Vor allem der erste Grasschnitt fällt häufig mit dem Setzzeitpunkt des Rehwilds zusammen, aber auch bei einem frühen zweiten Schnitt sind noch Rehkitze in den Flächen zu finden. Trotzdem, dass viele Milcherzeuger sich bereits vor dem Mähen darum kümmern Rehkitze vom Grünland zu retten, kommt es dennoch immer wieder zu vermähten Tieren.
Das sollte jedoch nicht nur wegen der rechtlichen Lage und möglicher Strafen (siehe Kasten) vermieden werden, sondern vor allem auch um das Risiko...
Vor allem der erste Grasschnitt fällt häufig mit dem Setzzeitpunkt des Rehwilds zusammen, aber auch bei einem frühen zweiten Schnitt sind noch Rehkitze in den Flächen zu finden. Trotzdem, dass viele Milcherzeuger sich bereits vor dem Mähen darum kümmern Rehkitze vom Grünland zu retten, kommt es dennoch immer wieder zu vermähten Tieren.
Das sollte jedoch nicht nur wegen der rechtlichen Lage und möglicher Strafen (siehe Kasten) vermieden werden, sondern vor allem auch um das Risiko von Futterverunreinigungen mit Tierkadavern (Botulismus) zu verhindern. Wichtig ist es deshalb die Kitzrettung strategisch zu planen und bereits im Vorfeld mit dem zuständigen Jäger und möglichen Helfern in Kontakt zu treten.
Systematische Rehkitzrettung verhindert den Mähtod
Die Maßnahmen zur Rehkitzrettung lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
- Ablenken/Vermeiden
- Vergrämen/Vertreiben
- Aufspüren/Sichern/Bergen
Ablenken und vermeiden: Noch bevor Rehkitze gesucht bzw. vergrämt werden, sollten Risikofaktoren erkannt und wenn möglich gegengesteuert werden. So ist z. B. bei einem frühen ersten Schnitt (Ende April) bzw. bei einem niedrigen Bestand (Bierflaschenhöhe) das Risiko deutlich geringer, dass Rehkitze bereits auf den Flächen gesetzt wurden.
Auf Grünland, das in Waldrand- oder Feldgehölznähe liegt, ist das Risiko Rehkitze zu finden deutlich höher. Deswegen muss auf diese Flächen und auf Flächen wo (auch in Vorjahren) bereits Rehkitze gesichtet wurden ein besonderes Augenmerk gelegt werden.
Um das Risiko beim zweiten Schnitt zu senken, kann es sinnvoll sein, beim ersten Grasschnitt einen Altgrasstreifen z. B. am Waldrand stehen zu lassen. Dies bewirkt, dass sich die Tiere nach dem ersten Schnitt dorthin zurückziehen.
Seit Jahren weist der 1. Schnitt von Milcherzeuger Alfons Göbel mindestens 6,5 MJ NEL auf. Sein Erfolgsrezept: Bestände kontrollieren und konsequent nachsäen.
Reize setzen
Vergrämen und Vertreiben: Ein bis maximal zwei Tage vor dem Mähen macht es Sinn neue Reize auf der Fläche zu setzen, die die Ricke (Rehgeiß) beunruhigen und sie dazu veranlasst das Kitz aus der Fläche zu holen. Zu diesen Reizen gehören Hunde (Duftspuren), Flatterbänder, Plastiksäcke, akustische oder visuelle Signale sowie das Anmähen der Fläche. Aber: Rund um die Scheuche können Rehkitze liegen bleiben, denn die Ricke traut sich in der Regel nur auf ca. 10 bis 20m an die Scheuche heran.
Vorsicht bei Duftscheuchen! Denn in einigen Fällen kann der extreme Geruch die Rehkitze auch verwittern, so dass die Ricke das Kitz dann nicht mehr annimmt.
Duftscheuchen sollten nur auf abgesuchten, geräumten Flächen eingesetzt werden, wenn es bis zum Mähen länger dauert und man verhindern möchte, dass sich das Wild wieder auf der Fläche niederlässt.
Achtung: Bei Scheuchen kann ein Gewöhnungseffekt auftreten. Deshalb dürfen zwischen dem Aufstellen der Scheuche und dem Mähen nur maximal zwei Tage liegen. Wenn aufgrund ungünstiger Witterung doch nicht wie geplant gemäht werden soll, müssen die Scheuchen unverzüglich abgebaut werden.
