Elite 4/2017

Ab August, September stehen 37 bis 38 Cent in Aussicht!

Die ungekürzte Version des Kurzinterviews mit Prof. Dr. Holger D. Thiele vom ife Institut für Ernährungswirtschaft Kiel inklusive aktueller Ergänzungen.

Prof. Dr. Holger D. Thiele,
ife Institut für Ernährungswirtschaft Kiel und
Professor für Agrarökonomie und Statistik an der Fachhochschule Kiel

 
Elite: Die Preise für lose Markenbutter befinden sich mit über 6 € pro kg auf einem Rekordniveau. Magermilchpulver zieht ebenfalls an, hier sitzen aber noch die vorhandenen EU-Lagerbestände drückend im Hintergrund. Wie schätzen Sie die weitere Preisentwicklung (bis Ende 2017) am Markt für Milcherzeugnisse ein? Mit welchen Begründungen?
Thiele: Bei Magermilchpulver sind die internationalen Preise für uns marktpreisbestimmend. Fallende Preise im Frühjahr sind bei 1,70 €/kg aufgefangen worden, mittlerweile steigen international die Preise. Saisonal sinkende Erzeugungsmengen neuer Ware machen die ältere Interventionsware attraktiv. Steigende Preise sehen wir wegen der erwarteten Verkäufe aus der Intervention allerdings bei ca. 2 € pro kg gestoppt. Verkäufe aus den EU-Lagern lagen zuletzt bei 1,85 €/kg. Das ist vermutlich die Preisrange. Bei Butter haben wir trotz hoher steigender Preise eine rege Nachfrage. Die internationalen Butterpreise steigen ebenfalls, spielen aber nur eine untergeordnete Rolle. Wir erwarten weitere Preissteigerungen. Bedeutender für den Gesamtmarkt ist Käse. Bei Standardsorten ist eine Preiserholung, wie im vergangenen Herbst schon gesehen, zu erwarten, da die Bestände gering sind und eine rege nationale und internationale Nachfrage besteht.
Elite: Der von Ihrem Institut monatlich veröffentlichte Kieler Rohstoffwert Milch, berechnet aus den aktuellen Verwertungsmöglichkeiten für Butter und MMP, gilt als Frühindikator für die Preisentwicklung für Rohmilch. Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Milchpreise auf Erzeugerebene bis Ende 2017 verhalten? Welche Rolle spielt dabei aktuell das Milchaufkommen?
Thiele: Auf Basis der jetzigen Informationen auf den Milchproduktmärkten und der Ende Juni notierten Preise für Butter und MMP sind Auszahlungspreise für 2017 im Mittel zwischen 34 bis 36 ct pro kg absehbar. Wenn sich die Butter weiter nach oben entwickelt – worauf derzeit vieles hindeutet – und Magermilchpulver seitwärts verläuft, dann könnten die durchschnittlichen Auszahlungspreise auch noch höher liegen. Das Milchaufkommen spielt eine sehr große Rolle: Bisherige Einschätzungen gehen davon aus, dass das EU-Angebot im zweiten Halbjahr saisonal sinkt, aber größer als im Zeitraum des Vorjahres liegen wird. In den Niederlanden wird eine geringere Erzeugungsmenge erwartet. Die wichtigsten Erzeugungsregionen des Weltmarktes produzieren wieder leicht mehr als im Vorjahr, sodass zeitversetzt auch wieder mit einem Ende der Spitzenpreise zu rechnen ist. Preisabsicherungen, z. B. mittels börsenbasierter Festpreismodelle, sollte man daher insbesondere in diesen positiven Zeiten immer im Auge behalten.
Elite: Wie nah lagen Sie in der Vergangenheit mit Ihrem Rohstoffwert Milch an der Entwicklung der tatsächlichen Milchauszahlungspreise? Was sehen Sie als Ursachen für mögliche Abweichungen?
Thiele: Im Mittel der letzten sieben Jahre liegt der Kieler Rohstoffwert um 0,4 ct pro kg unter den Milchpreisen des jeweiligen Monats. Der Milchpreis liegt in 45 % der Monate unter und in 55 % der Monate über dem Kieler Wert, je nachdem, ob wir uns in einem steigenden oder sinkenden Markt befinden. Die absolute Höhe kann er deshalb nicht treffend prognostizieren, weil nur MMP und Butter aber nicht Käse, Molke, Joghurt etc. einfließen. Auch werden keine langfristig vereinbarten Preise, wie in den Kontrakten der Molkereien üblich, berücksichtigt. Außerdem erfassen wir nur die Preise für Standardprodukte und nicht die möglichen Preisaufschläge für Extraqualitäten oder Herstellermarken. Er ist aber ein sehr guter Frühindikator, dessen Entwicklung in einem Monat zu 90 % die in zwei bis drei Monaten stattfindenden Änderungen der Milchauszahlungspreise erklären kann.
Elite: Wie sehen die Entwicklungen jetzt Ende Juni aus?
Thiele: Im Mai lag der Kieler Rohstoffwert noch bei 33,2 ct und im Juni rechnen wir mit einer Steigerung um weitere rund 5 ct pro kg Milch.* Abgeleitet aus unserem Rohstoffwert erwarten wir für Juni einen durchschnittlichen Auszahlungspreis in Deutschland von mindestens 34 ct pro kg. Im August/September könnten es dann schon 37 bis 38 ct pro kg Milch sein.

