BestPractice 2018

Typenställe für AMS umbauen

Typenställe, auch 1930-er Anlagen genannt, sind in den neuen Bundesländern vielerorts noch in Betrieb. Wie sie sich für automatisches Melken umrüsten lassen, hat Marleen Helms in ihrer Masterarbeit untersucht.

Auch Großbetriebe zeigen zunehmend Interesse, in automatisches Melken zu investieren. Gleichzeitig spielt das Thema Tierwohl in der Gesellschaft eine große Rolle. Gar nicht leicht, beides in den alten und für moderne Kühe engen Typenställen" der ehemaligen DDR umzusetzen. Wie es gelingen kann, zeigt die Masterarbeit von Marleen Helms, Hochschule Neubrandenburg: Sie entwickelte ein Stallkonzept für den Umbau einer 1930-er Anlage mit Bandfütterung für automatisches Melken.
Nach dem Umbau können 1.000 Kühe mit 18 Melkrobotern gemolken werden. Dies entspricht einer durchschnittlichen Auslastung von 55 Kühen/Roboter. Die Special-Need-Cows werden weiterhin in einem konventionellen Melkstand (2x10 Fischgräte) gemolken. Das hat mehrere Gründe:
  • eine höhere Arbeitseffizienz bei Behandlungen und Tierkontrollen durch den Herdenmanger,
  • eine täglich gleichbleibende Routine, da die Melkungen zu festgelegten Zeiten erfolgen
  • Zeiteinsparung einer Zwischenspülung am AMS nach jeder Kuh mit Sperrmilch.

Automatisch melken ja, Kuhkomfort mit Fragezeichen

In einer 1930-er Anlage sind die Liegebereiche entlang von Futterbändern angeordnet. Die Bereiche zwischen den Futterbändern werden als „Schiff“ bezeichnet und stellen jeweils eine Kuhgruppe dar. In jeder Gruppe befinden sich drei Doppelliegeboxenreihen mit 212 Liegeplätzen. Insgesamt verfügt die 1930er-Anlage über 1716 Liegeplätze. Ein „Schiff“ ist 24 m breit, gemessen von der Mitte Futtertischs bis zur Mitte des anderen Futtertischs und 42 m lang.
drei VMS in einem Schiff

(Bildquelle: Helms / DeLaval)

Gezeigt ist exemplarisch ein Schiff nach dem Umbau, mit drei AMS in Tandemaufstellung. Dafür muss die Anzahl von 212 Liegeplätzen, in drei Doppelliegeboxenreihen, um mind. 54 Liegeplätze reduziert werden. Der entstehende Freiraum von 10 m, gemessen von der ersten Liegebox bis zum Mitteltreibegang, wird zum einen für das AMS und den anschließenden Serviceraum benötigt. Zum anderen ist ein problemloser Tierverkehr nur möglich, wenn zwischen dem Ein-/ Ausgang der Roboter und der ersten Liegebox ein Freiraum von mind. 5 m besteht.
Weiterhin bietet die Breite von 21m zwischen den Futtertischen ausreichend Platz, um jeden Roboter mit einem Selektionstor auszustatten. Selektierte Tiere gelangen über den Mitteltreibegang, mit Hilfe eines Kuhtreibers in einen Selektionsbereich. Dieser kann im ehemaligen Vorwartehof vom Melkkarussell errichtet werden. Außerdem befindet sich an dem rechten Melkroboter ein 12 m² großer Wartebereich für überfällige Tiere. Der Zugang zu dem Roboter wird mit einem Splitentry geregelt.
Aufgrund der schmalen Laufgänge (1,8m/2,6m) und des geringen Platzangebotes herrscht freier Kuhverkehr. Den Zugang in den Liege- oder Fressbereich weiter einzuschränken, bedeutet zusätzlichen Stress und Rangkämpfe für die Kühe und lässt eine geringe Besuchshäufigkeit der Roboter erwarten.
Fazit: Melkroboter passen also in die Bauhülle eines Typenstall. Die schmalen Laufgänge und Liegeboxen entsprechen jedoch nicht mehr den heutigen Maßen von Holstein-Kühen. Bei einem Umbau sollten diese Kriterien in jedem Fall bedacht und baulich angepasst werden, um den Kuhkomfort zu optimieren!