Je früher eine bestehende Zitzenverletzung bemerkt und dem Tierarzt vorgestellt wird, umso besser sind die Erfolgsaussichten für eine rasche Wiederherstellung der Melkbarkeit.
Zitzenverletzungen werden als sehr schmerzhaft eingestuft und bereiten erhebliche Probleme in der Melkbarkeit. Darüber hinaus erhöhen sie das Risiko für Mastitiden sowie von Viertelverlusten und können in Abgängen von Kühen enden.
Um Zitzenverletzungen erfolgversprechend therapieren zu können, ist ein schnelles Handeln erforderlich. Art, Ausmaß und Lokalisation der Verletzung sind sofort nach dem Bemerken zu untersuchen. Dazu sollte ein Tierarzt hinzugezogen werden. Unterschieden wird zwischen sogenannten offenen und gedeckten Zitzenverletzungen (Übersicht 1).
Auf keinen Fall dürfen verletzte Zitzen weiter gemolken werden! Ein Melken wäre nicht nur sehr schmerzhaft für die Kuh, es würde auch die Schäden am Zitzengewebe verstärken und die Gefahr für Mastitiden und Verluste zusätzlich erhöhen!
1. Offene Zitzenverletzungen
Bei offenen Zitzenverletzungen handelt es sich um alle sichtbaren Verletzungen der äußeren Haut mit oder ohne Zerstörung der Muskelbindegewebsschicht und der Zisternenschleimhaut.
Offene Zitzenverletzungen werden weiter eingeteilt in nicht perforierende Verletzungen (die Zisternenschleimhaut ist nicht betroffen; Foto 1) und perforierende Verletzungen (die Zisternenschleimhaut ist mit betroffen, Milch fließt aus der Wunde; Foto 2).
Ausmaß, Art und Lokalisation der Verletzung und der Zustand des Strichkanals entscheiden über die weitere Behandlung.
Therapeutisch kommen zwei Methoden für offene Verletzungen in Betracht: eine zitzenerhaltende Therapie oder eine Zitzenamputation durch den Tierarzt. Die Kühe müssen in beiden Fällen sehr gut fixiert werden und es muss eine angemessene Anästhesie erfolgen!
- Zitzenerhaltende Therapie: Maßnahmen, die die Zitze erhalten, sind nur dann möglich, wenn die Verschlussfunktion des Strichkanals noch besteht. Es gibt entweder die Möglichkeit einer konservativen Behandlung (ohne Operation; z.B. bei nicht perforierenden Lappenwunden; Foto 1) oder einer operativen Behandlung (z.B. bei perforierendem Querriss).
- Zitzenerhaltende Therapie: Maßnahmen, die die Zitze erhalten, sind nur dann möglich, wenn die Verschlussfunktion des Strichkanals noch besteht. Es gibt entweder die Möglichkeit einer konservativen Behandlung (ohne Operation; z.B. bei nicht perforierenden Lappenwunden; Foto 1) oder einer operativen Behandlung (z.B. bei perforierendem Querriss).
Bei der konservativen Behandlung werden die Wundränder zunächst vom Tierarzt begradigt und Hautlappen vorsichtig entfernt (Foto 3, Zustand Tag 8 nach Behandlung).
Perforierende Verletzungen müssen sehr schnell operativ vom Tierarzt versorgt werden (Foto 4 bis 6, Verlauf operative Behandlung). Nach Ablauf von 12 Stunden ist eine zitzenerhaltene Operation schon nicht mehr möglich, es bleibt nur die Amputation!
In der weiteren Versorgung wird – sofern keine Mastitis vorliegt! – das Euterviertel sowohl nach der konservativen als auch operativen Behandlung zeitweise unter antibiotischem Schutz trockengestellt und ein Schutzverband angelegt. Je nach Ausmaß der Verletzung und dem Verlauf der Heilung kann nach einigen Wochen ein erster Melkversuch unternommen werden.
- Zitzenamputation: Eine Amputation ist bei allen Verletzungen angezeigt, bei denen die Wiederherstellung einer melkbaren Zitze nicht mehr möglich ist. Zum Beispiel bei Verlust des Verschlussmechanismus des Strichkanals (Foto 2) oder großflächigen Verletzungen (Foto 7).
- Zitzenamputation: Eine Amputation ist bei allen Verletzungen angezeigt, bei denen die Wiederherstellung einer melkbaren Zitze nicht mehr möglich ist. Zum Beispiel bei Verlust des Verschlussmechanismus des Strichkanals (Foto 2) oder großflächigen Verletzungen (Foto 7).
Eine Zitzenamputation kann geschlossen (vollständiger Verschluss) oder offen (dauerhafte Öffnung der Zitze nach außen) erfolgen. Offene Amputationen sind notwendig, wenn in dem betroffenen Euterviertel bereits eine Euterentzündung vorliegt. Nach einer offenen Amputation kann es also zur ständigen Absonderung von Mastitis-Milch kommen – eine weitere Nutzung der betroffenen Kuh ist folglich problematisch!
Nach einer geschlossenen Amputation erhalten die Tiere über mehrere Tage eine systemische Antibiose mit einem eutergängigen Präparat. Auch die Gabe eines Schmerzmittels ist empfehlenswert.
In der weiteren Nachsorge muss das Euterviertel in den ersten zehn Tagen nach der Operation täglich mindestens einmal auf Zeichen einer akuten Entzündung kontrolliert werden (Schwellung, Rötung, Schmerz, vermehrt Wärme).