* Der Kieler Rohstoffwert für Juni ist nach dem Redaktionsschluss der Elite 4/2017 bekannt gegeben worden. Er liegt nun bei 38,3 ct/kg. Die Erhöhung ist durch eine weitere Preissteigerung für Butter und Magermilchpulver zu erklären. Die Butterpreise stiegen im Mittel um 16,9 % auf 548,1 €/100 kg. Die für MMP um 7,2 % auf 194,0 €/100 kg.
Definiert ist der Rohstoffwert für eine Rohmilch ab Hof mit 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß, ohne MwSt.



Mehr Informationen und den monatlich aktuellen Rohstoffwert Milch finden Sie auf der Internetseite des ife Institut für Ernährungswirtschaft in Kiel, www.ife-ev.de
Bearbeitet: Katrin Berkemeier
Prof Dr H. D. Thiele

(Bildquelle: Elite Magazin)

Prof. Dr. Holger D. Thiele,
ife Institut für Ernährungswirtschaft Kiel und
Professor für Agrarökonomie und Statistik an der Fachhochschule Kiel

 
Elite: Die Preise für lose Markenbutter befinden sich mit über 6 € pro kg auf einem Rekordniveau. Magermilchpulver zieht ebenfalls an, hier sitzen aber noch die vorhandenen EU-Lagerbestände drückend im Hintergrund. Wie schätzen Sie die weitere Preisentwicklung (bis Ende 2017) am Markt für Milcherzeugnisse ein? Mit welchen Begründungen?
Thiele: Bei Magermilchpulver sind die internationalen Preise für uns marktpreisbestimmend. Fallende Preise im Frühjahr sind bei 1,70 €/kg aufgefangen worden, mittlerweile steigen international die Preise. Saisonal sinkende Erzeugungsmengen neuer Ware machen die ältere Interventionsware attraktiv. Steigende Preise sehen wir wegen der erwarteten Verkäufe aus der Intervention allerdings bei ca. 2 € pro kg gestoppt. Verkäufe aus den EU-Lagern lagen zuletzt bei 1,85 €/kg. Das ist vermutlich die Preisrange. Bei Butter haben wir trotz hoher steigender Preise eine rege Nachfrage. Die internationalen Butterpreise steigen ebenfalls, spielen aber nur eine untergeordnete Rolle. Wir erwarten weitere Preissteigerungen. Bedeutender für den Gesamtmarkt ist Käse. Bei Standardsorten ist eine Preiserholung, wie im vergangenen Herbst schon gesehen, zu erwarten, da die Bestände gering sind und eine rege nationale und internationale Nachfrage besteht.
Elite: Der von Ihrem Institut monatlich veröffentlichte Kieler Rohstoffwert Milch, berechnet aus den aktuellen Verwertungsmöglichkeiten für Butter und MMP, gilt als Frühindikator für die Preisentwicklung für Rohmilch. Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Milchpreise auf Erzeugerebene bis Ende 2017 verhalten? Welche Rolle spielt dabei aktuell das Milchaufkommen?
