Zwei Studien aus Deutschland zeigen, dass homöopathische Kügelchen keine spezifische Therapiewirkung auf Kühe mit Puerperalstörungen oder Mastitis haben.
In Zeiten der Antibiotika-Minimierungs-Programme rücken alternative Behandlungsmethoden immer mehr in den Fokus. Akute Infektionen der Gebärmutter oder...
Zwei Studien aus Deutschland zeigen, dass homöopathische Kügelchen keine spezifische Therapiewirkung auf Kühe mit Puerperalstörungen oder Mastitis haben.
In Zeiten der Antibiotika-Minimierungs-Programme rücken alternative Behandlungsmethoden immer mehr in den Fokus. Akute Infektionen der Gebärmutter oder des Euters treten vor allem in den ersten Laktationswochen auf und werden in der Regel mit schulmedizinischen Arzneimitteln wie beispielsweise Antibiotika und Entzündungshemmern behandelt.
Tierärztin Julia Simons hat in einer groß angelegten Studie der Freien Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin (Arbeitsgruppe Professor Staufenbiel), den Therapieeffekt von homöopathischen Kügelchen zur Behandlung von Puerperalstörungen untersucht. In einem konventionell arbeitenden Betrieb konnte sie im Zeitraum 2013 bis 2014 insgesamt 663 Kühe mit Fieber, Nachgeburtsverhalten oder einer Scheidenverletzung in drei Gruppen einteilen:
Die Homöopathie-Gruppe (n=293) bekam je nach Symptomen ein oder mehrere verschiedene Kügelchen verabreicht: Pyrogenium, Silicea, Arsenicum, Lachesis, Bryonia oder Calendula. Die Placebo-Gruppe (n=302) erhielt substanzfreie Zuckerkügelchen und die Kontroll-Gruppe (n=68) bekam weder ein Homöopathikum noch ein Placebo.
Stellte sich bei fieberhaften Kühen nach kurzer Zeit keine Besserung ein, kamen schulmedizinische Arzneimittel zum Einsatz. Rund 50% der Tiere aller Gruppen bekamen, weil sich die Symptome nicht änderten, nach wenigen Tagen Antibiotika und Entzündungshemmer. Zwischen der Homöopathie- und Placebo-Gruppe gab es keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich Erkrankungsdauer, Anzahl der Besamungen, Rastzeit, Güstzeit und Abgangshäufigkeit. Die Häufigkeit der nicht-antibiotischen und antibiotischen Therapien waren in allen Gruppen gleich.
In einer zweiten Studie auf dem gleichen Betrieb untersuchte die Wissenschaftlerin Dr. Fanny Ebert in einer dreifach verblindeten Studie den Therapieeffekt auf Mastitiden. Dazu wurde ein nur für den Betrieb zusammengestelltes Komplex-Homöopathikum aus verschiedenen Nosoden: Streptococcinum, Staphylococcinum, Pyrogenium und E.coli, eingesetzt. 212 Kühe mit einer akuten Mastitis wurden in drei Gruppen eingeteilt: Homöopathie-, Placebo- und KontrollGruppe. Letztere diente der Überprüfung der Selbstheilungskräfte. Bei Bedarf kamen auch hier zusätzlich Arzneimittel zum Einsatz.
Ergebnisse: Auch in dieser Studie gab es keine Unterschiede hinsichtlich: Milchleistung, Erkrankungsdauer, Zellzahl, Rückfallrate und Abgangsrate in den Gruppen. Die Ergebnisse zeigen, dass weder die homöopathische Behandlung mit individuell zusammengestellten Einzelsubstanzen noch die Gabe eines Komplexmittels auf diesem Milchkuhbetrieb einen messbaren spezifischen Therapieeffekt erzielt hat.
Fazit: Die alleinige homöopathische Therapie sollte weder bei fieberhaften Puerperalstörungen in den ersten Wochen nach dem Kalben noch bei Mastitiden empfohlen werden. In Betrieben, die schulmedizinische und homöopathische Therapie kombinieren, könnte Einsparung von Arzneimitteln möglich sein. Generell gilt aber, dass Homöopathika individuell an die betriebsspezifischen Gegebenheiten angepasst werden müssen.