hinzu kommt, dass die „glücklicheren“ Unternehmer mindestens einen Tag in der Woche nicht im Betrieb mitarbeiten und sich vermehrt eine Auszeit (mindestens drei Tage) gönnen oder Urlaub vom Betrieb nehmen.
Betriebsprämie stützt Rentabilität
Gemäß den Ergebnissen der Umfrage müsste die Zufriedenheit im Wirtschaftsjahr 2017/18 angestiegen sein, da die 273 konventionellen EDF-Milchkuhhalter (16 EU-Staaten) im Mittel eine Kostendeckung erreichten. Die Erlöse (Milch, entkoppelte Betriebsprämie) übertrafen mit 44,8 Cent pro kg Energie-korrigierte Milch (ECM) die Kosten von 42,1 ct/kg ECM (Hinweis: Die EDF-Ergebnisse sind nicht repräsentativ, es lässt sich jedoch ein Trend ablesen).
Im Durchschnitt konnten die EDF-Mitglieder einen positiven Unternehmergewinn von 2,6 ct/kg ECM verbuchen. Allerdings stammten 2,2 ct daraus aus entkoppelten Betriebsprämien. Es waren jedoch nicht alle EDF-Milcherzeuger erfolgreich: 70 % erzielten einen positiven Gewinn, 30 % hingegen nicht. Ohne die Betriebsprämien hätte nur die Hälfte einen Unternehmergewinn realisiert.
Auch die 34 ökologisch wirtschaftenden EDF-Betriebe beendeten das Wirtschaftsjahr mit einem Gewinn (2,0 ct/kg ECM), von dem jedoch 4,2 ct auf entkoppelte Betriebsprämien entfielen. Ohne diese EU-Prämien wäre der durchschnittliche EDF-Bio-Betrieb nicht rentabel gewesen.
Ohne Prämien braucht es 35 ct
Die Entwicklung des Break-Even-Points (BEP), also des Milchpreises der erwirtschaftet werden muss, um alle Kosten zu decken, stieg bei den konventionell wirtschaftenen Milchkuhbetrieben um knapp 1 ct auf 32,7 ct/kg ECM. Wobei die entkoppelten Direktzahlungen seit diesem Jahr als Nebenerlöse bei der Berechnung des BEP berücksichtigt werden. Ohne diese Prämien wäre ein Milchpreis (ECM) von 35ct/kg zur Deckung der Vollkosten erforderlich gewesen.
Ein Grund für den leicht gestiegenen BEP liegt vor allem in den gestiegenen Futterkosten. Der BEP entwickelte sich in den einzelnen Ländern jedoch nicht einheitlich. Während die französischen und britischen Milcherzeuger einen sinkenden BEP verzeichneten, zog dieser in Nordeuropa an – auch als Folge der Dürre und der damit verbundenen Futterknappheit.
Während sich die EDF-Betriebe aus Großbritannien und Tschechien durch eine besonders niedrige Gewinnschwelle auszeichneten, benötigten niederländische und italienische Milcherzeuger einen besonders hohen Milchauszahlungspreis, um ihre Kosten decken zu können. Allerdings fallen die Unterschiede zwischen den Milchfarmen in den einzelnen EU-Staaten oft größer aus, als zwischen den einzelnen Staaten (Übersicht 2). Trotz des zu verzeichnenden Kostenanstiegs produzierten alle EDF-Betriebe die Milch günstiger als noch drei Jahre zuvor.
Erfolgsfaktor Mensch
Wie wichtig der Faktor „Mensch“ ist, wenn es um das Erreichen betrieblicher Ziele wie z.B. niedriger Produktionskosten geht, darauf wies auf dem Kongress Christian Swett hin, Leiter der Manuka Farms (Chile). Das Unternehmen, das an 48 Standorten 41.000 Kühe (Jersey-Kreuzungen) melkt, arbeitet nach dem Low-Input-Prinzip. Die Kühe werden aufgrund des milden Klimas ganzjährig auf der Weide gehalten. Auf allen Standorten wird dieselbe Management-Strategie gefahren, da die Gegebenheiten (Klima, Topografie etc.) vergleichbar sind. Dennoch fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. So erwirtschaften Swetts Spitzenbetriebe umgerechnet 1.960 €/ha, die weniger guten Farmen hingegen nur 944 €/ha. Die Unterschiede sieht Swett in der Motivation und den Fähigkeiten seiner Mitarbeiter. „The people make the difference!“ (Die Menschen machen den Unterschied). Deshalb hat er ein Trainingszentrum errichtet. Dort konzentrieren sie sich auf Ausbildung, individuelle Karrierepläne und beste Arbeitsbedingungen.B. Ostermann-Palz