4/16: Betriebsleitung

Nur noch GVO-freie Milch?

Viele Molkereien verlangen von ihren Landwirten, sich nach den Richtlinien des Verbands "Lebensmittel ohne Gentechnik" zertifizieren zu lassen. Doch Achtung: Die Anforderungen sind hoch!

Haben die Molkereien kein eigenes Zertifizierungsprogramm (z.B. Landliebe" von FrieslandCampina), nutzen sie gern das bekannte grüne Logo und die Richtlinien des Verbands Lebensmittel ohne Gentechnik". Die ganze Verarbeitungskette ist dann an die Vorgaben gebunden. Für die Landwirte heißt das unter anderem:
  • Kühe müssen drei Monate gentechnikfrei gefüttert werden, bevor die Milch als GVO-frei vermarktet werden darf. Das gilt auch für Zukauftiere.
  • Nach der Umstellung müssen Sie verhindern, dass Stäube das GVO-freie Futter kontaminieren. Daher wird empfohlen, Silos und Ausrüstung vor der Umstellung von einer Fachfirma reinigen zu lassen. Mahlen oder mischen externe Dienstleister das Futter für Sie, müssen diese die Spülchargen einhalten und glaubhaft machen können.
  • Bei jeder Anlieferung müssen Sie gemeinsam mit dem Lieferanten eine Rückstellprobe ziehen und mind. die letzten drei Proben bzw. die Proben der letzten beiden Monate auf dem Betrieb behalten. Lieferscheine und Rechnungen für Futter müssen Sie fünf Jahre lang chronologisch geordnet aufbewahren.
  • Sie sind verpflichtet, eine Liste mit allen aktuell eingesetzten Futtermitteln zu führen und die Rationen der verschiedenen Tiergruppen aufzuschreiben.
  • Alle beteiligten Mitarbeiter (inklusive Transportfahrer) müssen jährlich in Bezug auf GVO-freie Milcherzeugung geschult und diese Schulungen dokumentiert werden.
  • Je nach Risikoklasse fallen alle ein bis drei Jahre Folgeaudits an.

  • Kühe müssen drei Monate gentechnikfrei gefüttert werden, bevor die Milch als GVO-frei vermarktet werden darf. Das gilt auch für Zukauftiere.
  • Nach der Umstellung müssen Sie verhindern, dass Stäube das GVO-freie Futter kontaminieren. Daher wird empfohlen, Silos und Ausrüstung vor der Umstellung von einer Fachfirma reinigen zu lassen. Mahlen oder mischen externe Dienstleister das Futter für Sie, müssen diese die Spülchargen einhalten und glaubhaft machen können.
  • Bei jeder Anlieferung müssen Sie gemeinsam mit dem Lieferanten eine Rückstellprobe ziehen und mind. die letzten drei Proben bzw. die Proben der letzten beiden Monate auf dem Betrieb behalten. Lieferscheine und Rechnungen für Futter müssen Sie fünf Jahre lang chronologisch geordnet aufbewahren.
  • Sie sind verpflichtet, eine Liste mit allen aktuell eingesetzten Futtermitteln zu führen und die Rationen der verschiedenen Tiergruppen aufzuschreiben.
  • Alle beteiligten Mitarbeiter (inklusive Transportfahrer) müssen jährlich in Bezug auf GVO-freie Milcherzeugung geschult und diese Schulungen dokumentiert werden.
  • Je nach Risikoklasse fallen alle ein bis drei Jahre Folgeaudits an.

Immerhin kann der VLOG-Standard in Kombination mit anderen Standards geprüft werden, sodass z.B. das QM-Milch-Audit gleichzeitig durchgeführt werden kann. Ökobetriebe müssen sich nicht gesondert auditieren lassen. Wer mehr als 75% der maximal möglichen Punktzahl erreicht und keine KO-Kriterien verletzt, besteht die Zertifizierung.

Überlegen Sie darum gut, ob sich der Mehraufwand durch den höheren Milchauszahlungspreis für Sie bezahlt macht!
Alle Vorgaben des VLOG-Standards finden Sie
.

