Ration für Melkende an die Vorbereiter füttern?

Die Fütterung von Trockenstehern führt immer wieder zu Diskussionen. Sollen zwei Rationen gemischt werden oder genügt eine? Wie sieht das richtige DCAB-Konzept aus? Experten geben Empfehlungen zur Rationszusammenstellung in der Transitphase.

Die Fütterung der Trockensteher führt immer wieder zu Diskussionen. Sollen zwei Rationen für die trockenstehenden Kühe gemischt werden oder genügt es, eine Ration durchzufüttern vom Trockenstellen bis zum Abkalben? Ob eine oder zwei Rationen gefüttert werden, hängt stark von den einzelbetrieblichen Rahmenbedingungen ab. Zwei unterschiedliche Futtermischungen zu erstellen - eine für die Frühtrockensteher und eine für die Vorbereitungskühe - das ist zumeist nur bei größeren Milchkuhherden praktikabel. Einfacher ist es, einphasig zu füttern oder aber die Ration der melkenden Herde den Trockenstehern schon während der Anfütterungsphase (Vorbereitung) zu füttern. Oft wird auch die für die Laktierenden vorgesehene (TMR)Ration mit Stroh oder Grassilage verdünnt, da ggf. zu energiereich.

Milchfieber unbedingt verhindern!

In der Trockenphase sollte im Vordergrund stets die Vermeidung von Milchfieber stehen. Denn Milchfieber, selbst in subklinischer Ausprägung, verhindert immer einen optimalen Laktationsstart. Das Auftreten von Milchfieber lässt sich mit dem Konzept der moderaten Kationen-Anionen-Bilanz (DCAB) oder der anionischen Fütterung" deutlicher verringern als bei Vorlage kalziumarmer (Ca) Rationen. Große Probleme sind immer vorprogrammiert, wenn eine hohe DCAB und ein hoher Kalziumgehalt zusammentreffen. Die trifft häufig zu, wenn vor der Kalbung die Ration der Melkenden" gefüttert wird (die Ration auf einer kaliumreichen Grassilage basiert). Oft sind dann nach dem Abkalben vemehrt Nachgeburtsverhaltungen, Puerperalstörungen und Mastitiden zu beobachten.
Der Zielbereich der DCAB für die Gesamtration der laktierenden Kühe liegt bei 250 bis 350 meq/kg TM bei Kalziumgehalten von 6,5 bis 7,5 g/kg TM. Aber genau dieser Bereich sollte für die Vorbereitungsfütterung unbedingt gemieden werden! Deshalb ist auch das Verschneiden der laktierenden Ration mit Grassilage und die Verfütterung an die Trockensteher kritisch zu beurteilen. Grassilagen können stark in der DCAB variieren, weshalb auch die DCAB der Vorbereiterration ansteigen kann. Dadurch erhöht sich letztlich das Milchfieberrisiko.
Häufig besteht das Problem, dass die Ration der Melkenden" bei über 200 meq/kg TM liegt und sich nicht durch die Zugabe anderer Futtermittel absenken lässt. Soll diese Ration an die Vorbereiter gefüttert werden, muss versucht werden, einen möglichst geringen Kalziumgehalt zu erreichen. Es darf kein zusätzliches Kalzium extern zugeführt werden. Die notwendige Vitamin- und Mineralstoffergänzung muss mit einem kalziumfreien Mineralfutter erfolgen. Die mineralisierte Futterration wird dann zunächst an die Trockensteher verfüttert und erst anschließend mit Futterkalk für die laktierenden Kühe aufmineralisiert".
Liegt die DCAB der Ration für die Vorbereiter hingegen zwischen 100 und 200 meq/kg TM, darf sie durchaus 6g/kg TM Kalzium enthalten. Solche DCAB (100 bis 200 meq) und Kalziumgehalte finden sich oft in maisbetonten Rationen mit höheren Rapsextraktionsschrotanteilen. Derartige Futterrationen für melkende Kühe passen dann auch für die Vorbereiter. Ist die DCAB der Futterration sehr gering, unter 100 meq/kg TM, muss die Kalziummenge in der Futtermischung für die Vorbereiter sogar erhöht werden. Dies kann der Fall sein, wenn z.B. extreme Grassilagen vom Niedermoor, Maissilagen mit geringen Kaliumgehalten und Rapsextraktionsschrot und/oder Pressschnitzel zusammentreffen.

DCAB: Tabellenwerte oft zu ungenau

Das richtige DCAB-Konzept muss immer anhand der konkreten Situation gefunden werden. Da die DCAB sowohl im Grobfutter (von Schnitt zu Schnitt) als auch im Saft- und Kraftfutter ganz erheblich variieren kann, sollten die einzelnen Komponenten bzw. die Gesamtration immer untersucht werden auf Kalium, Natrium, Chlor und Schwefel. Die Tabellenwerte sind häufig zu ungenau! Auch wenn die Kosten für eine solche Analyse mit 20 bis 30 Euro hoch erscheinen, so sind sie doch immer nur ein Bruchteil im vergleich zu dem Schaden, den Milchfieber und andere DCAB-bedingte Gesundheitsstörungen verursachen können!
Tabelle: Konzept zur Milchfieberprophylaxe

DCAB, meq/kg TM

CA, g/kg TM

Kalzium reduziert (Kompromiss)

> 200

< 4

moderate DCAB

100 (150) bis 200

6

anionische Fütterung (saura Salze)

0 bis -100

9 bis 14

Bleibt festzuhalten:
Schwankungen bei der DCAB sind vielleicht die entscheidende Erklärung dafür, dass die Vorbereitungsfütterung mit derselben Ration wie die für die melkenden Kühe, mal gut, mal weniger gut oder aber gar nicht funktioniert.
Quelle: Thomas Engelhard, ZZT Iden; Katrin Malhkow-Nerge, FH Kiel; Rudolf Staufenbiel, FU Berlin


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