Die Eutergesundheit steht und fällt nicht nur mit der Melkarbeit, sondern auch Fütterung und Umweltfaktoren im Stall spielen eine entscheidende Rolle.
Gute Eutergesundheit ist das Ergebnis von strukturiertem Tiergesundheitsmanagement in jedem Betrieb. Tierarzt Dr. Michael Kreher fasst die wichtigsten Schwachstellen zusammen.
1. Stressfrei Anrüsten
Für einen optimalen Milchbildungsprozess muss die Kuh...
Die Eutergesundheit steht und fällt nicht nur mit der Melkarbeit, sondern auch Fütterung und Umweltfaktoren im Stall spielen eine entscheidende Rolle.
Gute Eutergesundheit ist das Ergebnis von strukturiertem Tiergesundheitsmanagement in jedem Betrieb. Tierarzt Dr. Michael Kreher fasst die wichtigsten Schwachstellen zusammen.
1. Stressfrei Anrüsten
Für einen optimalen Milchbildungsprozess muss die Kuh stressarm gemolken werden. Dazu gehört ein ruhiges Herantreiben an den Melkstand mit mindestens zwei Quadratmeter Platz pro Kuh auf einem rutschfesten Untergrund. Jede Änderung im Personal oder von Geräuschen führen zur Ausschüttung von Stresshormonen, die den Milchabgabeprozess stören.
Der mechanische Impuls beim Anrüsten am Euter ist entscheidend für eine gute Reflexkette zur Oxytocinausschüttung. Man sollte über zwölf Sekunden pro Kuh für das mechanische manuelle Anrüsten einplanen und mit sauberen desinfizierten Handschuhen für jede Kuh ein trockenes Tuch verwenden.
Die ersten drei Melkstrahlen werden in einem schwarzen Vormelkbecher auf Lebensmitteltauglichkeit beurteilt. Von der ersten Berührung des Euters bis zum Beginn der Hauptmelkphase sollten insgesamt zwischen 60 und 90 Sekunden vergehen. Automatische Anrüstsysteme müssen entsprechend eingestellt sein.
2. Dippen und Zwischendesinfektion
Eine niedrige Abnahmeschwelle (150 ml Milchfluss/min) kann zu einer hohen Zitzenbelastung besonders bei fehlender viertelindividueller Abnahme durch Leermelken führen. Bei hohen Abnahmeschwellen (400 ml/min) kalkuliert man mit hohen Restmengen im Viertel. Einer gesunden Zitzenkondition kommt man heute mit einer Abnahmeschwelle um 300 ml/min entgegen. Grundsätzlich sollten nicht mehr als 20% der Zitzenöffnungen Veränderungen aufweisen (Kontrolle zum Trockenstellen).
Melkzeugzwischendesinfektion: Die Übertragung von Erregern im Melkstand ist besonders bei der Bekämpfung von kuhassoziierten Erregern (S.aureus, Galt, Mykoplasmen) bedeutsam. Auf eine sichere Melkzeugzwischendesinfektion kann man dann nicht verzichten. Tauchdesinfektionsbäder (Schleppwanne beim Innenmelker oder Eimer in der Fischgräte) sollten mindestens nach 100 Melkzeugen (Wanne) bzw. 20 Melkzeugen (Eimer) gewechselt werden. Zur Konzentrationskontrolle sind Teststreifen einzusetzen.
Zitzendippen: Nach dem Melken sollten die Zitzen umgehend vollständig gedippt werden. Neben einem zugelassenen Desinfektionsmittel (Beispielsweise Jod 3.000 ppm) kann in warmen Jahreszeiten Glycerin als Pflegemittel für die gereizte Zitzenhaut zugemischt werden. Dippverfahren sollte man allen Sprühverfahren vorziehen.
3. Kalk-Strohmatratzen gut pflegen
Infektionen der Milchdrüse kommen überwiegend durch Bakterien zustande, die über den Strichkanal in das Drüsengewebe einwandern. Entscheidend für die Entstehung der Mastitis ist die Menge an Bakterien und die Abwehrlage der Kuh. Da sich der Strichkanal nach dem Melkprozess erst nach ca. 20 Minuten schließt, empfiehlt es sich, die Kühe an der Tränke vorbei zur frischen Futtervorlage zu leiten.
Die Milchbildung findet vorwiegend bei der liegenden Kuh statt. Liegezeiten von über dreizehn Stunden pro Kuh und Tag sind nur mit sauberen, ebenen, weichen und trockenen Liegeboxen zu realisieren (trocken, trocken, trocken!).
Der Personalaufwand für die Bewirtschaftung einer guten Liegebox wird oft unterschätzt. 90% aller Liegeboxen müssen diese Idealbedingungen aufweisen. Die Liegeboxen müssen täglich gesäubert, geglättet und nachgekalkt (evtl. mit Strohmehl) werden. Bei Kalk-Stroh-Matratzen ist auf kurzes aufgespleißtes Stroh zu achten, welches zuerst mit Wasser vollständig benetzt wird, bevor der Kalk dazu gemischt wird (Gewichtsverhältnis 1:1:3).
Verschmutzte Liegeboxen und dreckige Euter äußern sich oftmals in einer Zellzahlerhöhung zwischen zwei Milchkontrollen. Der Grenzwert in der MLP liegt bei 100.000 Zellen/ml. Klinische Mastitiden entstehen dagegen nach Immunitätsschwächen und Fütterungsimbalanzen.
4. Futtergärqualität kontrollieren
Fütterungsbedingte Stressoren (z.B. azidotische Pansenbelastung, Energiemangel) fördern besonders die Erkrankung mit umweltassoziierten Erregern (z.B. E.coli). Grundsätzlich füttern wir keine Kühe, sondern Bakterien und Mikroben im Pansen, die eine stabile Strukturmatte und ein ausgewogenes Verhältnis von Energie und Protein benötigen.
Die Evolution der Kuh ist eng mit der Weide und mit Gras verbunden. Eine konstante Qualität der Grassilagen ist besonders auf schlechten Böden eine große Herausforderung. Schwachstellen sind immer wieder im Weidemanagement (Sortenauswahl), im Schnittzeitpunkt (Feuchtigkeit und Proteingehalt), im Düngemanagement und in der Silierung (Zusätze, Verfestigung, luftfreie Abdeckung) zu sehen.
Die Futteraufnahme aller Tiere muss regelmäßigkontrolliert werden, v. a. in der Transitphase. Die Kondition zur Kalbung sollte um 3,25 (BCS) liegen.
5. Melktechnikfehler finden
Das Melkpersonal kontrolliert den Druck im Melksystem, die Pulsatorfrequenz und die Tanktemperatur. Der Herdenmanager kontrolliert gemeinsam mit einem Melktechniker:
- Evakuierungszeit an der Melkmaschine messen, die in Betrieb ist. (Wie lange benötigt die Vakuumpumpe bis zum Erreichen der gewünschten Vakuumzeit? [3 Sek. für Melkstände])
- Evakuierungszeit an der Melkmaschine messen, die in Betrieb ist. (Wie lange benötigt die Vakuumpumpe bis zum Erreichen der gewünschten Vakuumzeit? [3 Sek. für Melkstände])
Belastungstest: ein Melkzeug voll öffnen – Vakuumabfall 2 kPa (nach DIN ISO); Praxiskennwerte für Melkstände 1 kPa.
Zitzengummis regelmäßig austauschen (je nach Hersteller 700 h oder 2.500 Melkungen), sonst werden sie porös und können sogar Zitzenkeratosen verursachen.-mw-