Besonders Grasnarben auf flachgründigen und sandigen Böden sowie unter intensiver Beweidung leiden in trockenen Sommern - wie 2018, 2019 und teils 2020. Allgemeingültige Empfehlungen zur Nachsaat und Pflanzenschutzmaßnahmen konnten die Grünlandberater für die dürregeschädigten Bestände im Spätsommer 2018 allerdings kaum treffen. Das Problem war nicht nur die fehlende Aussicht auf Niederschläge, sondern auch dass der stark ausgetrocknete Boden steinhart war. Eine optimale Saatbettbereitung und ein Bodenschluss durch das üblicherweise erfolgsversprechende Striegeln mit Nachsaat und nachlaufender Prismenwalze ließen sich so nicht wirklich herstellen.
Dennoch, Nachsaaten sind nach Sommern wie 2018 dringend nötig. Also haben auch in den trockengeschädigten Gebieten viele Milcherzeuger im September 2018 in ihre Grasnarben investiert und dementsprechend gepflegt und nachgesät – mit der Hoffnung auf Regen. Bis Mitte Oktober blieb dieser jedoch vielerorts oft aus. Dadurch verringerte sich die angestrebte ausreichend lange Wachstumsperiode, mit der die Jungpflanzen sicher robust in den Winter hätten gehen können.
Mit Spannung wird daher beobachtet, was dort aufgelaufen ist bzw. erst jetzt aufläuft! Durch die Taubildung im Spätsommer konnten die Grassamen durchaus keimen, halten konnte sich diese Feuchtigkeit über die weiterhin sehr sonnigen Tage jedoch oft nicht in Lücken ohne jeglichen grünen Bewuchs. In solchen Lücken hat sich bis zum einsetzenden Regen meist nichts getan. Mit dem Ergebnis, dass dort zum aktuellen Zeitpunkt, Anfang November, zum Teil erst Keimlinge im Ein- bis Zwei-Blattstadium stehen.
Die besten Ergebnisse konnten unter den, in diesem Jahr erschwerten, Bedingungen allgemein mit Durchsaat-Technik (Schlitzsaat) beobachtet werden, so Berater und Landwirte. Durch die Ablage direkt in die Bodenschicht hatten die Grassamen dabei, trotz trockenheitsbedingt oft nicht wirklich erfolgtem Bodenschluss, die besseren Chancen als bei der gestreuten Übersaat.
Erfolge lassen sich erst im Frühjahr beurteilen
Und was passiert jetzt, zum Winter und unter den ersten Frostnächten, mit den zarten Weidelgras-Keimlingen? Milde Witterungsverläufe wären jetzt förderlich. Leichter Raureif macht den jungen Pflanzen in der Regel nichts aus. Die Chancen sind jedoch absolut nach Region zu beurteilen. Wenn Nachsaat in den Höhenlagen erst spät aufgelaufen ist, ist hier das Risiko in puncto Auswinterung eben höher, als in den Niederungslagen. Deutsches Weidelgras ist stärker gefährdet auszuwintern, als andere Gräser, die Wahl standortangepasster Sorten (Qualitäts-Standard-Mischungen) daher ein Muss.
Dennoch: Laut dem Grünlandberater Martin Hoppe (LWK NRW, Hochsauerland, Olpe, Siegen-Wittgenstein) sollte man die Fähigkeiten der Gräser aber auch nicht unterschätzen. In anderen Worten wird die rasche Jugendentwicklung des Deutschen Weidelgrases auch als Kampfkraft" bezeichnet.
Laut der Grünlandberatung des Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Eifel kann eine Nachsaat zudem zu fast jedem Zeitpunkt erfolgen (unbedenkliche Befahrbarkeit des Bodens vorausgesetzt!). Entscheidend sei, dass regelmäßig im oder auf dem Boden keimfähiger Samen vorhanden ist, - es läuft nie alles zu 100 Prozent im ersten Jahr auf – um zu gegebener Zeit auflaufen zu können.
Die DLR Eifel verweist hierzu auf die Ergebnisse von Nachsaatversuchen, die über die Wintermonate (Oktober, November, Dezember, Januar, Februar, März) erfolgten. Siehe Foto. Die nach einer Nach-/Durchsaat erfolgenden und erfolgsbeeinflussenden Verläufe von Feuchtigkeit und Temperatur sind zum Zeitpunkt der Pflegemaßnahme immer Unbekannte.
Die tatsächlichen Erfolge oder Misserfolge der erfolgten und auch aufgelaufenen Nachsaaten lassen sich aber schlicht und ergreifend erst im nächsten Frühjahr beurteilen.
Mit einer stärkeren Verunkrautung wird jedoch in den durch die Trockenheit geschädigten Flächen bereits gerechnet, insbesondere was die Tiefwurzler Ampfer und Disteln sowie Löwenzahn betrifft. Die flachwurzelnde gemeine Rispe hat zwar im Sommer auf dem Grünland als erstes aufgegeben, sie wird sich unter feuchten Bodenbedingungen aber schnell wieder regenerieren.
Quelle: LWK NRW, DLR Eifel