Elite Umfrage

Verhaltener Optimismus

Ergebnisse der Elite-Umfrage Milchproduktion im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und Wettbewerbsfähigkeit: Die Milchkrise hat die Milcherzeuger geerdet. Die meisten Milchprofis rechnen im liberalisierten Milchmarkt denn auch nicht mit Einkommensverbesserungen. Durch höhere Milchmengen wird versucht, Umsatzeinbußen (geringe Milchpreise) aufzufangen.

Nicht nur die aktuelle Milchkrise, auch die stetige Diskussion um die künftige Ausrichtung der Nutztierhaltung „nervt“ derzeit viele Milcherzeuger. Hintergrund ist, dass viele Verbraucher sich um das Wohlergehen der Nutztiere sorgen und eine stärkere Berücksichtigung des Tierwohls im Produktionsprozess fordern. Von den Medien wird dieses Thema nur allzu gerne aufgegriffen und (leider oftmals verzerrt) wiedergegeben. Das führt letztlich dazu, dass sich die Politiker vermehrt dem emotionalen Thema annehmen, was u.a. in Forderungen mündet wie z.B. keine Baugenehmigungen mehr für sogenannte Mega-Ställe, verpflichtende Weidehaltung, Minimierung des Antibiotika- und Hormoneinsatzes oder der Ökologisierung des Futterbaus.

820 Milcherzeuger haben den Fragebogen ausgefüllt

Immer mehr Milcherzeuger beschleicht das Gefühl, zwischen Weltmarkt und gesellschaftlichem Wertewandel aufgerieben zu werden. Letztlich muss jeder Unternehmer abwägen, ob er sich künftig in einem derart mit Konflikten beladenen Umfeld bewegen möchte und wenn ja, mit welchen Strategien er gedenkt, wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben deshalb im Mai diesen Jahres im Westen und Norden Deutschlands beheimatete Milcherzeuger (NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein) angeschrieben und sie um ihre Meinung zu aktuellen Fragestellungen gebeten. Wie schätzen sie ihre bzw. die Zukunft der Milchbranche ein? Was erwarten sie in den nächsten fünf Jahren? 820 Milcherzeuger haben unseren Fragebogen ausgefüllt. Hier sind die wichtigsten Ergebnisse:

Ein Drittel will aufstocken

Zunächst wollten wir wissen, mit welchen Trends die Milcherzeuger in den kommenden fünf Jahren rechnen.
Milchpreis: Rund 53 % der Befragten glauben nicht an eine schnelle Erholung der Milchmärkte. Sie sind überzeugt, dass die Milchpreise auf dem aktuell niedrigen Niveau verharren. Um die erforderlichen Umsätze aus dem Milchverkauf zu erreichen, setzen denn auch 45 % auf eine weitere Steigerung derMilchleistung. 35 % planen eine Aufstockung ihrer Milchkuhherde.
Trends

(Bildquelle: Elite Magazin)

Familienbetrieb: Mit zunehmender Herdengröße, aber auch infolge strengerer Auflagen steigt das Arbeitspensum an. Die überwiegende Mehrheit (71 %) ist davon überzeugt, dass ohne Lohnarbeitskräfte künftig die Arbeit im Stall und auf dem Feld nicht mehr zu bewältigen ist. Der Trend geht zum erweiterten Familienbetrieb (mit Angestellten).
Weide: Immer wieder gefordert wird, vor allem von Tierschutzorganisationen, aber auch von Verbrauchern, die Kühe möglichst „artgerecht“ zu halten. Für die meisten Nicht-Milchkuhhalter ist eine artgerechte Haltung unweigerlich mit Weidegang verbunden. Obwohl die Weidehaltung besonders im Westen und Norden ausgeprägt ist, sind 58 % der Befragten der Auffassung, dass ihr Standort keinen Weidegang der gesamten Kuhherde zulässt.
Umwelt: Die neuen Vorgaben stufen viele Milcherzeuger als nicht problemlos umsetzbar ein. Nur knapp die Hälfte der Milcherzeuger (48 %) glaubt, die Auflagen der-(noch nicht endgültig verabschiedeten) Verordnung schon heute erfüllen zu können. Die Mehrheit wird nach eigener Aussage wohl in neue Produktionstechniken investieren und/oder zusätzliche Flächen aufnehmen müssen.
Fütterung/Tiergesundheit: Abgefragt haben wir auch, ob mit weiteren „Einschränkungen“ in der Milchproduktion zu rechnen ist, z.B. ob der Druck zunimmt, GVO-freie Futtermittel einzusetzen und Antibiotika einzusparen. Hier zeigt sich, dass die Milchprofis sich keinen Illusionen hingeben. Mehr als drei Viertel der Befragten gaben an, dass sie mit Vorgaben bei den Futtermitteln rechnen und dass auch das Thema Antibiotikaeinsparung eine große Rolle spielen wird. Zumindest bei dem letztgenannten Punkt geben sich die meisten Milcherzeuger zuversichtlich, durch Anpassungen beim Management, den Forderungen (teilweiser Verzicht auf antibiotische Trockensteller) nachkommen zu können.
Etliche Molkereien formulieren bereits einen bunten Strauß an Wünschen (u.a. Einsatz GVO-freier Futtermittel). Zwei Drittel der Milcherzeuger zeigen sich hier durchaus kooperativ, sie sind auf jeden Fall bereit, gemeinsam mit ihren Milchverarbeitern diese Wege zu beschreiten – vorausgesetzt der dadurch entstehende Mehraufwand wird zu 100 % ausgeglichen.
Aussicht: Wenig optimistisch beurteilen die Milcherzeuger die wirtschaftliche Situation ihrer Unternehmen in den kommenden fünf Jahren. Mit 47 % schätzt knapp die Hälfte der Befragten, dass sich das betriebliche Einkommen kaum verändern wird. Knapp 30 % gehen von einer Verschlechterung ihrer finanziellen Lage aus, immerhin 23 % sind davon überzeugt, sich ökonomisch zu verbessern
Übersichten

(Bildquelle: Elite Magazin)

Problem Hofnachfolge

Die Einkommensperspektiven spielen sicherlich eine gewichtige Rolle, wenn es um die Frage geht, ob die nachfolgende Generation in das Familienunternehmen einsteigen wird. Wer will schließlich schon verhältnismäßig viel arbeiten für kleines Geld? Das Thema beschäftigt mittlerweile auch viele Milchviehhalter. Nur in jedem zweiten Unternehmen ist die Hofnachfolge gesichert! 31 % sind noch in der Diskussion, in 19 % der Betriebe ist keine Hofnachfolge absehbar. Diese Milchkuhbetriebe dürften über kurz oder lang auslaufen bzw. von wachstumsorientierten Berufskollegen übernommen werden.
Den kompletten Artikel finden Sie in Elite 4/2016, ab Seite 28 oder hier zum download
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