Das neue System zur Überwachung von Milchviehherden „Track a cow“ erfasst nicht ausschließlich Aktivität, sondern gleichzeitig Liegezeit sowie Aufenthaltsdauer der Kühe am Futtertisch. Durch die Verknüpfung dieser Daten erhöht sich zudem die Aussagekraft jedes einzelnen Parameters.
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Das neue System zur Überwachung von Milchviehherden „Track a cow“ erfasst nicht ausschließlich Aktivität, sondern gleichzeitig Liegezeit sowie Aufenthaltsdauer der Kühe am Futtertisch. Durch die Verknüpfung dieser Daten erhöht sich zudem die Aussagekraft jedes einzelnen Parameters.
In modernen Milchviehbetrieben fallen regelmäßig große Datenmengen zu Milchleistung, Tiergesundheit, Fruchtbarkeit und Verhalten an, die der Herdenmanager für die Tierkontrolle verwenden kann. Je besser die Rohdaten aufbereitet und dadurch als Information genutzt werden können, umso einfacher können sie in die täglichen Abläufe integriert werden.
Seit einiger Zeit gibt es das Herdenüberwachungssystem „Track a cow“ (ENGS, Bayern Genetik), das die Parameter Aktivität, Liegedauer und Liegehäufigkeit, Dauer des Stehens und optional die Anzahl der Futtertischbesuche und die Dauer der Futteraufnahme misst. Installiert und seitdem angewendet wurde „Track a cow“ im April 2017 in der Milchviehherde mit 40 Kühen auf dem Oberen Hardthof in Hessen. Zum Überwachungssystem gehören eine Antenne mit Empfänger, ein PC mit Software, eine Übertragungsbox sowie pro Kuh ein Pedometer. Alle zwei Sekunden werden mit Sensoren die Bewegungen der Kuh gemessen und von der Antenne empfangen.
Die Software bereitet die Daten in Stundenblöcken auf und gibt sie als Grafik oder Tabelle auf dem PC aus. Aus diesen Kurvenverläufen erhält der Herdenmanager Informationen, aus denen er Entscheidungen zu Besamungen, Behandlungen, Überwachung von Kalbungen etc. ableiten kann. Die Grundfunktion ist die Messung der Aktivität und des Liegeverhaltens zur Überwachung von Brunst und Gesundheitsstatus. Zusätzlich kann über eine Antenne im Bereich des Futtertischs die Aufenthaltsdauer jeder Kuh zur Überwachung des Fressverhaltens gemessen werden.
Für 39 Kühe wurden im Zeitraum von Mai bis Juni 2017 die Mittelwerte für Aktivität, Liegedauer und Aufenthaltsdauer am Fresstisch berechnet. Auf Basis von bislang 57.768 Datensätzen aus drei Monaten wurden die Einflüsse von Kuh, Alter (= Laktationsnummer), Laktationswoche, Tageszeit, Brunst und Abkalbung auf die Aktivität, die Liegedauer und die Aufenthaltsdauer am Futtertisch hin untersucht. Da es nur wenige kranke Kühe gab, war diesbezüglich bisher keine Auswertung möglich.
Ruhig und lebhaft
Die Schwankungsbreite zwischen den Kühen bezüglich der Aktivität war groß. Bei einem Mittel von 86,3 nahm sie Werte zwischen 54 und 141 an, es gab also ruhige und lebhafte Kühe in der Herde. Im Mittel über alle Kühe und den gesamten Auswertungszeitraum betrug die Aktivität 88,4 Einheiten. Es gab wenige Stunden mit einer Aktivität von null, aber auch ein Maximum von 524. Je höher die Laktationsnummer, desto mehr ging die Aktivität statistisch gesichert zurück. Bei Erstkalbinnen wurden im Mittel 97,8 Aktivitätseinheiten gemessen, dagegen zeigten Kühe in der vierten bzw. fünften Laktation Durchschnittswerte von 71,4 bzw. 74,8 Einheiten (Übersicht 1).
Mit zunehmender Laktationsdauer sinkt die Aktivität der Tiere allmählich ab. Während in der ersten Woche die Aktivität im Mittel 110 Einheiten betrug, sank sie von der 11. bis 14. Woche auf 91 bis 93 Einheiten. Der relativ hohe Wert zu Beginn ist wahrscheinlich mit der erhöhten Aktivität nach der Eingliederung in die Herde der laktierenden Kühe zu erklären.
Ansteigende Liegezeit
Dementsprechend lagen jüngere Kühe weniger als ältere, wobei die Tendenz nicht einheitlich war. Gemessen wurde die Liegedauer in Minuten pro zwei Stunden (min/2 h). So hatten Kühe in der zweiten Laktation die kürzesten Liegezeiten (51,1 min/2 h), Kühe in der fünften Laktation dagegen die längsten (57,8 min/2 h).
