Melkzentrum

Ein gut geplanter Wartebereich sorgt für entspannte Kühe

Die Gruppenanordnung im Stall, die Größe des Melkstands und des dazugehörenden Wartebereichs müssen genau aufeinander abgestimmt werden. Für entspannte Kühe und ein stressfreies Melken ist es wichtig, dass die Kühe nicht zu lange im Wartebereich stehen müssen und dieser hell und luftig ist.

Zu einer gut durchdachten Stallbauplanung gehört nicht nur die Planung des Liege-, Fress- und Melkbereichs, sondern auch der Wartebereich vorm Melkstand muss gut geplant werden, damit Kühe nicht unter Stress leiden.

Größe des Wartebereichs

Der Wartebereich sollte so groß sein, dass die Kühe, die im Wartebereich stehen, in ein bis maximal eineinhalb Stunden gemolken werden können. Bei drei Melkzeiten pro Tag sollten die Kühe sogar nur 45 Minuten pro Melkzeit warten müssen. Pro Kuh sollten mindestens 1,5 m2, besser 1,8 m2 Grundfläche vorhanden sein. Soll während des Melkens eine weitere Gruppe bereits nachgetrieben werden, ist ein Zuschlag von 25 %  bei der Fläche notwendig. Eine optimale Gruppengröße ergibt sich, wenn man die Anzahl der Melkplätze mal 4,5 nimmt.

Rutschfester Untergrund

Der Boden im Wartebereich muss leicht zu reinigen und v.a. rutschfest sein. Dabei ist eine Steigung zum Melkstandeingang von 1 bis 6 % zu empfehlen, da die Tiere sich so mit dem Kopf zum Melkstand stellen. Die Oberfläche des Bodens sollte mit einem Strukturmuster versehen werden. Noch besser wäre ein Gummibelag, da eine reine Betonfläche nach fünf bis sieben Jahren rutschig wird und nachgebessert werden muss.

Keine Ablenkung

Die Tiere sollten im Wartebereich sowie im Zu- und Abtrieb nicht abgelenkt werden. So sollte der Vorwartehof genauso gut ausgeleuchtet werden, wie der Melkstand, damit die Kühe nicht durch Lichtschranken irritiert werden. Auch sollte der Zutrieb in den Melkstand gerade verlaufen. Falls sich die Tiere drehen müssen, sollte das beim Austrieb erfolgen.
Der Rücktrieb sollte, wenn möglich mit einem Sichtschutz ausgestattet werden, damit die Tiere zügig weitergehen und die Selektion der Tiere im Rücktrieb leichter vonstatten gehen kann. Bei weniger als 15 Melkplätzen pro Melkseite reicht eine Rücktriebbreite von 90 cm aus. Bei über 15 Melkplätzen sollte eine Rücktriebbreite von 1,5 bis 1,8 m eingeplant werden. Auch dürfen Zu- und Rücktrieb sich nicht kreuzen. Auf Stufen und Rampen sollte weitestgehend verzichtet werden.

Keine feste Wand zwischen Melkstand und Vorwartehof

Für eine gute Übersicht vom Melkstand aus auf die Kühe entweder direkt oder durch Spiegel, sollte auf eine feste Wand zwischen Melkstand und Vowartehof verzichtet werden.

Automatische Treiber

Eintreibehilfen, die trichterförmig zum Eingang zulaufen, verbessern die Befüllung des Melkstandes. Wichtig ist, dass die Tiere auf akustische und visuelle Signale einer automatischen Treibehilfe trainiert werden und nicht auf die Bewegung des Gatters. Die Kühe müssen sich an den automatischen Treiber gewöhnen. Sie gewöhnen sich aber nur schwer daran, wenn sie mal mit dem automatischen Treiber und mal vom Melker herangeholt werden.
Eine automatische Treibehilfe muss zudem von jedem Platz im Melkstand bedient werden können. So wird der Melker nicht aus seiner Melkroutine gerissen und der Kuhfluss kann um 10 bis 20 % gesteigert werden.

Gute Belüftung

Der Wartebereich muss durch das Öffnen von Seitenwänden natürlich belüftet werden können. Deshalb sollten die Seitenwände mindestens zu 60 % offen sein. Für die kalte Jahreszeit sollten allerdings Vorhänge oder bewegliche Lichtplatten installiert werden. Ist der First offen, kann warme Luft aus dem Wartebereich schneller entweichen. Ist es nicht möglich, den First zu öffnen, sollten Deckenventilatoren eingesetzt werden, um die Luftbewegung zu erhöhen.

Kühe leiden gerade im Wartebereich bei Temperaturen über 20 °C und einer relativen Luftfeuchte von über 80 % schnell unter Hitzestress. So kann die Körpertemperatur im Wartebereich nach 20-minütigem Stehen um bis zu 3 °C ansteigen. Bei einem Einsatz von Ventilatoren und Sprinkleranlagen kann die Körpertemperatur um 3,5 °C gesenkt werden. Zudem geben gekühlte Kühe  knapp 1 kg mehr Milch als hitzegestresste Tiere.
Quelle: Sibylle Möcklinghoff-Wicke, Innovationsteam Milch Hessen