Erfahrungen von zwei Milcherzeugern, die ihre Kühe GVO-frei füttern

Edwin Koenig

(Bildquelle: Elite Magazin)

"Die Molkerei stellt auf GVO-freie Milch um, uns Lieferanten bleibt also kaum eine andere Wahl." Edwin König, 45 Fleckvieh-Kühe, Baden-Württemberg

Wann und aus welchem Grund haben Sie auf GVO-freie Fütterung umgestellt?
Wir stellen jetzt um, da unsere Molkerei die Käseproduktion aufgrund von Druck seitens des Handels auf gentechnikfreie Milch umstrukturiert. Bis September diesen Jahres sollen zunächst 80 % der Gesamtmilch GVO-frei werden.
Wie passen Sie die Rationzusammenstellung an die neue Anforderung an?
Ich habe mich für den Anfang dazu entschieden, auf ein GVO- und sojafreies Mischfutter zu setzen. Wir stellen ohnehin bereits den Eiweißanteil in der Ration zu 80 % durch Rapsextraktionsschrot in der TMR und dies wurde bisher durch ein 18/4er Kraftfutter an der Kraftfutterstation ergänzt – Letzteres tauschen wir jetzt einfach aus.
Was muss man besonders beachten?
Wichtig ist es, die Anforderungen für die GVO-freie Produktion und die Umstellung zu kennen. Dazu gehört etwa das Ziehen der Rückstellproben von jeder Lieferung. Diese darf die Molkerei stichprobenartig untersuchen, da an der Milch an sich ja nicht festgestellt werden kann, ob die GVO-frei gefüttert wurde. 
Rechnet es sich für Sie GVO-frei zu produzieren?
Aktuell reicht der zwischen Molkerei und Erzeugergemeinschaft ausgehandelte Preisaufschlag für uns um die Mehrkosten zu decken. Ich befürchte allerdings, dass frei von Gentechnik erzeugte Milch mehr und mehr zum Standard angehoben wird. In Süddeutschland ist es bereits so, dass nach vielen kleineren nun auch große Milchverarbeiter umstellen. Ich denke, dass dann durch eine wachsende Nachfrage auch die Preise für GVO-freie Futtermittel und Raps ansteigen werden. Der bisher als ausreichend angesehene Aufschlag von einem Cent könnte dann knapp werden.
Tobias Langer

(Bildquelle: Elite Magazin)

"Wir produzieren nun seit sechs Jahren GVO-freie Milch für Babynahrung. Damals war es eine Nische, heute wird es wohl bald zum Standard." Tobias Langer, 140 Holstein-Kühe, Nordrhein-Westfalen

Wann und aus welchem Grund haben Sie auf GVO-freie Fütterung umgestellt?
Wir haben bereits im Juni 2010 angefangen GVO-frei Milch für Babynahrung zu produzieren. Unser Ziel war es aus dieser Nische einen Mehrerlös zu erwirtschaften. Unser Milchverarbeiter hat sich unseren Betriebe dafür sehr genau angeschaut, denn für die Milchproduktion für Babynahrung gehören mehr Auflagen, als nur die GVO-freie Fütterung.
Wie passen Sie die Rationzusammenstellung an die neue Anforderung an?
Zu Beginn haben wir einfach von dem vorherigen Mischfutter auf ein GVO- und sojafreies Mischfutter gewechselt. Seit drei Jahren arbeiten wir jedoch nun nur noch mit Einzelkomponenten (Rapsextraktionsschrot und Zuckerrübenschnitzel). Wir fühlen uns damit sicherer, das Risiko einer Verunreinigung ist für uns geringer. Wir kommen so bei einer Leistung von 10.800 kg gut zurecht. Lieferanten-Kollegen, die höhere Herdenleistungen haben, setzten allerdings häufig auch gentechnisch unverändertes Soja ein.

Was muss man besonders beachten?
Wir müssen bei den für uns geltenden Produktionsauflagen auch extrem aufpassen, wie es um bestimmte Mineralfutter, Siliermittel oder ander Futterzusatzstoffe bezüglich einer sicheren GVO-Freiheit steht. Das kann bei anderen Programmen anders sein. Dadurch, dass man durch die GVO-Einschränkung bisher auf eine kleinere Händlerauswahl zurückgreifen muss, wird es schwieriger die Preise kostensparend zu verhandeln.
Rechnet es sich für Sie GVO-frei zu produzieren?
Mittlerweile verringert sich der Mehrerlösanteil. Ich könnte mir vorstellen, dass es in Zukunft noch enger wird, weil mit den neuentwickelten oft knapp kalkulierten Programmen neue Maßstäbe gesetzt werden. Es kommt jedoch meiner Meinung nach auch darauf an, auf welcher Flächengrundlage man Grundfutter produziert. Betriebe in Grünlandregionen mit hohen Grasanteilen in der Ration sind sicherlich etwas besser gestellt, als Betriebe, die aufgrund maisbetonter Fütterung mehr Eiweißfuttermittel zu kaufen müssen. Ob sich ein bestimmter Aufschlag am Ende rechnet, ist immer auch eine Frage der vertraglich geregelten Produktionsauflagen. Die sollte sich jeder Betrieb vorab für sich durchrechnen.