Durchschnittlich legten sich die Kühe 1,59-mal in zwei Stunden hin. In manchen Stunden war kein Hinlegen zu messen bzw. lagen die Kühe ausschließlich, im anderen Extrem waren die Kühe sehr unruhig und zeigten 18-mal Hinlegen in zwei Stunden (z.B. während der Brunst oder der Abkalbung). Die mittlere Liegedauer betrug 54,6 min/2 h, die mittlere Dauer des Stehens also 65,4 min/2 h. Die Liegedauer pro zwei Stunden schwankte zwischen 31,4 und 68,8 min.
Ältere Kühe fressen schneller
Auch die Aufenthaltsdauer am Futtertisch unterschied sich deutlich zwischen den Kühen: Die Werte reichten von 9,8 bis 34,5 min/2 h. Bei durchschnittlich 0,84 Besuchen am Futtertisch pro Kuh über einen Zeitraum von zwei Stunden lag die mittlere Aufenthaltsdauer bei 23,8 min/2 h. Dieser Wert ist nicht gleichbedeutend mit der Fressdauer. Da aber die Kuh sehr nahe am Futtertisch stehen muss, um in den Empfangsbereich der Antenne zu kommen, sollte eine enge Beziehung vorhanden sein.
Die Aufenthaltsdauer am Futtertisch war ebenfalls abhängig vom Alter, denn ältere Kühe fressen schneller als jüngere. Während Tiere in der ersten Laktation im Schnitt 26,5 min/2 h am Fresstisch verbrachten, ging dieser Wert bei Kühen in der vierten bzw. fünften Laktation auf 21,6 oder sogar 15,2 min/2 h zurück (Übersicht 1). Die Aufenthaltsdauer am Futtertisch nahm mit fortschreitender Laktationswoche zu. Bei der Dauer des Liegens pro zwei Stunden war keine einheitliche Tendenz erkennbar (Übersicht 2).
Einzelne Schwankungen bei Liegedauer und Aktivität von Woche zu Woche sind vermutlich zufällig, eventuell aber durch das Auftreten der Brunst bei einigen Kühen zu erklären. Im Vergleich dazu lag die Aktivität der Kühe mit höherer Laktationswoche und der Trockensteher mit durchschnittlich 85 Einheiten deutlich darunter.
Ausnahme bei Brunst und Kalbung
Die größte Aktivität wurde kurz vor der Brunst gemessen, also dem Tag, bevor eine Besamung oder Bedeckung stattfand. Außerhalb der Brunst lag die Aktivität im Mittel zwischen 78 bis 86 Einheiten täglich (bezogen auf je 2 h). Einen Tag vor der Belegung stieg die Aktivität auf fast 137 Einheiten und am Tag der Belegung selbst ging sie bereits wieder zurück. Weniger deutlich zu erkennen war der Rückgang der Liegedauer, die von 56,4 min/2 h am zweiten Tag zuvor auf 47,5 min/2 h am Tag direkt vor der Belegung zurückging. Am Belegungstag stieg die Liegedauer bereits wieder auf 49,1 min/2 h an und erreichte einen Tag nach der Brunst das Ausgangsniveau von 55,6 min/2 h. Immerhin ging die tägliche Liegezeit um fast 2 Stunden (106,8 Minuten) zurück. Die Aufenthaltsdauer am Futtertisch reduzierte sich auf den Tag hochgerechnet aber um etwa eine Stunde.
Auch im Zusammenhang mit der Kalbung stieg die Aktivität stark an und verdoppelte sich fast. Weder die Liege- noch die Aufenthaltsdauer am Fressgitter sind im Tagesmittel deutlich vermindert. Allerdings bedeutet eine Verkürzung der Liegedauer um etwa 12 min/2 h am Tag der Kalbung, dass die Kühe über zwei Stunden weniger gelegen haben. Ähnlich verhält es sich mit der Aufenthaltsdauer am Futtertisch: Minus 5 min/2 h rechnet sich auf eine Stunde verringerten Aufenthaltes in 24 Stunden hoch. Eine Information rund um die Abkalbung bietet auch der Liegezähler. Damit ist die Anzahl der Abliege- und Aufstehvorgänge gemeint. Diese gesteigerte Unruhe der Kuh nimmt bereits am Tag vor der Kalbung zu, steigt auf einen Spitzenwert (über drei Mal Ablegen pro 2 Stunden) am Tag der Kalbung und ist noch bis Tag vier danach erhöht. Bei der Anzahl der Futtertischbesuche ist nur eine leichte Verringerung zu erkennen.
Fazit: Zuverlässig und spannend
Mithilfe des „Track a cow“-Systems konnten zuverlässig die Parameter Aktivität, Liegen und die Aufenthaltsdauer am Futtertisch erfasst werden. Dank der Datenaufbereitung in Form von Tabellen und Grafiken lassen sich die Informationen unkompliziert und schnell für das Herdenmanagement nutzen. Ausnahmezustände wie Brunst und Abkalbung lassen sich außerdem klar aus den Daten erkennen.