Smart füttern

Selbst bei schwierigen Futtergrundlagen und suboptimalen Bedingungen im Kuhstall dennoch viel Milch zu melken, ohne dass die Tiergesundheit leidet und auch noch mit geringen Kosten … das ist smart! Ein neues Fütterungskonzept soll's möglich machen.

Viel Milch melken bei geringen Kosten, ohne dass die Tiergesundheit Schaden dann auch noch möglichst ohne Belastung der Umwelt. Vier Unternehmen, die sich im Netzwerk SmartDairyNutrition zusammengeschlossen haben, glauben dieses Ziel jederzeit – unabhängig von Wetterkapriolen und anderen Unwägbarkeiten – erreichen zu können:
  • Sano (Hersteller von Mineralfuttermitteln und Spezialprodukten im Bereich Tierernährung)
  • CVAS (Cumberland Valley Analytical Services; US-Futtermittellabor)
  • AMTS (Agricultural Modeling and Training Systems; Entwickler eines dynamischen Futterberechnungsprogrammes AMTS.Cattle.Pro)
  • dsp-agrosoft (Systemhaus, hat u.a. die Herdenmanagementsoftware „Herde“ entwickelt)

Fütterungs- und IT-Spezialisten aus den vier Unternehmen haben nach eigenen Aussagen ein einzigartiges Werkzeug entwickelt, das Labordaten (CVAS) mit der Futterberechnung (AMTS) und den Herdenmanagementdaten (dsp) verknüpft, so dass der Fütterungsberater (Sano) in die Lage versetzt wird, die Futterration feinzutunen. Aber auch dem Herdenmanager im Kuhstall wird ein Frühwarnsystem an die Hand gegeben. So funktioniert SmartDairyNutrition (SDN):

Berechnung nach CNCPS

Berechnet werden die Futterrationen auf Basis des amerikanischen Fütterungssystems CNCPS. Das Besondere an diesem Fütterungssystem (Cornell Net Carbohydrate an Protein System) ist der Einbezug der Verdaulichkeiten einzelner Nährstoffe sowie diverser Tier- und Umweltfaktoren. Die Software wurde in den 1970er- Jahren an der Cornell Universität in den USA entwickelt. Das CNCPS-Modell berücksichtigt bei der Futteranalyse nicht nur eine exaktere Untersuchung von Protein, Fett und Kohlenhydraten, es betrachtet ebenso die Verfügbarkeit im Verdauungstrakt, unterschiedliche Faserfraktionen sowie die Passagerate. So kann die Synchronisation im Pansen exakter erfasst werden. Auch lassen sich genaue Aussagen über die Versorgungslage mit den essentiellen Aminosäuren treffen.

Futterproben werden in Kroatien untersucht

Da die Software mit den speziellen CNCPS-Daten gefüttert werden muss, werden alle Futterproben gemäß der Anweisungen des Cumberland Valley Analytical Services (CVAS) untersucht. Das Futtermittellabor CVAS ist nach eigenen Angaben weltweiter Marktführer im Bereich der Futteranalysen. Die Futterproben werden in einem in Kroatien angesiedelten CVAS-Referenzlabor analysiert. Das Ergebnis der NIRS-Analyse (60 €) soll bereits nach fünf Tagen vorliegen, die Daten einer nasschemischen Analyse (100 €; inkl. Mineralstoffe) sollen nach zehn Tagen vorliegen.
Die Daten aus der Futteranalyse nimmt das digitale Fütterungsprogramm AMTS.Cattle.Pro (kurz AMTS) auf. Die Software ist ein dynamisches Rationsberechnungsprogramm, das u.a. die Verdauungsvorgänge der Kuh ebenso berücksichtigt wie umweltbezogene Daten (Erstkalbealter, Körperkondition, Zwischenkalbezeit, Belegungsdichte, Hitzestress, …). Letztlich soll mithilfe der AMTS-Berechnung (auf Basis CNCPS, siehe oben) eine präzisere Fütterung möglich sein.

Ampel zeigt Abweichungen im Stall an

Ob und wie die Anpassungen der Futterration dann tatsächlich im Kuhstall „funktionieren“ lässt sich mithilfe der Herdenmanagement-Software „HERDEplus“ abschätzen. Das Herdenmanagementprogramm von dsp-agrosoft stellt eine tagesaktuelle, digitale Verbindung zwischen Fütterung und Herdenmanagement her und ermöglicht somit jederzeit einen Soll:Ist-Vergleich. So sollen frühzeitig, bereits vor dem Auftreten sichtbarer Symptome, Abweichungen bei der Tiergesundheit erkannt werden. Die neue „HERDEplus“ verfügt zudem über mehrere Schnittstellen, so das die Daten vom LKV, von der Melk- und Fütterungstechnik automatisch eingelesen werden können. Im installierten Frühwarnsystem ist eine Ampel integriert. So hat der Nutzer / Herdenmanager immer alle relevanten Daten im Blick. Im Ampelsystem sind bislang die folgenden Kennwerte enthalten: Tiergesundheit, Fruchtbarkeit, Langlebigkeit, Tierschutz, Futterqualität, Rationsqualität, Wirtschaftlichkeit (IOFC) sowie Umweltbelastung.
Erstmals öffentlich präsentiert wird SDN auf der EuroTier in Hannover (Halle 20, Stand 26).