Im OptiKuh-Projekt wurden in mehreren Versuchsbetrieben neue Fütterungsstrategien bei unterschiedlichem Kraftfutterniveau und unterschiedlichen Grobfutterqualitäten erprobt.
Die Futterkosten stellen den größten Kostenblock in der Milchproduktion dar. Sie verschlingen oft mehr als 60% der Direktkosten. Selbst auf die Vollkosten bezogen haben...
Im OptiKuh-Projekt wurden in mehreren Versuchsbetrieben neue Fütterungsstrategien bei unterschiedlichem Kraftfutterniveau und unterschiedlichen Grobfutterqualitäten erprobt.
Die Futterkosten stellen den größten Kostenblock in der Milchproduktion dar. Sie verschlingen oft mehr als 60% der Direktkosten. Selbst auf die Vollkosten bezogen haben die Futterkosten immer noch einen Anteil von rund 45%!
Da die Futterkosten den größten Anteil der Kosten bilden, können sie auch maßgeblich über die Wirtschaftlichkeit der Milchproduktion entscheiden. Oder anders ausgedrückt: Über die Fütterung lässt sich viel Geld sparen. Der Preis für Zukauffuttermittel hat jedoch nur einen geringeren Einfluss auf die tatsächlichen Futterkosten. Entscheidend ist, dass möglichst viel Milch mit möglichst wenig Kraftfutter gemolken wird. Denn das schont nicht nur den eigenen Geldbeutel sondern ist auch der Tiergesundheit zuträglich. Stellt sich die Frage, welcher Kraftfuttereinsatz optimal ist? Bekannt ist, dass
- eine Unterversorgung mit faserreichen Grobfutterkomponenten zu einem Absinken der Pansen pH-Werte führt (Azidosegefahr),
- die Vorlage einer zu strukturreichen Ration einen Rückgang der TM-Aufnahme auslöst,
- mit hohen Kraftfuttermengen keine Silagen mit schlechter Qualität ausgeglichen werden können,
- im Lauf der Laktation Kraftfutter durch qualitativ hochwertiges Grobfutter ersetzt werden kann.
- eine Unterversorgung mit faserreichen Grobfutterkomponenten zu einem Absinken der Pansen pH-Werte führt (Azidosegefahr),
- die Vorlage einer zu strukturreichen Ration einen Rückgang der TM-Aufnahme auslöst,
- mit hohen Kraftfuttermengen keine Silagen mit schlechter Qualität ausgeglichen werden können,
- im Lauf der Laktation Kraftfutter durch qualitativ hochwertiges Grobfutter ersetzt werden kann.
Im Rahmen des OptiKuh-Projektes (siehe Kasten Seite 27) wurde über zwei Jahre hinweg an mehreren Versuchseinrichtungen unterschiedliche Fütterungsregimes geprüft.
Versuch auf Haus Riswick
An 48 mehrlaktierende Holsteinkühe wurden zwei Grobfutterqualitäten gefüttert: 6,1 MJ NEL und 6,5 MJ NEL/kg Trockenmasse (TM). Gleichzeitig wurden den Kühen auch noch zwei unterschiedliche Kraftfuttermengen zugeteilt: 150 g und 250 g/kg ECM.
Die vorgelegten Teilmischrationen enthielten grob zwei Drittel Maissilage, ein Drittel Grassilage und 1,8 kg Rapsextraktionsschrot. Die Absenkung der Energiedichte auf 6,1 MJ NEL erfolgte über die Zugabe von 1,5 kg Stroh pro Kuh und Tag. Das Kraftfutter wurde den Kühen über Abrufstationen nach festen Kraftfutterkurven bis zur 29. bzw. 45. Laktationswoche zugeteilt. Ergebnisse:
- Je nach Grobfutterqualität und Kraftfuttermenge variierte die Jahresleistung zwischen 7.700 kg und 9.200 kg Milch (ECM) pro Kuh (Übersicht 1).
- Durch den Einsatz von zusätzlichem Kraftfutter hat sich die gesamte Trockenmasse-Aufnahme erhöht (kg TM/Kuh/Tag). Allerdings haben die Kühe der beiden 250 g-Kraftfuttergruppen weniger von der Teilmischration aufgenommen (Kraftfutterverdrängung).
