In dem WDR-Projekt „Superkühe – und welche Milch trinkst du?“ wurden drei Milchkühe auf drei Betrieben 30 Tage lang von Journalisten nonstop auf Schritt und Tritt begleitet, ihr Tagesablauf dokumentiert. Millionen Menschen haben dies in den sozialen Medien, im Radio und im TV verfolgt.
Haben Sie schon mal mit einer Milchkuh gechattet? Einige Tausend Menschen haben kürzlich diese Kommunikationsart genutzt und sich mit Uschi, Emma und Conni ausgetauscht. In dem vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) initiierten Projekt „SUPERKÜHE – und welche Milch trinkst du?“ wurden die drei Milchkühe, die auf drei sehr unterschiedlichen Betrieben leben, in die Lage versetzt, ein Tagebuch zu führen und über ihren Alltag zu berichten. So erzählten die drei u. a. über das aktuelle Befinden, von der Geburt ihrer Kälber, vom Besuch des Bullen, von Rangeleien ums Kraftfutter und über den Umgang mit ihren „Chefs“. Ausgespielt wurden die Meldungen über den Facebook-Messenger (nachzulesen unter
https://superkuehe.wdr.de/uschi/mein-tagebuch/0). Einzelne Tagebucheinträge (Posts) wurden in den diversen sozialen Medien bis zu 2,5 Mio.-mal geteilt.
Natürlich können Kühe nicht chatten, die Übermittlung der Daten erfolgte über Chatbots, die den drei Kühen eine Stimme verliehen haben. Berichtenswerte Ereignisse („es ist gerade besonders heiß im Stall“ oder „die Geburt geht los”), wurden mitHilfe von Sensoren erkannt und aus dem Stall an ein Redaktionssystem weitergeleitet. Dort wurden die Daten zu Textnachrichten transformiert. Auch die Verbraucher konnten den Kühen Fragen stellen. Diese wurden ebenfalls von den Chatbots beantwortet.
Den drei ausgewählten Kühen wurden vor dem Projektbeginn Pansen-Boli eingegeben, welche die Köperinnentemperatur, den pH-Wert im Pansen, das Trinkverhalten und die Bewegungsaktivität erfasst haben. Zudem trugen Uschi, Emma und Connie einen Pedometer, der aufgezeichnet hat, wie viel Schritte die Kühe zurückgelegt haben. Weitere Sensoren haben Luftfeuchte und Temperatur gemessen.
Neben den Kühen berichteten Journalisten täglich live aus jedem Kuhstall. Sie fotografierten und filmten alles, was sie dort vorfanden. Die Videos wurden regelmäßig veröffentlicht, auf YouTube und im TV.
Obwohl nicht reißerisch aufgemacht – weder wurde der „Großbetrieb“ in Kleve wegen seiner Größe angeprangert, noch der Bio-Betrieb in Altenbeken gepuscht – war die Resonanz auf die Aktion überwältigend. Rund 400.000 Menschen haben die Website der Superkühe besucht (
www.superkuehe.de), das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ richtete sogar eine eigene Webpage ein. Große Aufmerksamkeit erhielt das Projekt auch durch 12 Radio- und 17 TV-Sendungen. Rund 20 Journalisten und Programmierer waren die vollen 30 Tage lang im Einsatz.
Vor allem auf Facebook wurde zu Beginn des Projektes massiv Kritik geübt. Besonders die Trennung von Kalb und Kuh oder fehlender Weidegang sorgten für heftige Diskussionen, nicht selten angefacht von „Tierrechtlern“. Neutrale Experten haben aber immer wieder für eine fachliche Einordnung gesorgt. Mit der Zeit wurden dann die Diskussionen sachlicher.
Es lässt sich festhalten: Millionen Menschen haben einen Einblick in die Arbeitsweise der Milcherzeuger erhalten. Die drei Superkühe und ihre „transparenten“ Landwirte haben das Image der modernen Milchproduktion deutlich aufpoliert. G. Veauthier