Thiele: Auf Basis der jetzigen Informationen auf den Milchproduktmärkten und der Ende Juni notierten Preise für Butter und MMP sind Auszahlungspreise für 2017 im Mittel zwischen 34 bis 36 ct pro kg absehbar. Wenn sich die Butter weiter nach oben entwickelt – worauf derzeit vieles hindeutet – und Magermilchpulver seitwärts verläuft, dann könnten die durchschnittlichen Auszahlungspreise auch noch höher liegen. Das Milchaufkommen spielt eine sehr große Rolle: Bisherige Einschätzungen gehen davon aus, dass das EU-Angebot im zweiten Halbjahr saisonal sinkt, aber größer als im Zeitraum des Vorjahres liegen wird. In den Niederlanden wird eine geringere Erzeugungsmenge erwartet. Die wichtigsten Erzeugungsregionen des Weltmarktes produzieren wieder leicht mehr als im Vorjahr, sodass zeitversetzt auch wieder mit einem Ende der Spitzenpreise zu rechnen ist. Preisabsicherungen, z. B. mittels börsenbasierter Festpreismodelle, sollte man daher insbesondere in diesen positiven Zeiten immer im Auge behalten.
Elite: Wie nah lagen Sie in der Vergangenheit mit Ihrem Rohstoffwert Milch an der Entwicklung der tatsächlichen Milchauszahlungspreise? Was sehen Sie als Ursachen für mögliche Abweichungen?
Thiele: Im Mittel der letzten sieben Jahre liegt der Kieler Rohstoffwert um 0,4 ct pro kg unter den Milchpreisen des jeweiligen Monats. Der Milchpreis liegt in 45 % der Monate unter und in 55 % der Monate über dem Kieler Wert, je nachdem, ob wir uns in einem steigenden oder sinkenden Markt befinden. Die absolute Höhe kann er deshalb nicht treffend prognostizieren, weil nur MMP und Butter aber nicht Käse, Molke, Joghurt etc. einfließen. Auch werden keine langfristig vereinbarten Preise, wie in den Kontrakten der Molkereien üblich, berücksichtigt. Außerdem erfassen wir nur die Preise für Standardprodukte und nicht die möglichen Preisaufschläge für Extraqualitäten oder Herstellermarken. Er ist aber ein sehr guter Frühindikator, dessen Entwicklung in einem Monat zu 90 % die in zwei bis drei Monaten stattfindenden Änderungen der Milchauszahlungspreise erklären kann.
Elite: Wie sehen die Entwicklungen jetzt Ende Juni aus?
Thiele: Im Mai lag der Kieler Rohstoffwert noch bei 33,2 ct und im Juni rechnen wir mit einer Steigerung um weitere rund 5 ct pro kg Milch.* Abgeleitet aus unserem Rohstoffwert erwarten wir für Juni einen durchschnittlichen Auszahlungspreis in Deutschland von mindestens 34 ct pro kg. Im August/September könnten es dann schon 37 bis 38 ct pro kg Milch sein.

* Der Kieler Rohstoffwert für Juni ist nach dem Redaktionsschluss der Elite 4/2017 bekannt gegeben worden. Er liegt nun bei 38,3 ct/kg. Die Erhöhung ist durch eine weitere Preissteigerung für Butter und Magermilchpulver zu erklären. Die Butterpreise stiegen im Mittel um 16,9 % auf 548,1 €/100 kg. Die für MMP um 7,2 % auf 194,0 €/100 kg.
Definiert ist der Rohstoffwert für eine Rohmilch ab Hof mit 4,0% Fett und 3,4% Eiweiß, ohne MwSt.



Mehr Informationen und den monatlich aktuellen Rohstoffwert Milch finden Sie auf der Internetseite des ife Institut für Ernährungswirtschaft in Kiel, www.ife-ev.de
Bearbeitet: Katrin Berkemeier