- Alle Kühe erreichten, unabhängig von der Energiedichte der Teil-TMR und dem Kraftfutterniveau, etwa nach der vierten Woche eine positive Energiebilanz.
- Kraftfutter erhöhte die Milchmenge, verdrängte aber Grobfutterenergie. So wurden bei Vorlage der energiearmen Ration (6,1 MJ NEL) pro zusätzlichem Kilogramm Kraftfutter nur 0,4 kg Milch (ECM) mehr gemolken. Im Fall der Vorlage der energiereicheren Futtermischung (6,5 MJ NEL) waren es ebenfalls auch nur 0,5 kg Milch (ECM).
- Je nach Grobfutterqualität und Kraftfuttermenge variierte die Jahresleistung zwischen 7.700 kg und 9.200 kg Milch (ECM) pro Kuh (Übersicht 1).
- Durch den Einsatz von zusätzlichem Kraftfutter hat sich die gesamte Trockenmasse-Aufnahme erhöht (kg TM/Kuh/Tag). Allerdings haben die Kühe der beiden 250 g-Kraftfuttergruppen weniger von der Teilmischration aufgenommen (Kraftfutterverdrängung).
- Alle Kühe erreichten, unabhängig von der Energiedichte der Teil-TMR und dem Kraftfutterniveau, etwa nach der vierten Woche eine positive Energiebilanz.
- Kraftfutter erhöhte die Milchmenge, verdrängte aber Grobfutterenergie. So wurden bei Vorlage der energiearmen Ration (6,1 MJ NEL) pro zusätzlichem Kilogramm Kraftfutter nur 0,4 kg Milch (ECM) mehr gemolken. Im Fall der Vorlage der energiereicheren Futtermischung (6,5 MJ NEL) waren es ebenfalls auch nur 0,5 kg Milch (ECM).
Bleibt festzuhalten: Die Grobfutterqualität ist bedeutsamer als die absolute Kraftfuttermenge!
Versuch am FLI in Braunschweig
Die an der Versuchsstation des Friedrich Löffler Instituts in Braunschweig durchgeführte Studie entsprach im Aufbau der von Haus Riswick. Auch hier wurden zwei Grobfutterqualitäten (6,1 und 6,5 MJ NEL/kg TM) mit zwei unterschiedlichen Kraftfutterniveaus (150 g oder 250 g/kg) kombiniert. Die Teil-mischrationen bestanden hier ebenfalls aus Gras- und Maissilage. Die Energiedichte wurde durch Weizenstroh abgesenkt. Kraftfutter wurde am Automaten zugeteilt. Anders als im Riswicker Versuch wurde den Kühen fünf Mal eine Blutprobe entnommen (Tag -50; -14; +8; +28 und +100) und auf den BHB-und NEFA-Gehalt analysiert. Ergebnisse:
- Die meiste Milch gaben erwartungsgemäß die Kühe der Gruppe 6,5 MJ NEL und 250 g Kraftfutter. Die geringste Milchleistung zeigten die Kühe der Gruppe 6,1 MJ NEL und 150 g Kraftfutter. Die restriktiv mit Kraftfutter (150 g) versorgten Kühe erreichten erst sechs bis acht Wochen später wieder eine positive Energiebilanz (16. Laktationswoche). Das führte dann zunächst auch zu einem BCS-Verlust (-0,6 vs. -0,4 Punkte).
- Die Auswertung der metabolischen Blutparameter und die Messung des Leberfettgehaltes ergaben hingegen keine Gruppenunterschiede.
- Die meiste Milch gaben erwartungsgemäß die Kühe der Gruppe 6,5 MJ NEL und 250 g Kraftfutter. Die geringste Milchleistung zeigten die Kühe der Gruppe 6,1 MJ NEL und 150 g Kraftfutter. Die restriktiv mit Kraftfutter (150 g) versorgten Kühe erreichten erst sechs bis acht Wochen später wieder eine positive Energiebilanz (16. Laktationswoche). Das führte dann zunächst auch zu einem BCS-Verlust (-0,6 vs. -0,4 Punkte).
- Die Auswertung der metabolischen Blutparameter und die Messung des Leberfettgehaltes ergaben hingegen keine Gruppenunterschiede.
