Niedriger Grundfutteranteil verstärkt Futtersortieren

Bei einer Total-Misch-Ration (TMR) werden Grundfutter- und Kraftfutterkomponenten zu einer gleichmäßigen Ration gemischt. Doch oft nimmt eine einzelne Kuh eine komplett andere Ration auf, als ursprünglich gemischt und verteilt wurde. Wird verstärkt Futtersortieren in einer Herde beobachtet, sollte der Grundfutteranteil der Ration überprüft werden.

Sortieren Kühe die TMR, fressen sie weniger Grundfutter und mehr Kraftfutter. Gleichzeitig steigt die Gefahr einer Pansen-Acidose. Besonders kritisch ist das in den ersten Wochen der Laktation. Die Kühe erleben hier eine große Futterumstellung von einer rohfaserreichen Trockensteherration zu einer kraftftutterreichen Milchkuhration. Kommt dann noch das Sortieren von Futter hinzu, ist die Gefahr einer Stoffwechselstörung besonders groß.
Welchen Einfluss eine solch drastische Futterumstellung auf das Sortieren von Futtermitteln hat, wurde in einer Studie an der Universität von British Columbia überprüft. Dabei wurde Holsteinkühen einmal am Tag entweder eine Ration mit einem Grundfutteranteil von 62 % oder eine Ration mit 51 % Grundfutter a.d.TM vorgelegt. Anschließend wurde die Fütterung der Gruppen getauscht. Die Trockenmasseaufahme, sowie das Fress- und Sortierverhalten wurde in den ersten 7 Tagen nach der Futterumstellung beobachtet. Der Futterrest wurde mit der vorgelegten Ration verglichen, daraus wurde dann der Grad der Sortierung abgeleitet.

Kühe passen ihr Sortierverhalten sofort an

Die Kühe haben ihr Sortierverhalten innerhalb eines Tages an die neue Ration angepasst. Wurde die Ration mit niedrigem Grundfuttergehalt gefüttert,
  • sortierten die Kühe das Kraftfutter heraus und ließen die langen Partikel liegen,
  • stieg die Futteraufnahme (22,2 vs. 19,9 kg/Tag),
  • stieg die Fressgeschwingidkeit (0,15 vs. 0,11 kg/Min.) und
  • reduzierte sich die tägliche Fresszeit (193 vs 220 Min./Tag).

  • sortierten die Kühe das Kraftfutter heraus und ließen die langen Partikel liegen,
  • stieg die Futteraufnahme (22,2 vs. 19,9 kg/Tag),
  • stieg die Fressgeschwingidkeit (0,15 vs. 0,11 kg/Min.) und
  • reduzierte sich die tägliche Fresszeit (193 vs 220 Min./Tag).

Ein weiterer negativer Aspekt des Futtersortierens ist, dass sich die Zusammensetzung der TMR im Trog für alle Kühe ändert. So nehmen Kühe, die erst Stunden nach einer frischen Futtervorlage zum Fressen kommen, eine ganz andere, nicht auf den Bedarf abgestimmte Ration auf. Und das, obwohl sie selbst gar kein Futter sortieren. Besonders rangniedrige Kühe sind davon betroffen.
Fazit: Wird verstärkt Futtersortieren in einer Herde beobachtet, sollte sofort eingegriffen werden. Hier kann es sinnvoll sein, die Zusammensetzung der Ration zu ändern. Bei einem höheren Grundfutteranteil sortieren die Kühe weniger und bleiben so gesünder.


Quelle: Trevor DeVries und Marina von Keyserlingk (University of British Columbia)