Fruchtbarkeit nicht durch kranke Füße kaputt machen!

Lahmheiten, die während der ersten 30 Tagen nach der Kalbung auftreten, haben gravierende Auswirkungen auf die Milchleistung und die Fruchtbarkeit der Kühe. Das zeigen die Ergebnisse einer groß angelegten Studie der Universität von Florida an 3.000 Kühen.

Kühe, die im ersten Monat nach der Kalbung lahm werden, brauchen deutlich länger, um wieder tragend zu werden und haben mehr Reproduktionsprobleme als gesunde Tiere. So betrug beispielsweise die Konzeptionsrate der lahmen Kühe bei der ersten Besamung nur 17,5 %. Gesunde Tiere dagegen nahmen zu 45,6 % auf (Tabelle 2). Daher benötigten die lahmen Kühe auch wesentlich mehr Besamungen bis zur Konzeption. Das hatte eine deutliche Verlängerung der Zwischentragezeit zur Folge. Kühe mit Klauenproblemen benötigen 40 Tage mehr um tragend zu werden, als gesunde Tiere. Bei schwerwiegenden Klauenerkrankungen waren es sogar 70 Tage mehr. Auch das Risiko von Eierstockszysten war fast doppelt so hoch.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Europäische Forscher vermuten, dass besonders die hormonelle Umstellung bei der Kalbung die Lahmheiten verursachen. Nach ihrer Theorie bewirkt das Hormon Relaxin, das den Geburtskanal bei der Kalbung erweitert, auch, dass die Klaue weicher wird. Dadurch senkt sich das Klauenbein auf die Sohle und die Klauenprobleme scheinen vorprogrammiert.

Klauenprobleme zu Laktationsbeginn werden unterschätzt!

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(Bildquelle: Elite Magazin)

Obwohl das Risiko einer Lahmheit zu Laktationsbeginn sehr hoch ist, unterschätzen viele Landwirte den Anteil an Lahmheiten in ihrem Bestand. Das hatte eine Studie zum Ergebnis, die 17 Herden in Minnesota und Wisconsin untersuchte. Das Vorkommen von Lahmheiten war dabei 2,5 mal höher, als nach Schätzung der Milchviehhalter. Diese schätzten nur 40 % der Kühe als lahm ein, bei welchen  eine klinische Lahmheit diagnostiziert wurde.
Gleicher Fall in Großbritannien: Hier unterschätzten 51 von 53 britischen Landwirten den Lahmheitsgrad ihrer Herde. Ihrer Meinung nach waren nur knapp 6% der Herde von Lahmheiten betroffen waren. Tatsächlich aber gingen 22 % der Kühe lahm (Grafik 1).