Großbritannien

Wütende Milchbauern verhindern Preissenkung

Die angekündigten Milchpreissenkungen der Molkereien zum 1. August haben eine Welle von Protesten ausgelöst. Hunderte von britischen Milcherzeugern haben in gezielten Aktionen die Zufahrten zu einigen Molkereien für mehrere Stunden blockiert. Das zeigt nun offenbar Wirkung.

Hunderte von britischen Milchbauern haben in den vergangenen Tagen gegen die Pläne der Molkereien, den Milchpreis zum 1. August um mehere Cent zu senken, protestiert. Arla und Robert Wiseman kündigten eine Milchpreissenkung von umgerechnet ca. 3 Cent auf 32 Cent/l an, ebenso wollten First Milk und Dairy Crest den Auszahlungspreis um ca. 2 Cent reduzieren.
Die Milchbauern blockierten mit Güllefässern und Schleppern die Einfahrten zu mehreren Molkereien. Der Protest zeigte Wirkung: Gestern ist die Molkerei First Milk eingeknickt und will ihren Auszahlungspreis nun bei umgerechnet ca. 33 Cent/l belassen. Auch die Molkerei Dairy Crest hat die angekündigte Senkung des Milchpreises ebenfalls zurückgenommen. Sie wird weiter ca. 34 Cent/l auszahlen. Allerdings betont Dairy Crest, dass die Milchpreis-Senkung lediglich um zwei Monate verschoben wurde. In der Zwischenzeit wolle das Unternehmen zusammen mit den Landwirten nach nachhaltigen Lösungen für die Probleme im Milchsektor suchen.
Die anhaltenden Proteste der Milcherzeuger erzielten bereits Anfang der Woche Erfolge. Laut einem freiwilligen Kodex" zwischen Milcherzeugern und Milchindustrie soll es Milcherzeugern zukünftig möglich sein, schneller aus Lieferverträgen aussteigen zu können. Zudem müssen Preissenkungen vorher angekündigt werden.
Zudem haben einige Discounter und Supermarktketten angekündigt, ab August einen Preisaufschlag zu zahlen. Beispielsweise will Aldi den Auszahlungspreis für Milchbauern, die in keinem Liefervertrag stehen, um umgerechnet 2,5 Cent/l erhöhen, berichtet farmers weekly". Auch die Supermarktketten Morrisons und The Co-operative sollen ihren Lieferanten Zuschläge in Aussicht gestellt haben.
Trotz der Ankündigungen der Discounter den Auszahlungspreis zu erhöhen, gehen die Proteste der Milcherzeuger derzeit weiter. Die gesamte britische Branche blickt gespannt auf Arla und Robert Wiseman. Beide Molkereien zeigen sich bisher wenig beeindruckt von den Protesten und wollen an ihrer Preispolitik festhalten – zum Zorn der Milcherzeuger: Hunderte Landwirte haben laut farmers weekly" gestern wieder die Zufahrten von mehreren Werken von Robert Wiseman blockiert. Ähnliche Aktionen sind heute für Arla geplant.
Peter Kendall, Präsident des britischen Bauernverbandes, ist überwältigt von der Geschlossenheit der Landwirte: Die Milcherzeuger sind mehr verbündet als jemals zuvor. Wir werden unsere Aktionen jetzt gezielt gegen die Unternehmen richten, die die Landwirte ausbeuten und verrückt niedrige Milchpreise zahlen."
berichtet die Zeitschrift farmers weekly".