No-Deal Brexit gefährdet Milchmarkt

Der drohende ungeregelte Brexit kann der EU-Milchwirtschaft enorm schaden, so der Milchindustrie-Verband (MIV). Mögliche, aus einem harten Ausstieg resultierende, Handelsverwerfungen gefährden die frisch stabilisierte Lage am Milchmarkt.

Der vermutlich bevorstehende „harte Brexit“ wird der europäischen Milchwirtschaft enormen Schaden zufügen, erklärte der Milchindustrie-Verband (MIV) am Mittwoch (16.01.2019), nachdem das britische Unterhaus gegen die Trennungsvereinbarung zwischen dem Vereinigten Königreich (VKR) und der EU27 gestimmt hatte. Es herrsche große Unsicherheit über das weitere Vorgehen.
„Ich erwarte größtmögliche Toleranz und Lösungswillen bei allen weiteren kurzfristig zu vereinbarenden Gesprächsversuchen zwischen der EU und dem Vereinigten Königreich“, so Eckhard Heuser, Hauptgeschäftsführer des MIV, „um den Schaden aus dem Brexit-Verfahren noch abzumildern“.
Die Milchmärkte haben sich nach dem Jahreswechsel gerade stabilisiert, durch einen „harten Brexit“ und die daraus resultierenden Handelsverwerfungen drohen der europäischen Milchwirtschaft laut dem MIV kaum auszurechnende negative Folgen .

Durch Zölle erhöhte Produktpreise und freie Milchmengen

Es stehe viel auf dem Spiel: Das Vereinigte Königreich (VKR) ist ein großer Nettoimporteur bei Milch und Milcherzeugnissen und kauft insbesondere in der Republik Irland viele Lebensmittel wie Milchprodukte ein.
Wenn nun bei einem „harten Brexit“ das VKR Drittlandszölle gegenüber EU-Ware erhebt, müssten die Produktpreise deutlich angehoben werden. Der Handel droht dadurch zum Erliegen zu kommen.
Nicht nur Deutschland hat Sorgen um seinen direkten Export nach Großbritannien. Es müsse auch betrachtet werden, wohin andere Länder – nicht nur Irland – dann ihre für Großbritannien vorgesehenen Milcherzeugnisse verkaufen.
Darüber hinaus entstehe ein „Milchpool“ von Rohmilch im zum Königreich gehörenden Nord-Irland, der bisher zur Verarbeitung in die Republik Irland gebracht wurde. Beim „harten Brexit“ müsste der irische Zoll nun diese Rohmilch ebenfalls mit hohen Zöllen belegen, was eine Weiterverarbeitung unrentabel werden lassen dürfte. Ein solcher „Milchpool“ hätte dann keinen Verarbeiter und die Milcherzeuger keinen Abnehmer mehr.

"Neue" Grenzen erfordern neue Veterinärkontrollen

Im administrativen Teil des Verfahrens drohen nicht nur hohe Drittlandszölle, diese werden auch begleitet von der Notwendigkeit von Zollkontrollen mit einem hohen Zeitaufwand an der Grenze.
Dazu würden die beiden Ex-Partner EU und VKR sich im Austausch von Gütern und Dienstleistungen zunächst wie Drittländer behandeln und auch wieder Veterinärkontrollen einführen.
Quelle: MIV


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