Der Milchkuhbetrieb Sievers bewirtschaftet einen schwierigen Dauergrünland-Standort. Um hier gute Silagequalitäten zu erzielen, muss neben der Bestandsführung auch in der Ernte alles stimmen. Dafür arbeitet Familie Sievers organisiert nach festen Prinzipien für das Wann, Wer, Was und Wie.
Sie bewirtschaften gemeinsam mit Ihrem Vater Manfred...
Der Milchkuhbetrieb Sievers bewirtschaftet einen schwierigen Dauergrünland-Standort. Um hier gute Silagequalitäten zu erzielen, muss neben der Bestandsführung auch in der Ernte alles stimmen. Dafür arbeitet Familie Sievers organisiert nach festen Prinzipien für das Wann, Wer, Was und Wie.
Sie bewirtschaften gemeinsam mit Ihrem Vater Manfred Sievers und Ihrem Bruder Jörn Sievers 150 ha Grünland mit drei bis vier Schnitten sowie 150 ha Silomais. Wie läuft die Grasernte bei Ihnen ab?
Siem Sievers: Hier in der Gegend sind die niederschlagsfreien Erntefenster selten länger als drei Tage. Heißt für uns: Mähen in 1,5 Tagen und Bergen in 1,5 Tagen. Das Mähen übernehmen wir in Eigenleistung mit zwei Schleppern und fünf Mähwerken. Ein selbstfahrender Mähaufbereiter wäre eine Alternative, ist aber zu schwer für unsere Böden. Gemäht wird auf eine Stoppellänge von 7 cm, die Mähwerke sind ohne Zetter und legen im Schwad ab. Die Mähleistung beträgt 100 ha pro Tag. Das Zetten und Breitverteilen wird im Anschluss von zwei Kehrern* übernommen.
Warum mähen Sie nicht direkt mit Zetter?
Siem Sievers: Wir glauben, dass bei uns ein Zetter am Mähwerk das Futter stärker verschmutzen würde. Es gibt viele Maulwürfe. Und bei gutem Erntewetter wird das Futter in den 36 Stunden auf diese Weise trocken genug.
Wie organisieren Sie das Bergen auf 1,5 Tage?
Siem Sievers: Auch hier brauchen wir eine Leistung von 100 ha pro Tag. Um das zu erreichen fahren neben der Häckselkette zusätzlich zwei Ladewagen mit. Die Reihenfolge der Flächen in der Ernte variiert immer etwas. Sie hängt davon ab, wann der Lohnunternehmer die meisten Abfahrwagen zur Verfügung hat. In dieser Zeit werden dann die weiter entfernten Flächen von uns geräumt. Meistens ist das morgens von 4.00 Uhr bis 7.00 Uhr, bevor die andere Häckselkette zum Kunden soll. Bereits beim Mähen steht fest, wann diese weiter entfernten Flächen geerntet werden, dementsprechend wird auch die Reihenfolge zum Mähen und Schwaden festgelegt.
Worauf achten Sie beim Schwaden?
Siem Sievers: Geschwadet wird erst ab Mittag, wenn der Tau raus ist. Dann muss aber Schlagkraft ran, um für nachmittags und den nächsten Morgen genug Futter im Schwad zu haben. Zum Schwaden kommen zwei kleine Mittelschwader für die kleinen Flächen, die mit den Ladewagen geräumt werden und zwei Großschwader für den Feldhäcksler. Die Großschwader legen auf maximal 2 m Breite ab, damit auch die Ladewagen dort sammeln können, etwa an Vorgewenden oder Keilen. Das ist außerdem wichtig für den Fall, dass der Häcksler ausfällt.
Wie sind die Aufgaben in der Ernte verteilt?
