Den hohen Milchmengen und der insgesamt angespannten internationalen Marktsituation zum Trotz, gibt es diese Woche immerhin ein paar gute Nachrichten zur aktuellen Entwicklung am Milchmarkt: Die Preise für flüssige Milchprodukte stabilisieren sich und steigen leicht. Die Nachfrage nach Butter zieht weiter an.
Preise für flüssige Milchprodukte fester
Obwohl die (EU-)Milchproduktion weiter zulegt, ist nach dem Preissturz der Vormonate erfreulicherweise eine Stabilisierung am Markt für flüssige Milchprodukte (Magermilchkonzentrat, Rahm) zu beobachten.
Auch in den kommenden Wochen erwarten Produzenten sowie Händler „relativ stabile“ Preise, heißt es seitens der niederländischen Preisberichtsagentur DCA Markets. Allerdings sollte diese zunächst kurzfristig positive Entwicklung jetzt nicht überbewertet werden, mahnen die DCA-Analysten. Denn die Preise sind zwar gestiegen, doch ein reger Handel blieb diese Woche aus.
Die Preise am Spotmarkt entwickelten sich wie folgt: Rahm (40 % Fett) wurde in dieser Woche (KW 12) am Spotmarkt zu 5.250 bis 5.350 €/t gehandelt, das entspricht +100 bis +150 € zur Vorwochennotierung. Das Ostergeschäft scheint hier den positiven Impuls zu geben. Magermilchkonzentrat hält das Niveau der Vorwoche (2.250 bis 2.450 €/t), laut Rik Loeters von Trigona Dairy Trade ist es allerdings schwierig Käufer zu finden.
Die Notierung für Spotmilch beziffert die DCA für Norddeutschland sowie für die Niederlande mit 30,00 Cent/kg Milch und für Süddeutschland mit 31,00 Cent/kg. Damit sind diese gegenüber der vergangenen Woche um 0,50 € bis 1,00 €/100 kg gestiegen.
Milchaufkommen stagniert, bleibt aber hoch ++ langfristig geringere Milchmengen
Das Milchaufkommen in Deutschland stagnierte in den ersten Märzwochen zwar (-0,2 % und -0,1 % zu den jeweiligen Vorwochen), die Milchproduktion bleibt dennoch hoch und befindet sich saisonal in der Anstiegsphase. Der Milch-Peak ist erst im April/Mai zu erwarten.
Neben den deutschen Milcherzeuger:innen (+ 2,9 % im Januar) produzieren vor allem deren Kollegen und Kolleginnen in den Niederlanden (+ 4,7 % im Januar) mehr Milch als im Vorjahr. EU-weit lag die Milchanlieferung im Januar 2023 gegenüber dem Vorjahr um 1,0 % höher.
Die Geschäftsführerin der Zentralen Milchmarkt Berichterstattung, Monika Wohlfahrt, führt die derzeit hohen Milchanlieferungen auf einen Mitnahmeeffekt zurück. Die erreichten Rekordmilchpreise wollen viele Milcherzeuger- und Milcherzeugerinnen durch gesteigerte Produktionsmengen bestmöglich „mitnehmen“.
Der Milchproduktion unter den
zuletzt gesunkenen Milcherzeugerpreisen dürfte entgegenkommen, dass die Kosten für Futter und Energie aktuell im europäischen Schnitt ebenfalls weiter sinken. So berichtet die Marktbeobachtungsstelle der EU-Kommission von, in der vergangenen Woche (KW11) um -3,2 % geringeren Futter- und um -0,6% geringeren Energiekosten, im Vergleich zu den vorherigen vier Wochen.
„Langfristig“ sei wieder mit geringeren Milchmengen und höheren Erzeugerpreisen als in früheren Jahren zu rechnen, erklärt die ZMB-Geschäftsführerin. Der Strukturwandel werde sich nach der Hochpreisphase wieder beschleunigen und Kühe aus der Produktion genommen, nicht zuletzt auch wegen strengeren Produktionsauflagen (z. B.
