Milch von Kühen, die genetsich bedingt A2-Beta-Casein anstatt A1-Beta-Casein synthetisieren, soll angeblich für manche Menschen besser bekömmlich sein. Eine Marktlücke auch in Europa?
Milch kann nach zwei Beta-Casein-Formen unterschieden werden: A1- und A2-Beta-Casein. Milch mit der A2-Casein-Variante soll für manche Menschen besser...
Milch von Kühen, die genetsich bedingt A2-Beta-Casein anstatt A1-Beta-Casein synthetisieren, soll angeblich für manche Menschen besser bekömmlich sein. Eine Marktlücke auch in Europa?
Milch kann nach zwei Beta-Casein-Formen unterschieden werden: A1- und A2-Beta-Casein. Milch mit der A2-Casein-Variante soll für manche Menschen besser bekömmlich sein. Im A2-Entdeckerland Neuseeland (McLachlan) produziert die a2 Milk Company seit dem Jahr 2000 die angeblich besser verdauliche Milch. Mittlerweile hat die Milch, deren Rechte allein bei der a2 Milk Company liegen, auch überzeugte Anhänger in Australien, China, Kalifornien und in Großbritannien gefunden – mit nicht unerheblichen Marktanteilen. Etwa in Australien nimmt A2-Trinkmilch rund 10 % des Marktanteils ein.
Bedingt durch eine Genmutation
Das Gros der Kuhmilch in den westlichen Ländern enthält genetisch bedingt mehr A1-Beta-Casein, denn die Genvariante, die Kühe veranlasst A1-Milch zu produzieren, ist hier stärker verbreitet. Vor allem Holsteins produzieren relativ wenig A2-Beta-Casein, nur rund 35 bis 50 % der Population wird nachgesagt, das Gen reinerbig zu tragen. Geschuldet ist dies einer Genmutation. Ursprünglich sollen alle Kühe A2-haltige Milch gegeben haben, ebenso wie Ziegen oder Menschen. Guernsey-Kühe tragen mit über 90 % den höchsten Anteil des A2-Gens, Braunvieh etwa zu 65 % und Fleckvieh zu knapp 70 %. Dabei ist zu bedenken, dass es Variationen zwischen Einzeltieren gibt.
A2-Milch soll auch zu 100 % A2-Beta-Casein enthalten, Milch von heterozygoten (A1/A2) Kühen darf daher nicht als A2 vermarktet werden. 40.000 Kühe auf 77 Betrieben wurden bisher weltweit als A2-reinerbig durch die a2 Milk Company zertifiziert. Betriebe, die ihre Herden auf A2 umgestellt haben, möchten vor allem einen Mehrwert durch die Zusatzprämie (4 bis 7 % des Standardpreises) für ihre Milch erzielen. Das wachsende Interesse an der Milch mit dem „original Eiweiß“, hat viele Genetikanbieter dazu bewegt, ihre Vererber auf das Beta-Casein-Gen zu testen und auszuweisen. Auch in Europa.
Ein bekannter reinerbiger A2-Holsteinvererber ist Bookem (Planet), bei den Braunvieh ist z. B. Hacker (Huray) Träger des Gens. Die Anpaarung funktioniert wie bei Polled oder Rotfaktor. Auch in der Vermarktung der A2-Träger wächst das Interesse. Man will vorbereitet sein, sollte sich der Trend weiter durchsetzen. Doch dazu fehlen noch handfeste Beweise.
Beweise fehlen – auf beiden Seiten
Seit etwa 15 Jahren beschäftigen sich Wissenschaftler bereits mit dem Phänomen A2-Milch. Ganz genau liegt der Unterschied an der Position 67 der insgesamt 209 Aminosäuren langen Molekülkette des Milchproteins Beta-Casein. Bei A1-Milch steht an der Position 67 die Aminosäure Histidin, bei A2-Milch Prolin (Übersicht 1). Während der Verdauung von A1-Milch wird die Aminosäuren-Kette aufgespalten, es entsteht das sogenannte Opiat Beta-Casomorphin-7 (BCM7) – das soll nach manchen dazu geführten Studien verschiedene Einflüsse auf einige Menschen haben. Unter anderem gebe es Hinweise darauf, dass BCM7 Verdauungsstörungen und Diabetes Typ-1 verursacht. Die zur A2-These geführten Studien gelten jedoch bis heute wissenschaftlich noch als nicht ausreichend abgesichert. Dementsprechend scheiden sich die Meinungen über die A2-Milch.
Angeblich plant die a2 Milk Company weitere Markteinführungen in europäischen Staaten. Man kann gespannt sein, wie es sich weiterentwickelt – in Großbritannien soll die Nachfrage nach der teureren A2-Milch eher schleppend sein. K. Berkemeier