Die Weidehaltung von Milchkühen ist nicht nur eine von der Gesellschaft gewünschte Haltungsform, sondern laut Marketingexperten auch ein Kaufkriterium für Frischmilchprodukte. Mitte April hat denn auch ein Bündnis von 20 Organisationen aus Landwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden das Gütesiegel „Pro Weideland“ vorgestellt. Das Label kenn-zeichnet Milch sowie Milchprodukte, die durch Weidehaltung produziert werden (u. a. mindestens 120 Tage für...
Die Weidehaltung von Milchkühen ist nicht nur eine von der Gesellschaft gewünschte Haltungsform, sondern laut Marketingexperten auch ein Kaufkriterium für Frischmilchprodukte. Mitte April hat denn auch ein Bündnis von 20 Organisationen aus Landwirtschaft, Politik, Wissenschaft und Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden das Gütesiegel „Pro Weideland“ vorgestellt. Das Label kenn-zeichnet Milch sowie Milchprodukte, die durch Weidehaltung produziert werden (u. a. mindestens 120 Tage für sechs Stunden und 2.000 m2 Grünland/Kuh).
Auf den ersten Blick stellt die Weidehaltung die Haltungsform dar, die den Ansprüchen der Kühe zum Ausleben ihrer Verhaltensweisen am ehesten gerecht wird. Aber ist das wirklich so? In Wahlversuchen ließ sich nachweisen, dass nicht alle Kühe immer und unbedingt ins Grüne wollen (weitere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten 20 und 34)! Wenn Milchkühe einen gut klimatisierten Stall mit bequemen Liegeflächen vorfinden, in dem zudem auch noch rund um die Uhr ein reichlich bestücktes Buffet vorgehalten wird, dann zieht es ein Großteil vor, im Stall zu bleiben – zumindest tagsüber. Durchaus nachvollziehbar, denn warum sollte sich eine Kuh ungeschützt der intensiven Sonneneinstrahlung aussetzen (auch Kühe bekommen einen Sonnenbrand!) oder sich bei Schmuddelwetter bis auf die Knochen durchweichen lassen? Oder Diät halten, weil gerade mal kein Gras wachsen will?
Fakt ist, dass eine Ganztagsweide (Vollweide), wie z.B. in Irland oder in Neuseeland praktiziert, in Deutschland wegen des raueren Klimas und der fehlenden Flächen nur in sehr wenigen Regionen realisierbar ist. Selbst eine Halbtagsweide mit (Zu-)Fütterung im Stall ist in vielen Grünlandregionen mit den wachsenden Kuhherden schwierig umzusetzen. Hinzu kommt, dass bei suboptimalen Weidebedingungen die Tiergesundheit leidet.
Aber dennoch gibt es gute Gründe, die dafürsprechen, die Kühe raus zu lassen! So mögen es Kühe während der Nachtstunden z.B. im Freien zu ruhen. Hierfür braucht es keine großen arrondierten Grünflächen rund um den Stall. Eine größere Obstbaumwiese oder eine „Joggingweide“ genügt völlig. Theoretisch würde selbst ein größerer, grasloser, aber gut befestigter Paddock genügen. Hier könnten sich die Kühe, sofern sie wollen, nicht nur die Beine vertreten, den Wind um das Maul wehen und das Fell nass regnen lassen, sondern sich auch länger ablegen. Die Milch lässt sich dann zwar nicht als Weidemilch vermarkten, aber bei Ihren Kühen und den Verbrauchern können Sie so sicherlich punkten!