2. Gedeckte Zitzenverletzungen
Unter gedeckten Verletzungen versteht man alle verletzungsbedingten Veränderungen an der Zitze, die nicht mit einem Schnitt oder Riss an der äußeren Haut einhergehen (Quetschungen, Prellungen). Betroffen sind die Muskelbindegewebsschicht und die Schleimhaut. In den meisten Fällen sind Tritte die Ursache für diese Verletzungen. In seltenen Fällen kann auch ein Melkmaschinenfehler als Ursache in Betracht kommen. Handelt es sich um eine frische (akute) Verletzung, ist die Zitze im betroffenen Bereich hochgradig schmerzhaft, geschwollen, gerötet und vermehrt warm. Die Milch lässt sich nur schwer bis gar nicht ermelken (Foto 8).
Auch wenn eine gedeckte Zitzenverletzung gegenüber einer offenen Verletzung weniger dramatisch erscheint, sollten betroffene Kühe sofort dem Tierarzt vorgestellt werden! Je früher eine Diagnose erfolgt und die Therapie begonnen wird, desto besser sind auch hier die Erfolge. Ein „Abwarten“ steigert das Risiko einer Mastitis, was die Wiederherstellung der betroffenen Zitze erschwert. Schlimmstenfalls muss in der Folge eine „Notspaltung“ oder offene Amputation der Zitze vorgenommen werden oder die Kuh muss abgehen.
Unbehandelte, chronische, gedeckte Zitzenverletzungen führen neben der Gefahr einer Euterentzündung oft zu einer stark eingeschränkten Melkbarkeit.
Zur Behandlung von akuten gedeckten Zitzenverletzungen gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wird das betroffene Euterviertel dauerhaft trockengestellt oder nur zeitweise ruhig gestellt. Beides setzt voraus, dass keinerlei Anzeichen einer Mastitis vorliegen!
- Dauerhaftes, antibiotisches Trockenstellen: In das betroffene Viertel wird ein breit wirkendes Laktationsantibiotikum verbracht und für den Rest der Laktation wird es nicht mehr gemolken. Für Tierhalter und Tierarzt stellt dies häufig die einfachste „Lösung“ dar. Doch mit dieser Therapie wird das Tier dreistrichig und das Euterviertel kann zumindest in der aktuellen Laktation nicht mehr gemolken werden. Zudem ist es problematisch hochleistende Tiere abrupt trocken zu stellen (erhöhtes Mastitisrisiko).
- Dauerhaftes, antibiotisches Trockenstellen: In das betroffene Viertel wird ein breit wirkendes Laktationsantibiotikum verbracht und für den Rest der Laktation wird es nicht mehr gemolken. Für Tierhalter und Tierarzt stellt dies häufig die einfachste „Lösung“ dar. Doch mit dieser Therapie wird das Tier dreistrichig und das Euterviertel kann zumindest in der aktuellen Laktation nicht mehr gemolken werden. Zudem ist es problematisch hochleistende Tiere abrupt trocken zu stellen (erhöhtes Mastitisrisiko).
In der Nachsorge muss, ähnlich wie bei der Amputation, mind. in den ersten zehn Tagen nach dem Trockenstellen täglich das Euter abgetastet werden.
- Zeitweises Ruhigstellen: Ein nur zeitweises Trockenstellen erfolgt, wenn versucht werden soll, das Viertel für diese und folgende Laktationen weiter zu nutzen oder aufgrund hoher Milchleistung ein abruptes dauerhaftes Trockenstellen nicht möglich ist.
- Zeitweises Ruhigstellen: Ein nur zeitweises Trockenstellen erfolgt, wenn versucht werden soll, das Viertel für diese und folgende Laktationen weiter zu nutzen oder aufgrund hoher Milchleistung ein abruptes dauerhaftes Trockenstellen nicht möglich ist.
Ruhig gestellt wird das Euterviertel nach der sogenannten „3x3-Tage-Regel“. Dabei wird folgendermaßen vorgegangen:
Für alle Zitzenverletzungen stellt eine zusätzliche Euterentzündung eine erhebliche Komplikation dar, die Therapieerfolge sind deutlich schlechter. Um einer Mastitis vorzubeugen, sind folgende Dinge im Umgang mit Zitzenverletzungen zu beachten:
- Eine verletzte Zitze nicht weiter melken.
- Frühzeitig den Tierarzt informieren.
- Bei der Nachsorge (z.B. Verbandswechsel, Ablassen etc.) höchste Sauberkeit walten lassen.
- Zitze vor der Applikation von Antibiotika oder der Ablasskanüle gewissenhaft desinfizieren.
- Zum Ablassen nur sterile Einmal-Ablasskanülen verwenden (z.B. Keratelin-Milchablass-Kanülen). -kb-
- Eine verletzte Zitze nicht weiter melken.
- Frühzeitig den Tierarzt informieren.
- Bei der Nachsorge (z.B. Verbandswechsel, Ablassen etc.) höchste Sauberkeit walten lassen.
- Zitze vor der Applikation von Antibiotika oder der Ablasskanüle gewissenhaft desinfizieren.
- Zum Ablassen nur sterile Einmal-Ablasskanülen verwenden (z.B. Keratelin-Milchablass-Kanülen). -kb-