...Auszahlungsmodellen der Molkereien, es lebe der Liefervertrag! Das ist kein revolutionärer Aufruf zur Abschaffung der Molkereigenossenschaften, sondern eine Beschreibung der Stimmung, die derzeit in der Milchbranche um sich greift. Die Kritik am praktizierten Auszahlungsmodell (melke soviel du willst und sei zufrieden mit dem, was dir später deine Molkerei ausbezahlt) nimmt zu. So fordert eine bislang noch nie da gewesene Allianz von Politikern aller Couleur Korrekturen an dem Modell....
...Auszahlungsmodellen der Molkereien, es lebe der Liefervertrag! Das ist kein revolutionärer Aufruf zur Abschaffung der Molkereigenossenschaften, sondern eine Beschreibung der Stimmung, die derzeit in der Milchbranche um sich greift. Die Kritik am praktizierten Auszahlungsmodell (melke soviel du willst und sei zufrieden mit dem, was dir später deine Molkerei ausbezahlt) nimmt zu. So fordert eine bislang noch nie da gewesene Allianz von Politikern aller Couleur Korrekturen an dem Modell. Unlängst erst erklärte Sachsens Agrarminister Thomas Schmidt (CDU), dass die Zusage der Genossenschaftsmolkereien, unabhängig von der Marktsituation, immer die gesamt erzeugte Milch abzunehmen, den Regeln freier Märkte widerspreche. Sogar der Bauernverband fordert mittlerweile Korrekturen am genossenschaftlichen „Rückvergütungsmodell“. So wirft der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband den Molkereien in einem Positionspapier vor, in der Milchpreiskrise einfach nur die Auszahlungspreise abgesenkt und somit die Krise deutlich besser überstanden zu haben als die eigenen Lieferanten. Gefordert werden Änderungen in den Geschäftsbeziehungen zwischen Milcherzeugern und Molkereien.
Die Einführung von Lieferverträgen allein dürfte das Problem aber nicht lösen. Die Molkereien würden niedrige Milchpreise anbieten und nach Abzug all ihrer Kosten noch einen Rest als Zuschlag gewähren. Also alles wie gehabt! Milcherzeuger müssen im Vorhinein wissen, welche Milchmengen sie zu welchem Preis vermarkten können!
Das ist kein Hexenwerk, Molkereien können z.B. Teilmengen der Milch an der Börse oder auch durch Back-to-back-Beziehungen absichern. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt! Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass nicht jeder Milcherzeuger einfach drauflos melken kann. Um maximale Milchpreise zu erlösen, müssen Milcherzeuger und Molkereien eine gemeinsame Mengenabstimmung vornehmen.
Eine Gefahr von Milchlieferverträgen ist, dass sich die Molkereien die Erzeuger rauspicken, die ihnen große Mengen liefern. Kleinere Produzenten in abgelegenen Regionen schauen hier schnell mal in die Röhre. Dieses Problem lässt sich durch die Bündelung und die gemeinsame Vermarktung der Milch über Milcherzeugergemeinschaften (MEG) lösen. Eine MEG kann zudem noch die Rohstoffmenge aktiv steuern. Wenn die gebündelte Milch nicht mehr zu den besten Konditionen absetzbar ist, kann sie versuchen, die Milchmenge anzupassen, sei es durch eine interne Saldierung oder durch ein A/B-Vermarktungsmodell. Hierbei würde „überschüssige“ Milch auf dem Spotmarkt (zu den tagesaktuellen Preisen) abgesetzt.
Milcherzeugern muss klar sein, dass sich mit dem aktuellen Rückvergütungsmodell künftig keine Preiseinbrüche verhindern lassen und dass der Markt nicht immer unendlich viel Milch aufnehmen kann. Die aktuell guten Milchpreise verdanken wir ausschließlich ungünstigen Produktionsfaktoren in anderen wichtigen Erzeugerländern. Das wird sich wieder ändern! Sind die Preise gut, gilt: Menge rauf; sind die Preise schlecht, muss die Menge runter! Das ist Marktwirtschaft!