Je sauberer Milchproben für die Laboruntersuchung auf Mastitiserreger genommen werden, desto sicherer ist die Diagnostik.
In der Mastitisdiagnostik geht es darum, Keime zu finden, die eine Euterentzündung verursacht haben. Viele Milchproben, die im Labor ankommen, enthalten jedoch Keime, die gar nicht aus dem Euter stammen, sondern aus der Umgebung der Kuh oder von der Zitzenhaut....
Je sauberer Milchproben für die Laboruntersuchung auf Mastitiserreger genommen werden, desto sicherer ist die Diagnostik.
In der Mastitisdiagnostik geht es darum, Keime zu finden, die eine Euterentzündung verursacht haben. Viele Milchproben, die im Labor ankommen, enthalten jedoch Keime, die gar nicht aus dem Euter stammen, sondern aus der Umgebung der Kuh oder von der Zitzenhaut. Solche Keime können die richtige Ergebnisinterpretation (Infektionsnachweis) im Labor schwer bis unmöglich machen.
Woher kommen die Keime?
Eine Reihe von Keimarten, die bei der Kuh eine Mastitis auslösen können, sind auch im Boden, auf Pflanzen, in Futter und in Einstreumaterial sowie im Kot zu Hause. Das gilt insbesondere für coliforme Keime wie Escherichia coli und Klebsiellen. Aber auch Enterokokken, die auch Fäkalstreptokokken oder Streptokokken der Gruppe D (ScD) genannt werden, wohnen im Mist. Mit Schmutz gelangen solche Keime auf die Zitzenhaut. Und an einer feuchten Oberfläche im Bereich der Strichkanalöffnung bleiben sie besonders gut haften. In der Einstreu kann sich Streptococcus uberis in hoher Zahl tummeln. Es können Abertausende Keime pro Gramm sein. Auch Hefen und Schimmelpilze sind in Stroh und Sägespänen in vielen Fällen in nicht unerheblichen Konzentrationen zu finden. Daraus folgt: Wenn eine Kuh zwischen zwei Melkzeiten stundenlang liegt, können viele Keime auf die Zitzenkuppen gelangen. Das gilt auch für Prototheken. Erscheint die Haut mit bloßem Auge betrachtet sauber, ist längst nicht ausgemacht, dass dort nicht doch auf kleiner Fläche Tausende Keime siedeln und eine Infektionsgefahr darstellen.
Zudem wird die Zitzenhaut von diversen anderen Keimen besiedelt. Staphylococcus aureus, Koagulase-negative Staphylokokken (KNS) und Trueperella pyogenes gehören zu den typischen Besiedlern der Zitzenhaut, die auf der hornigen Hautoberfläche ein bescheidenes Dasein fristen. Gelangen sie ins Euterinnere, finden sie dort mehr Nahrung, können sich stark vermehren, Schäden am Gewebe verursachen und Euterentzündungen auslösen. In der äußeren Öffnung des Strichkanals – aber auch tiefer in ihm – können also viele (pathogene und apathogene) Schmutzkeime und Hautbesiedler sitzen, bei der Gewinnung einer Probe von dort in die zu untersuchende Milch gelangen und zu Problemen bei der Labordiagnostik führen. Das gilt es zu verhindern.
Experten-Tipp: Erst Vormelken, um den Strichkanal durchzuspülen, dann die Zitze von oben nach unten säubern, dann die Zitzenkuppe gründlich desinfizieren und erst danach die Probe nehmen. Damit die Diagnostik nicht von in die Probe gelangtem „Dreck“ beeinträchtigt wird.
70%iger Alkohol
Zur Desinfektion der Zitzenkuppen kann man zum Beispiel jene Desinfektionstüchlein verwenden, die in der Regel Euterinjektoren beigefügt sind. Aber wenn Sie solche Desinfektionstüchlein „übrig“ haben, ist bei der Verabreichung der Injektoren etwas falsch gelaufen. Gebraucht wird 70%iger Alkohol. Den gibt es in jeder Apotheke. Und ein mehrfach gefaltetes Blatt von einer Küchenrolle. Das gefaltete Blatt mit dem Alkohol tränken und mit einer sauberen Stelle die Zitzenkuppe drehend bearbeiten bis sie sauber ist. Sauber bedeutet hier blitzblank.
Etablieren Sie im Betrieb einen festen Wettbewerb: Wem gelingt die peinlich saubere Probennahme am besten? Oder lassen Sie nachlässige Probennehmer in eine Kaffeekasse einzahlen. Das Labor sollte Sie stets wissen lassen, wie sauber ihm die von Ihnen eingesandten Proben erschienen. Viel Erfolg!
T. Peters