QM keine Überbelegung im Liegebereich). Eine Rekordmilcherzeugung wie im Jahr 2020 werde laut Monika Wohlfahrt nicht mehr erreicht.
Nachfrage nach Butter belebt ++ MMP erfährt Preisabschläge
Butter: Die Abverkäufe von Päckchenbutter steigen, die Nachfrage ist durch das nahende Osterfest belebt. Die Butterpreise halten sich kontraktbedingt unverändert bei 4,98 bis 5,16 €/kg Butter in der 250 g-Einheit. Bei Blockbutter bleibt das Kaufverhalten abwartend, die Verkaufspreise konnten sich auf dem zuletzt gestiegenen Niveau halten (4,65 bis 4,85 €/kg Butter im 25 kg-Block).
Magermilchpulver MMP: Der Markt ist ruhig. Die Industrie im Binnenmarkt hat ihre Mengen für das zweite Quartal weitestgehend gedeckt. Für das dritte Quartal sind die Aktivitäten zurückhaltend. Auch die Exportnachfrage nach MMP ist ruhig, besonders die Nachfrage aus Asien ist abgeschwächt. Zusätzlich stehen die Wechselkurse für die europäischen Exporteure ungünstig. Bestehende Kontrakte werden laut dem ZMB-Marktbericht gut abgerufen. Das Angebot ist zuletzt wieder gestiegen. Die Preise für Lebensmittelware sind uneinheitlicher, zumal das Angebot am unteren Ende der Preisspanne zugenommen hat. Die Preisspanne verringert sich auf 2.480 bis 2.680 €/t.
EU-weit gaben die Preise im Schnitt der vergangenen vier Wochen nach: für Butter (4.950 €/t) um -0,1 % und für Magermilchpulver (2.560 €/t) um -2,9 %.
Weltmarkt: China lässt auf sich warten
Diese jüngsten Ergebnisse an der internationalen Handelsbörse Global Dairy Trade in Neuseeland, die gerne zur Einschätzung der Weltmarktlage beobachtet werden, setzen ihren Abwärtstrend fort (
GDT: Preisabschläge um 3 % bei Butter und Magermilchpulver). Zurückzuführen ist der Rückgang im Durchschnittspreis der Auktion vom 21.03.2023 vor allem auf hohe Abschläge bei den mengenmäßig zweit- und drittstärksten Produkten Magermilchpulver (-3,5 % auf 2.648 $/t) und Butter (-3,0 % auf 4.748 $/t).
Die Ursache für die schlechteren Preise: Die Nachfrage des Haupteinkäufers an der GDT – China – bleibt auch nach dem Ende der Null-Covid-Politik kleiner als erhofft. Es festigen sich die Erwartungen, dass die Importnachfrage Chinas aufgrund reichlicher Lagerbestände bis zum 3. Quartal 2023 schleppend bleiben dürfte. Wenn überhaupt, denn die wirtschaftliche Situation in China und damit die Verbrauchernachfrage stehen gleichzeitig unter Druck. Die schwache chinesische Nachfrage betrifft auch den europäischen Exportmarkt für Magermilchpulver – siehe oben!
Chinas Anteil an den neuseeländischen Milchexporten ist von 43 % Ende 2021 auf derzeit rund 30 % gesunken, berichtet das neuseeländische Magazin Farmers Weekly. Die Auswirkungen bekommen die neuseeländischen Milcherzeuger zu spüren: Für das noch bis Juli laufende Milchjahr 2022/23 wurden von den Molkereien zuletzt negative Korrekturen an den Preisprognosen für diese Saison vorgenommen. So etwa Ende Februar von Fonterra.
Ungewohnter Schulterschluss: Milcherzeuger, Molkereien und Aldi beklagen beim Thema Tierwohl fehlende Planungssicherheit und erwarten einen „Rohrkrepierer“.
Quellen: u.a. ZMB, AMI, BLE, VMB, AHDB, MMO, DCA Markets, Süddeutsche Butter- und Käsebörse, Global Dairy Trade, Trigona Dairy Trade, Farmers Weekly