Gute Fruchtbarkeit – Was ist wichtig?

Fruchtbarkeit lässt sich in 140 Tagen entscheiden. Welche das sind und was zu beachten ist, hat Frau Dr. Feldmann auf dem Triesdorfer Milchviehtag zusammengefasst.

Für die Fruchtbarkeit sind 140 Tage in der Laktation entscheidend: Dieser Zeitraum beginnt in der Trockenstehphase, die letzten 50 Tage vor dem Kalben sind die wichtigsten. Des Weiteren ist der Zeitraum der Freiwilligen Wartezeit (die ersten 50 Tage nach dem Kalben) ausschlaggebend. Die letzten 40 Tage liegen in der Zeit zwischen durgeführter Besamung und erfolgreicher Trächtigkeitsuntersuchung.

Körperkondition muss passen

In der Spätlaktation und in der anschließenden Trockenstehphase spielt die Fütterung eine wichtige Rolle. In dieser Zeit sinkt der Energie- und Nährstoffbedarf der Kuh, die Futteraufnahme bleibt jedoch konstant hoch. Damit die Kuh nicht verfettet und in einer guten Körperkondition zum Trockenstellen und später zum Abkalben kommt, muss die Ration angepasst werden. Der Rohfaseranteil sollte steigen und der Energiegehalt sinken. Zur Überprüfung der Körperkondition misst mandie Rückfettdicke oder bestimmt den BCS. Letzterer sollte beim Trockenstellen zwischen 3,75 und 4,25 liegen (beim Fleckvieh), in der gleichen Körperkondition sollte die Kuh dann auch zum Abkalben kommen. In der Vorbereitungsfütterung, die etwa 3 Wochen vor dem errechneten Kalbetermin beginnt, steigt der Nährstoffgehalt der Ration und ist damit besser an den wachsenden Bedarf von Kuh und Kalb angepasst. Tipp: Hier bereits die Futtermittel vorlegen, die man auch später nach dem Abkalben füttert, um eine gleichmäßig hohe Futteraufnahme auch nach der Kalbung zu gewährleisten.

Hohe Futteraufnahme durch hohe Futterqualität

Wichtig für eine hohe Futteraufnahme ist hier und auch in allen anderen Phasen der Laktation eine einwandfreie Qualität der eingesetzten Futtermittel. So ist bei Silagen darauf zu achten, das so wenig Schmutz wie möglich in die SIlage eingetragen wird. Dazu zählt nicht nur die Verschmutzung, die beim Einfahren des Futters in das Silo entsteht, sondern auch beispielsweise Vogelkot im Anschnitt. Ein weiterer Aspekt ist die Schimmelbelastung - alle eingesetzten Futtermittel sollten grundsätzlich frei von Schimmel sein. Neben der Futterqualität nimmt auch die Haltung einen entscheidenden Einfluss auf die Futteraufnahme. Eine Überbelegung führt zu einer Minderung der Futteraufnahme um bis zu 18%.

Weidefütterung in der Trockenstehphase

Die Weidefütterung kommt nur für die erste Phase der Trockenstehzeit in Frage, die Vorbereitungsfütterung sollte immer im Stall erfolgen. Doch auch für die Frühtrockensteher ist diese Art von Fütterung nicht optimal. Das meist junge Gras ist oft zu energiereich und die Mineralstoffversorgung ist für eine trockenstehende Kuh nicht optimal. Wird Rohfaser, beispielsweise in Form von Stroh zugefüttert, kann man deren Aufnahme oft nur schwer kontrollieren.

Abkalbebox aus hygienischer Sicht unerlässlich

Kommt die Kuh zum Abkalben, gehört sie rechtzeitig in eine Abkalbebox. Leider findet man in der Praxis immer noch Betriebe, bei denen die Kühe in der Herde abkalben müssen. Eine separate Abkalbebox ist nicht nur wichtig, damit die Kuh genügend Ruhe für eine stressfreie Kalbung hat. Sie ist auch aus hygienischer Sicht unerlässlich. Eine Folge von mangelnder Hygiene bei der Abkalbung ist eine Gebärmutterentzündung. Eine akute Metritis tritt meist in den ersten 21 Tagen nach der Kalbung auf und führt dazu, dass die Kuh dauerhaft unsauber bleibt. Eine Minderung der Trächtigkeitsrate um bis zu 20% ist dann die Folge. Aus einer akuten Metritis kann sich zudem schnell eine Endometritis entwickeln, je höhergradiger diese Erkrankung ist, desto geringer ist der Behandlungserfolg.
Bei der Therapie einer Gebärmutterentzündung ist der Einsatz von Antibiotika meist unumgänglich, zusätzlich ist es sinnvoll Entzündungshemmer zu verabreichen. Je nach Schwere der Erkrankung kann die Wasser - und Futteraufnahme der Kuh stark sinken. Um einer Dehydrierung entgegen zu wirken, sollte der Kuh durch Drenchen oder durch einen Dauertropf zusätzlich Flüssigkeit verabreicht werden. Zudem zieht eine Gebärmutterentzündung oft Begleiterkrankungen wie beispielsweise Ketose mit sich, die rechtzeitig erkannt und sofort behandelt werden müssen.

Energiedefizit so gering wie möglich halten

Ein massiver Verlust von Körpermasse nach der Kalbung lässt die Kuh später brünstig werden. Folglich wird sie dann auch später trächtig. Es ist deshalb wichtig, alle oben genannten Punkt einzuhalten, um so eine dauerhaft hohe Futteraufnahme zu sichern und das Energiedefizit nach der Kalbung so gering wie möglich zu halten.

Brunstnutzung steigern

Eine schlechte Herdenfruchtbarkeit wird 3 mal mehr durch eine schlechte Brunstnutzung verursacht. Aus diesem Grund ist eine gute Brunstbeobachtung unerlässlich. Unterstützend können hier Hormonprogramme, wie beispielsweise das OvSynch-Programm wirken. Diese Programme steigern jedoch ausschließlich die Brunstnutzungsrate, nicht die Konzeptionsrate. Sie sind kein Mittel um Defizite in der Haltung oder in der Fütterung zu kompensieren.
Dr. Feldmann, Triesdorfer Milchviehtag 2014