Genomische Zuchtwerte haben Praxistest bestanden

Genomische Zuchtwerte (gZW) sind seit August letzten Jahres offiziell. Damit gibt es auch etliche Bullen, die seinerzeit über nur genomische Zuchtwerte verfügten, inzwischen aber auch töchtergeprüft sind und somit „normale“ Zuchtwerte besitzen. Wie stimmen die Zuchtwerte überein?


In der Auswertung wurden nur solche Bullen betrachtet, die im Dezember 2010 keine Leistungsmerkmale für Exterieur oder Töchterinformationen hatten. Dezember deshalb, da zwischen der ersten genomischen Veröffentlichung im August 2010 und Dezember die Berechnungsmethode noch leicht verändert wurde, seitdem aber konstant ist. Wie aus den Abbildungen entnommen werden kann, gibt es - wie aufgrund der geringeren Sicherheit der nur-genomischen Zuchtwerte erwartet - in Einzelfällen größere Abweichungen. Die Abweichungen sind aber gleichmäßig über das ganze Spektrum der Zuchtwerte verteilt. Sie sind bei hohen gZW nicht größer oder kleiner als im unteren Bereich.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die „nur-genomischen“ Zuchtwerte für Bullen noch ohne Töchter inzwischen den Praxistest bestanden haben. Die genomischen Zuchtwerte bestätigen sich im Mittel sehr gut. Es gibt allerdings bei Einzelbullen durchaus größere Abweichungen. Diese bewegen sich aber in dem Rahmen, den man bei dem Sicherheitszuwachs von 60 bis 70 % ohne Töchter auf 80 bis 90 % Sicherheit im Töchterzuchtwert auch erwartet. Veränderungen in ähnlicher Größenordnung hat es ja auch immer schon bei den konventionellen Zuchtwerten gegeben, wenn die Sicherheit von 90 % aus dem Testeinsatz auf 99 % bei den stark eingesetzten Wiedereinsatzvererbern stieg. Zudem fällt auf, dass die genomischen Zuchtwerte auch in der Spitze unverzerrt sind, d.h. auch die hohen genomischen Zuchtwerte sind nicht überschätzt, sondern haben die gleiche Wahrscheinlichkeit, später mit Töchterleistungen zu steigen oder zu fallen.
Unter Beachtung der Regel, dass je unsicherer die Zuchtwerte sind, umso mehr ist das Risiko durch den Einsatz mehrerer Vererber zu streuen ist, kann der Einsatz der höchsten genomischen Bullen in der breiten Population durchaus empfohlen werden.
Quelle: Dr. Stefan Rensing; VIT; Wie bestätigen sich die genomischen Zuchtwerte; in milchrind 3/2011; S. 36