Drohnen und Wärmebildkamera: Temperatur beachten
Aufspüren und sichern: Für das Aufspüren des Wilds werden immer häufiger Drohnen, ausgestattet mit Wärmebildkameras, eingesetzt. Um Rehkitze sichten zu können, muss allerdings zwischen Tier und Umgebung ein Temperaturunterschied zwischen acht und zehn Grad Celsius vorliegen. Daher macht ein Drohnenflug nur in den Morgenstunden Sinn, weshalb die Flächenleistung natürlich begrenzt ist. Wichtig ist auch dass die Mahd möglichst zeitnah nach dem Absuchen mit der Drohne erfolgt, damit die Kitze nicht zu lange gefangen gehalten werden müssen.
Sensor am Mähwerk
Akustische Wildretter am Mähwerk stellen eine wirkungsvolle Maßnahme vor allem bei flüchtenden Kitzen dar. In Kombination mit dem Mähen von innen nach außen und vor allem dem langsamen Fahren (unter 10 km/h) beim Mähen können sie aus dem Bestand getrieben werden.
Inzwischen gibt es auch Sensorbalken am Mähwerk (Sensosafe, Pöttinger). Diese Sensoren erkennen die Rehkitze, das Frontmähwerk hebt automatisch aus. Der Fahrer muss allerdings schnell reagieren und bremsen, um das Rehkitz nicht zu überfahren. Deshalb ist die maximale Mähgeschwindigkeit hier auf 10 bis 12 km/h beschränkt. Dies und die flächenabhängige Anzahl an Fehlalarmen und Rehkitzfunden führt mindestens zu einem rund 10 bis 15% höheren Zeitbedarf beim Mähen.
Die Sensoren funktionieren unabhängig von Temperatur und Sonneneinstrahlung.
Rechtliche Vorgaben
Die wichtigsten Ziele der Rehkitzrettung sind die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Dazu gehört zuallererst das Tierschutzgesetz. Es verbietet das Töten von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund. Hierunter fällt auch der Mähtod von Rehkitzen. Beim Mähen ist der Bewirtschafter der Fläche, in der Regel der Landwirt, als „Verursacher“ verantwortlich. Ein vorsätzlicher Verstoß wird als Straftat (Strafmaß Geld bis hin zu Freiheitsstrafe) gewertet. Deshalb obliegt es auch dem Landwirt notwendige Maßnahmen einzuleiten. In einigen Bundesländern kommt z. B. auch hinzu, dass nicht von außen nach innen gemäht werden darf.
Rehkitz: Nicht anfassen!
Wird ein Rehkitz aufgespürt, darf es in keinem Fall mit den bloßen Händen angefasst werden. Ideal ist es, wenn Einweghandschuhe getragen werden, die vorher im Gras gerieben wurden. Anschließend das Rehkitz mit einem Büschel Gras z. B. in einem Wäschekorb aus der Fläche tragen und im Schatten sichern und den Korb z. B. mit einem großen Stein beschweren. Die Sicherung des jungen Tieres sollte nicht länger als 5 bis 6 Stunden dauern, da es ansonsten dehydrieren kann.
Angemähte Tiere: Was tun?
Es ist ratsam den Revierinhaber bei einem angemähten oder toten Wildtier sofort zu kontaktieren. Eine gegebenenfalls notwendige Nottötung darf nur fachgerecht durchgeführt werden (Betäubung, Ausbluten mit scharfem Messer), weshalb die hierzu notwendige Ausrüstung beim Mähen bereit liegen sollte.
Richtig Mähen
Nur von innen nach außen bzw. von einer Seite zur anderen mähen! Futterflächen sollten grundsätzlich von innen nach außen gemäht werden, um Rehen, Feldhasen oder Fasanen während der Mahd die Flucht raus aus dem Bestand zu ermöglichen. Informationen wie gemäht werden sollte (siehe Bilder) finden Sie im Mäh-Knigge der LfL.
Methoden zur Wildrettung weiterentwickeln
Derzeit läuft das vom bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) geförderte Verbundprojekt „Wildtierrettungsstrategien“. Ziel des Projekts ist es, die Maßnahmen zur Wildtierrettung zu optimieren. So will das Projekt die Arbeit der Landwirte unterstützen und mehr über das Verhalten der Kitze erfahren, um den Mähtod noch effektiver zu vermeiden. Wenn Sie dazu beitragen möchten, dass der Mäh-Knigge und die Methoden zur Rehkitzrettung praxisgerecht weiterentwickelt werden, können Sie das Datenerfassungsblatt für die bei Ihnen angewendete Rehkitzrettungsmaßnahme unter
www.wildtierportal.bayern.de/wildtierrettungsstrategien ausfüllen und es an die LfL senden.
Quelle: Stefan Thurner, Leiter der Arbeitsgruppe Verfahrenstechnik Grünland und Futterkonservierung, LfL Bayern
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