Versuch am LAZBW Aulendorf
An der Versuchsanstalt im oberschwäbischen Aulendorf (Baden-Württemberg) wurden über zwei Jahre hinweg 48 Fleckviehkühe mit einer 100 %igen TMR gefüttert. Dabei wurde untersucht, welche Konsequenz eine Reduktion des Kraftfuttereinsatzes hat. Die Mischrationen unterschieden sich in ihrer Zusammensetzung, so ergaben sich zwei Futtergruppen:
- Gruppe K (Kontrolle): 250 g KF/kg ECM
- Gruppe R (reduziert): 150 g KF/kg ECM
- Gruppe K (Kontrolle): 250 g KF/kg ECM
- Gruppe R (reduziert): 150 g KF/kg ECM
Die Grobfutterqualität lag bei 6,6 MJ NEL/kg TM. Ergebnisse:
Im Laktationsverlauf gaben die Kühe der Gruppe K (250 g KF) zunächst etwas mehr Milch (+ 0,7 kg in den ersten sechs Laktationswochen). Der Vorsprung verringerte sich aber zusehends; in der Laktationsmitte (ca. 180. Tag) haben sich die Milchleistungen der beiden Kuhgruppen angeglichen (ca. 29 kg Milch täglich). In der zweiten Laktationshälfte übertraf dann die Milchleistung der restriktiv gefütterten Kühe (Gruppe R) die der kraftfutterreich gefütterten Tiere (Gruppe K). Am Laktationsende gaben die kraftfutterarm-gefütterten Tiere (Gruppe R) sogar 1,2 kg mehr Milch. Über die gesamte Laktation hinweg waren keine Unterschiede bei der Milchleistung zu sehen (Gruppe K: 9.420 kg; Gruppe R: 9.424 kg, Übersicht 3). Zurückzuführen ist dies auf die in etwa gleich hohe Trockenmasseaufnahme der Kühe von 21 kg. Umgerechnet wandelten die Kühe aus beiden Futtergruppen also ein Kilogramm Trockenmasse zu 1,3 kg Milch (ECM) um.
Allerdings führte die „normale“ Kraftfutterversorgung (250 g/kg Milch) dazu, dass die Frischlaktierer schneller wieder den Bereich einer positiven Energiebilanz erreichten. Im Durchschnitt war dies bereits am 37. Laktationstag der Fall, während die Kühe der Gruppe R (150 g) rund 38 Tage länger energetisch unterversorgt waren. Diese Tiere erreichten die Null-Linie erst am 75. Tag. Das spiegelte sich auch im BCS-Verlauf der Tiere wider. Die kraftfutterreicher versorgten Kühe bauten nur 0,36 BCS-Punkte ab, die restriktiv mit Konzentrat gefütterten Tiere 0,47 BCS-Punkte. Allerdings handelt es sich in beiden Fällen nur um einen sehr geringen Substanzverlust.
Fazit: Es konnte kein Leistungsunterschied beobachtet werden. Die geringere Kraftfutter-Aufnahme haben die Kühe durch höhere Grobfutteraufnahme kompensiert. Zu Laktationsbeginn mobilisierten die restriktiv mit Kraftfutter versorgten Fleckviehkühe zwar etwas länger Körperreserven, allerdings war die Mobilisation sehr gering und somit unschädlich. Unter dem Strich ergab sich, über die gesamte Laktation und Trockenperiode hinweg betrachtet, ein ausgeglichenes Energiesaldo.G. Veauthier
Fazit: Es konnte kein Leistungsunterschied beobachtet werden. Die geringere Kraftfutter-Aufnahme haben die Kühe durch höhere Grobfutteraufnahme kompensiert. Zu Laktationsbeginn mobilisierten die restriktiv mit Kraftfutter versorgten Fleckviehkühe zwar etwas länger Körperreserven, allerdings war die Mobilisation sehr gering und somit unschädlich. Unter dem Strich ergab sich, über die gesamte Laktation und Trockenperiode hinweg betrachtet, ein ausgeglichenes Energiesaldo.G. Veauthier
Weitere Ergebnisse aus dem OptiKuh-Projekt finden Sie in der nächsten Elite (2/2018).