Eutergesund ohne Antibiotika?

Die Verbraucher verlangen nach immer sichereren Lebensmitteln ohne Rückstände. Der Antibiotikaeinsatz im Milchviehstall gerät deshalb zunehmend in die Kritik. Milchviehbetriebe können mit deutlich weniger Antibiotika bei der Eutergesundheit auskommen.

In den Niederlanden wurden dazu Bio-Betriebe untersucht, da Bio-Betriebe sich verpflichten nur in Ausnahmefällen Antibiotika einzusetzen. Bei 66 niederländischen Bio-Betrieben sind die Tierarztrechnungen aus 3 Jahren analysiert worden. Dabei wurden Behandlungen von Kühen die mit Antibiotika (Eutertuben) gegen eine Mastitis behandelt und Kühe die mit Antibiotika trocken gestellt wurden ins Visier genommen worden. Nicht beachtet wurde aber Antibiotika, welches systemisch verabreicht wurde, da dies auch gegen andere Krankheiten wirken könnte.
Von diesen 66 Betrieben nutzen dabei:
  • 8 Betriebe (12 %) gar keine Antibiotika für die Eutergesundheit.
  • 20 Betriebe (30 %) nutzten keine antiobiotischen Trockensteller (setzten Antibiotika aber zur Therapie ein)
  • 9 Betrieben (14 %) gebrauchten überhaupt keine Antibiotika zur Behandlung von Mastitis.
  • 22 Betriebe setzten Zitzenversiegler ein.

  • 8 Betriebe (12 %) gar keine Antibiotika für die Eutergesundheit.
  • 20 Betriebe (30 %) nutzten keine antiobiotischen Trockensteller (setzten Antibiotika aber zur Therapie ein)
  • 9 Betrieben (14 %) gebrauchten überhaupt keine Antibiotika zur Behandlung von Mastitis.
  • 22 Betriebe setzten Zitzenversiegler ein.

In den Herden wurde selektiv mit Antibiotika trockengestellt. Durchschnittlich wurde eine Zitzeninjektion/Kuh/Jahr auf allen 66 Betrieben zum Trockenstellen genutzt. Davon waren ¾ der Behandlungen Trockensteller mit Antibiotika und ¼ Zitzenversiegler.  Die Betriebsleiter zeigen aber ein unterschiedliches Verhalten: Einige stellen bei einem hohen Zellgehalt alle vier Viertel einer Kuh mit Antibiotika trocken, andere nur das betroffene Viertel. Die Definition, was ein hoher Zellgehalt ist, variiert dabei von Betrieb zu Betrieb zwischen 250.000 und 400.000 Zellen/ml Milch.

Höhere Zellgehalte bei älteren Kühen

Festgestellt wurde auch, dass die Prozentzahl von Kühen mit einem hohen Zellgehalt auf Betrieben, die kein oder nur wenig Antibiotika nutzen nicht höher als auf Betrieben mit höherem Antibiotikaeinsatz ist. Auch war die durchschnittliche Lebenszeit einer Kuh auf Betrieben, die kaum Antibiotika verwendeten nicht schlechter als auf Betrieben, die welches nutzten, nämlich im Schnitt 4,08 Jahre.
Ältere Kühe von Betrieben, die keine Antibiotika nutzen, haben einen höheren Zellgehalt als ältere Kühe von Betrieben mit Antibiotikaeinsatz. Es wurde aber auch festgestellt, dass ein erhöhter Antibiotikaeinsatz von mehr als zwei Eutertuben keine weiteren positiven Effekte auf den Zellgehalt haben (siehe Übersicht 1).
antibiotika_1.png

(Bildquelle: Elite Magazin)

Höherer Zellgehalt bei kompletten Verzicht von Trockenstellern

Trockensteller sollten zwar selektiv verwendet werden, festgestellt wurde in dieser Studie aber auch, dass ein kompletter Verzicht auf Trockensteller, die Zellzahlen erhöht (siehe Übersicht 2). In den ersten beiden Laktationen ist zwar kaum ein Unterschied festzustellen, aber je älter die Tiere werden, umso höher ist die Differenz zwischen den Betrieben, die bis zu 3 Tuben/Kuh/Jahr nutzen und Betriebe, die gar keine Trockensteller verwenden (bis zu 100.000 Zellen/ml Milch!). Spätestens nach der dritten Laktation (hier ca. 60. Lebensmonat) sollte deshalb das Euter auf erhöhte Zellzahlen überprüft werden und ggf. ein Trockensteller eingesetzt werden.
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(Bildquelle: Elite Magazin)

Auch das Managementhat  einen auffallenden Einfluss auf die Zellzahlen. So konnte in einer weiteren Untersuchung festgestellt werden, dass auf Bio-Betrieben mit wenig Hochzellzahltieren auch die Färsen nach der Abkalbung einen geringeren Zellzahlgehalt aufweisen, als Färsen in Betrieben, in denen viele Kühen mit erhöhten Zellzahlen gemolken werden. Und damit wird der Grundstein für einen geringeren Antibiotikaeinsatz gelegt: Färsen, die mit einem geringen Zellzahlgehalt abkalben, haben während der gesamten Laktation einen geringeren Zellzahlgehalt.

Bis zu 80 % Trockensteller einsparen

Es muss davon ausgegangen werden, dass das Management auf Betrieben, die vermehrt Antibiotika einsetzen, schlechter ist als auf Betrieben, die mit geringeren Mengen an Antibiotika auskommen. Beobachtet wurde nämlich auch, dass Betriebe, die viel Antibiotika gebrauchen auch oft höhere Kosten für andere kurative Maßnahmen wie z.B. eine zusätzliche Behandlung mit systemischen Antibiotika und für präventative Maßnahmen haben. Wenn es auch nicht immer ohne Antibiotika klappt, so kann ein Betrieb durch ein angepasstes Management den Einsatz von Antibiotika erheblich senken. Diese These untermauert auch eine auf drei Testbetrieben durchgeführte Studie, die aufzeigt, dass auf Basis von Zellgehalt und Mastitisvorgeschichte bis zu 80 % Trockensteller eingespart werden können (ohen dass Zellgehalt nach der Abkalbung ansteigt). Der Einsatz von Antibiotika sollte wohl überlegt werden, insbesondere beim Trockenstellen.
Quelle:
Gidi Smolders: Aanpassen management voor minder antibiotica, Wageningen UR Livestock Research