Schleswig-Holstein Milch: Molkereien wollen Kräfte bündeln

Im Norden soll die Milch künftig in nur noch einem Kanal zusammenströmen. In der schleswig-holsteinischen Milchwirtschaft bahnt sich eine grundlegende Neuordnung der Verarbeitungsstrukturen an.

Den Weg frei dafür machten kürzlich die Vertreter der 14 genossenschaftlich organisierten Molkereien gestern. Sie vereinigen rund 90 % des jährlichen Milchaufkommens von 2,4 Mio. Tonnen. Ab dem kommenden Jahr soll die mit einem Betriebskapital von 500.000 € ausgestattete neue Genossenschaft (Schleswig-Holstein Milch eG) die Milch im Norden bündeln.
Ziel sei die Schaffung eines „Rohstoffausgleichs zwischen den Mitgliedsgenossenchaften zu wettbewerbsgerechten Konditionen“. Die Kooperation beschränkt sich deshalb auch auf die Bündelung des Rohstoffes Milch durch langfristige Lieferverträge zwischen den Meiereigenossenschaften, die Vermarktung von freien Versandmilchmengen sowie auf die Auslastung freier Verarbeitungskapazitäten. Eine weitergehende Zusammenarbeit der Unternehmen ist derzeit nicht geplant. Die Selbstständigkeit der Molkereien wird nicht berührt, diese werden Produktion und Vermarktung ihrer Produkte wie bisher in Eigenregie durchführen.

Holländer müssen draußen bleiben

Doch so ganz frei ist der Weg für die neue Kooperation noch nicht, eine Miene gilt es noch zu entschärfen. Die Meiereigenossenschaft Viöl, die kürzlich noch mit dem dänischen Milchriesen Arla zuammenarbeiten wollte, verhandelt gerade mit dem international tätigen niederländischen Milchversandhändler Apollo über den Bau einer Trocknungsanlage für Milchpulver mit einer Verarbeitungskapazität von 300 Mio. kg Rohmilch. Dieses Projekt, das den Genossen im Norden ein Dorn im Auge ist, müsste Viöl aufgeben. Man wolle den privaten Milchhandel so weit wie möglich ausschließen“, so Dr. Burkhard Otto, Abteilungsleiter Milch im Genossenschaftsverband. Um Viöl die Entscheidung schmackhaft zu machen, wurde der Meiereigenossenschaft mittlerweile ein Angebot unterbreitet, das ihr erlaubt, als gleichberechtigter Partner bei der neuen Schleswig-Holstein Milch eG einzusteigen.

Zu viel Versandmilch

Für die Milcherzeuger im Norden dürfte sich durch die Kopperation ihrer Molkereien so schnell nichts ändern. Denn selbst wenn sich die Fix- und Logistikkosten der Molkereien etwas reduzieren lassen, bleibt das Hauptproblem der Molkereien im Norden weiterhin bestehen: Die geringe Wertschöpfung bzw. die ungünstige Verwertungsstruktur. Knapp 50 % der 2,4 Mio. t Rohmilch werden als „Versandmilch“ vermarktet. Claus-Peter Witt, Vorsitzender des Fachausschusses Milch des Genossenschaftsverbands und Hauptgeschäftsführer der Uelzena eG warnte denn auch gleich vor übertriebenen Hoffnungen auf eine kurzfristige Verbesserung des Milchauszahlungspreises. Mehr als 20 Cent sind derzeit damit auf dem Markt mit Versandmilch nicht zu erlösen. So werden die Melker im Norden auf einen Anstieg der Milchauszahlungspreise wohl weiter warten müssen.