Vor vier Jahren hat der Däne Dr. Kristensen mit der Kompakt-TMR die TMR-Philosophie neu aufgemischt: Durch Einweichen der trockenen Komponenten in einem Verhältnis von mindestens 1:1 mit Trinkwasser und eine Gesamtmischdauer von rund 45 Minuten entsteht eine sehr homogene, kurzfasrige und klebrige TMR. Mittelweile liegt sie auch auf deutschen Futtertischen.
Elite hat zwei niedersächsische Milchkuhbetriebe besucht, die die besondere TMR seit über einem Jahr an ihre laktierenden Kühe füttern.
Jeder Bissen gleich gut
Die zwei besuchten Betriebe füttern sehr unterschiedlich:
- Betrieb Offermann: Voll-TMR für 375 Holstein-Kühe bei einer durchschnittlichen Herdenleistung von 9.000 kg
- Betrieb Martens: Teil-TMR für 170 Kühe am Melkroboter bei einer Herdenleistung von 11.500 kg.
Die Voll-TMR wird in einem Zweischnecken-Vertikal-Mischer hergestellt, die Teil-TMR in einem Horizontal-Schneckenmischer. In der Voll-TMR werden 8,7 kg Konzentrat aus Einzelkomponenten mit 11 kg Wasser/Kuh/Tag zusammen gebracht; in der Teil-TMR 3,5 kg Konzentrat mit 5 kg Wasser.
Den Premix erstellen
Für die Mischdauer des Premix aus trockenem Kraftfutter und Wasser gibt es genau aus diesem Grund im Mischprotokoll nach Dr. Niels Bastian Kristensen keine feste Zeit: Die Mengen unterscheiden sich auf jedem Betrieb, entscheident ist daher einfach, dass so lange gemischt wird, bis alles freies Wasser im Konzentrat gebunden ist. Stehende Wasserpfützen sollten nicht sein, wassergesättigt muss es dennoch sein, erklärt der Fütterungsberater Luuk Marissink, der sich in Dänemark selbst bei Kristensen über das Konzept informiert und den beiden besuchten Betrieben bei der Umstellung auf die kompakte TMR geholfen hat. Ein Balanceakt, der am Anfang ausprobiert werden muss.
- Mit 1:1 starten und dann schauen wie es auskommt.
- Bei dicken Zuckerrübenschnitzel-Pellets und Getreidemehl besser direkt Richtung 1:1,2 gehen.
- Ein gutes Premix hat in etwa die Konsistenz von abgelagerter Biertrebersilage.
Klumpen verhindern
Zu trocken aufgrund von zu wenig Wasser darf das Premix jedoch nicht sein. Denn dann bilden sich Klumpen mit einem trockenen Kern, die die Kühe später wieder selektieren können; oder es klebt Premix im Mischer fest und kann so nicht ausreichend mit den Silagen vermischt werden. Das eigentliche Ziel, dass alle Konzentratpartikel einzeln an den Fasern der Silage kleben, wird dann verfehlt. Wichtig ist es das Wasser schnell zuzuladen. Ein frostsicherer, hochgestellter Vorratsbehälter mit einem ausreichend großen Volumen und breiter Verteilung ist ideal. Etwa wie im Bild zu sehen.
Kompakt-TMR nur für gewissenhafte Fütterer
Die Gemeinsamkeiten der Betriebe: beide sind absolut von dem Kompakt-TMR-Konzept überzeugt und wollen nicht zurück zum alten konventionellen Mischverfahren; beide legen sehr viel Wert auf sehr hohe Grundfutterqualitäten und eine gewissenhafte Fütterung nach dem Motto: Lieber einmal mehr mit dem Lader zurück zum Silo fahren, als die Genauigkeit der Zusammensetzung der Ration zu gefährden. Die letzteren beide Punkte sind entscheidend für den Erfolg des Systems, denn schlechtes Grundfutter ist immer nachteilig und steigert das Risiko von Nacherwärmung. Zweitens: Ohne ein konsequentes Einhalten des erprobten Kompakt-TMR-Mischprotokolls erreicht man nicht die angestrebte Beschaffenheit der TMR und das ganze System funktioniert nicht. Ziel ist es, dass die Kühe nicht mehr Selektieren können.
Die Kühe müssen sich erst daran gewöhnen
Das tägliche Beobachten der Kühe bei der Futteraufnahme ist sehr wichtig, gerade in einer Phase, in der etwas in der Fütterung umgestellt wird. Es ist wichtig, die Futteraufnahme vor und nach der Umstellung vergleichen zu können, damit man überhaupt sagen kann, ob sich etwas verbessert oder verschlechtert hat oder eben unverändert ist.
Bei der Umstellung zur Kompakt-TMR brauchen die Kühe etwa zwei bis drei Wochen, bis sie wirklich akzeptiert und gelernt haben, dass sie nicht mehr selektieren können und es nie einen leeren Trog gibt (mind. 2 % Restfutter) und damit egal ist, wann sie zum Fressen gehen. Bevor alle Kühe das gelernt haben, gibt es vielleicht sogar zeitweise etwas mehr Unruhe: Gerade zu Beginn sind die Kühe, je nach dem von welchem Ausgangsmischniveau ihrer alten TMR sie kommen, verärgert darüber, dass sie nicht mehr die Leckerchen zuerst raussuchen können und laufen den Futtertisch ab, um jeden Platz am Trog darauf auszukunschaften. Dass die Trockenmasseaufnahme in der Umstellung einbricht, habe ich noch nicht erfahren, erklärt Luuk Marissink und nimmt hier mögliche Ängste. Sie bleibt gleich oder steigert sich leicht.
Dass die Trockenmasseaufnahme in der Umstellung einbricht, habe ich noch nicht erfahren!
Luuk Marissink