Siem Sievers: Meine Aufgaben im Betrieb sind das Betreuen der Tiere und die Büroarbeit. In der Ernte muss die Büroarbeit ruhen und ich kümmere mich um die Kontrolle des Anwelkgrades der einzelnen Flächen sowie der Schwader und Kehrer und der Einstellung dieser Geräte. Meistens bin ich jedoch direkt am Silo. Hier ist es mir sehr wichtig, dass die Wagen gleichmäßig über die volle Länge des Silos abladen. So wird erreicht, dass die zu walzende Schicht sehr dünn ist. Einige Fahrer müssen sich erst daran gewöhnen auf 125 m Länge konstant abzuladen, meistens arbeiten sie auf 30 oder 40 m Länge. Außerdem habe ich hier immer die Häcksellängen im Auge. Mein Bruder Jörn regelt in der Ernte die Terminierung und fährt eine Mähkombi sowie einen der Häckselwagen. Der Vorteil ist, dass so ein Betriebsleiter in die Erntekette involviert ist und über Funk die Reihenfolge kommunizieren kann. Unser Vater kümmert sich während der Ernte hauptsächlich um die Stallarbeit und hilft, wie alle anderen, beim Abdecken. Wichtig ist bei uns auch eine gute Verpflegung der Fahrer – das steigert die Motivation! Darum kümmert sich unsere Mutter Maren.
Sie silieren Ihre Silagen auf 125 m Länge ohne Wände ein und die Verluste durch Schimmel oder Nacherwärmung sind nahe null. Wie gelingt das?
Siem Sievers: Das Wichtigste ist das Walzen des Futters in sehr dünnen Schichten. Das erreichen wir über die Länge und das beschriebene Abladen der Wagen. Die Breite der Silos von 15 m ermöglicht zudem, dass zwei Abfahrwagen gleichzeitig abladen können, ohne dass die Walzschlepper das Silo verlassen müssen. Das erhöht die Walzzeit. Grundsätzlich fährt zudem jeder Abfahrwagen über das Silo – auch beim Maishäckseln. So erreichen wir, dass die Walzschlepper nur kurz verteilen müssen und dann walzen können. Ein Walzschlepper ist nicht zum Futter-Hochschieben sondern zum Walzen da! Gewalzt wird mit einem Claas Xerion und Verteiler sowie zwei weiteren Schleppern. Der Xerion ist bei unseren Silos mit seinem Hundegang entscheidend für die gute Verdichtung der Kanten. Der Haupt-Walzfahrer ist immer der Gleiche, der hat Talent und braucht kaum Einweisung.
Sie silieren den 1. und 2. Schnitt übereinander, um Futterumstellungen für die Kühe zu vermeiden. Das Silo erreicht so eine ordentliche Höhe, wie schaffen es die Abfahrwagen da „hochzuklettern“?
Siem Sievers: Dadurch, dass die Siloplatten auf den ersten 15 m Länge ein Gefälle aufweisen, gelingt es den Abfahrgespannen fast bis zum Schluss selbstständig über das Silo zu fahren. Wenn das nicht mehr geht, wird ein Häckselwagen abgebaut und der Schlepper zieht die Gespanne über das Silo. Die Walzschlepper dürfen damit nichts zu tun haben.
Arbeiten Sie mit Siliermitteln?
Siem Sievers: Nein. Bezüglich Nacherwärmung haben wir neben der guten Verdichtung bei der Grassilage mit 2,5 bis 3 m pro Woche auch einfach genügend Vorschub. Bei der Maissilage, die jeweils zu 55 ha auf zwei Siloplatten eingelagert wird, sind es 4 bis 5 m Vorschub pro Woche. Damit sie genug verdichtet wird, fährt der Maishäcksler maximal mit zehnreihigem Gebiss! Beim Mais verteilen wir an den Kanten und oben auf dem Haufen Futterharnstoff, damit der Restsauerstoff schneller verbraucht wird.
Wie werden die Silagen abgedeckt?
Siem Sievers: Sofort nach der Ernte, auch noch spät abends. Mit einer Unterziehfolie, einer Silofolie und einem Nicosil-Netz. Beschwert wird außen herum mit Sandsäcken und die Schrägen der Kanten sowie oben drauf komplett mit Autoreifen. Zum Schluss kommt noch ein Vogelschutznetz über die Reifen.
Worauf achten Sie bei der Futterentnahme?
Siem Sievers: Wir decken alle drei bis vier Tage auf. Die Folie wird dabei nur selten abgeschnitten und die daraus entstehende Folienrolle mit schweren Reifen befestigt, um Lufteingänge, insbesondere durch Wind, in den Silostock zu vermeiden.
Vielen Dank für das offene Gespräch und alles Gute für die Ernte in 2017!K. Berkemeier
* Wender/Zetter