ZUCHTWERTSCHÄTZUNG FLECKVIEH AUGUST 2019

Neue Namen – alte Linien

Gut gerüstet zeigt sich die Fleckviehzucht mit interessanten Neueinsteigern und bestens bewährten Altbullen. An der Spitze konnte sich Herzschlag behaupten. Der beste Neueinsteiger Sisyphus verkörpert über Samurai die alte Streik-Linie.

Die Erhaltung der Linienvielfalt ist für das Zuchtprogramm wichtiger als der letzte Zuchtwertpunkt. Diesem Credo wird Sisyphus (V: Symposium) als bester Neueinsteiger gerecht, verkörpert er doch als einer der ganz wenigen die alte Linie Streik über Samurai. Als echter Vertreter der Zweinutzung präsentiert er sich in der Milch- und Fleischleistung ausgeglichen, auf hohem Niveau (MW 120, FW 115). Die knapprahmigen Töchter sind in ihrer weiteren Exterieurbeschreibung tadellos und deuten eine hohe Nutzungsdauer an. Als die Schokoladenseite gilt die Eutervererbung (E 126), welche ohne Schwächen in der Merkmalspalette vorliegt, sieht man von der hinteren Strichplatzierung ab. Ein weiterer Pluspunkt ist die Leichtkalbigkeit (KV pat 118).
In die Kategorie Allrounder kann Vlutlicht eingereiht werden. Ohne die Probleme seines Vaters Rotglut im Kalbeverlauf kann er die typische Doppelnutzung bestens repräsentieren. Über 1.000 kg Milch-kg-ZW bescheinigen seinen Töchtern einen glänzenden Laktationsstart. Mit gutem Rahmen-ZW (R 119) und hoher Euterqualität (E 120) steht er entsprechend als interessanter Anpaarungspartner zur Verfügung.
Mit viel Beachtung begann die Karriere von Wattking (V: Watt) als GJV. Er wurde breit über die Ländergrenzen eingesetzt und kann jetzt seine genomische Vorschätzung gut bestätigen. Die mittelrahmigen Töchter zeigen in allen Eutermerkmalen keine Schwächen (E 117). Mit über 1.100 kg Milchzuchtwert kann er sicherlich darüber hinaus als Leistungsverbesserer deklariert werden und passt auf Kühe mit hohen Inhaltsstoffen. Von ihm stehen bereits 18 Söhne an den Stationen.
Die Ausbeute an Manigo-Söhnen war bislang durchaus akzeptabel. Mit Magier kommt jedoch ein weiterer interessanter Neueinsteiger in die Top-Liste. Er führt die Gruppe seiner geprüften Halbbrüder an und kann mit einem phantastischen Euterzuchtwert von 135 beeindrucken. Allerdings stehen hinter den Exterieurergebnissen erst 21 bewertete Töchter.
Die Hornloszucht ist in der Breite der Population angekommen. Zu den vielen Söhnen von Hutera reiht sich jetzt mit Hoffnung PS ein weiterer Halbbruder mit dem gewünschten Enthornungseffekt. Absolut herausragend ist dabei der Fleischwert (132). Umso bemerkenswerter ist bei diesem hohen Fleischleistungsvermögen seine Eignung als Kalbinnenbulle (KV pat 115).
Mit einem Plus von vier Punkten im GZW bietet sich Valdivia (V: Vorwerk) für besondere Aufgaben an. Zwar ist er im ZW Milch-kg eher bescheiden (+284 kg), aber die guten Inhaltsstoffe können entschädigen (F +0,11%, E +0,16%). Sein Prädikat: Ausgeglichene Doppelnutzung bei sehr guter Euterqualität (E 120). Auch er scheint für den Einsatz auf Kalbinnen ein geeigneter Bulle zu sein (KV pat 114).

Mahango rutscht einen Platz nach hinten

An der Spitze der Fleckviehzucht steht weiterhin Herzschlag, trotz deutlichem Rückgang im Fitnessbereich (Fit 85) und wird dicht gefolgt von „Altmeister“ Hurly. Ehemaliger Dritter Mahango verliert leicht an GZW-Punkten und rutscht auf Platz vier zurück. Allerdings kann er mit einem Plus im ZW Euter (E 107) das hervorragende Ergebnis eines Hornlosvererbers weiter bekräftigen. Die Steigerung beruht im Wesentlichen auf dem neuen Verfahren im ZW-Schätzsystem, das jetzt alle genomischen Informationen berücksichtigt.

Risiko bei frühem Einsatz

Zwar liefern die frischgeprüften Bullen nach jeder Schätzung schon eine gewisse Information aus der Praxis, aber es kann sich trotzdem zum nächsten Termin noch Einiges verändern. Die Newcomer vom April, Hermsdorf und Hainau, müssen sich schon wieder verabschieden aus der Topliste. Mit 121 bzw. 122 GZW sind sie allerdings noch nicht ganz aus dem Rennen. Veltliner und Etoscha können dagegen weiteren Boden gutmachen. Etoscha glänzt mit guten funktionalen Werten, verliert aber 13 Punkte in der Melkbarkeit durch 100 weitere Ergebnisse. Trotzdem steigt der GZW um vier Punkte infolge Eutergesundheit und Kalbeverlauf seiner Töchter.
Das
und der Beginn der Kuhlernstichprobe über das Projekt FleQS in Bayern, sind weitere Schritte zur Qualitätssicherung in der Fleckviehzucht. Die Züchtung stellt sich somit neuen Herausforderungen, um die weitere Entwicklung und Konkurrenzfähigkeit der Population zu stärken.
Bernhard Luntz, LfL Tierzucht Grub


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