Die passende Anzahl an Jungrindern

Knappe Stallplätze, mangelnde Flächenverfügbarkeit und hohe Futterkosten sprechen für eine reduzierte Anzahl an Aufzuchtrindern. Dennoch darf die Remontierung der eigenen Herde nicht vernachlässigt werden. Wie viele Jungrinder werden also benötigt?

Anzustreben ist eine Remontierungsrate, also eine Ergänzung durch Jungkühe, von 25 bis 30%. Ist der Anteil deutlich höher und keine Bestandsaufstockung geplant, ist die Nutzungsdauer der Kühe nicht zufriedenstellend. Im Falle einer Bestandsaufstockung sollten möglichst alle weiblichen Jungtiere aufgezogen werden, um keine Tiere zukaufen zu müssen und die Besseren aussuchen zu können.

Remontierungsrate plus gewissen Spielraum einplanen

Um die Remontierung in der eigenen Herde zu sichern, müssen die Remonten, d.h. die weibliche Nachzucht, entsprechend auch aufgezogen werden. Wenn die Aufzucht nicht gerade komplett ausgelagert ist, findet sie zumeist im eigenen Betrieb statt. Aber genau dort stellt sich immer häufiger die Frage nach der richtigen Anzahl an Jungrindern. Knappe Stallplätze, mangelnde Flächenverfügbarkeit und hohe Futterkosten führen in vielen Betrieben zu einer reduzierten Anzahl an weiblichen Jungrindern. Die Bedingungen sind dabei betriebsindividuell unterschiedlich.
Der Verkauf der Tiere bringt häufig keine zufriedenstellende Erlöse. Markterlöse decken die Aufzuchtkosten nicht ab. Besonders durch die Besamung mit Fleischrassen lässt sich die Anzahl an Jungrindern aber schon im Voraus beeinflussen. Das Prinzip hat sich durchgesetzt: In Deutschland und auch weltweit wurden noch nie so viele rassefremde Besamungen durchgeführt wie in den letzten drei Jahren. Dabei darf die eigene Remontierung aber nicht vergessen werden.
Bei einer Remontierungsrate von über 30% sollten genügend Jungrinder für die eigene Remontierung aufgezogen werden. Denn es kann immer auch außer der Reihe zu Abgängen oder sonstigen Verlusten kommen. Ein gewisser Spielraum" sollte eingeplant werden. Liegt die Remontierungsrate über 40%, ist es sinnvoll, alle weiblichen Kälber aufzuziehen. Es stellt sich also die Frage: Wie viele Jungrinder benötige ich bzw. wie viele sind zu viele? Um eine Strategie bzw. eine Anzahl für den eigenen Betrieb zu entwickeln, sollten einife Faktoren hinterfragt werden.

Wichtige Faktoren und Tipps für den eigenen Betrieb:

  • Wichtige Parameter: Die richtige Anzahl an Jungrindern hängt von vielen Faktoren ab. Wichtige Parameter für die Planung sind die Remontierungsrate, die Jungrinderverluste und das Erstkalbealter im Durchschnitt der letzten Jahre. Generell sollten immer etwas mehr Remonten eingeplant werden, als laut Remontierungsrate benötigt. Das schafft mehr Spielraum bezüglich der Abgangskühe und für akute Fälle. Die Verluste während der Aufzucht können zwischen 5 und 20% schwanken, in der Regel sind es 7 bis 8%. Diese Aufzuchtverluste betreffen meistens das Kälberalter und kosten viel Geld. Noch mehr Kosten haben ältere Jungrinder verursacht. Diese kommen bei Verlusten nicht wieder herein und lassen somit die durchschnittlichen Kosten pro Rind ansteigen. Das Erstkalbealter liegt im Durchschnitt etwas über 25 Monate. Je geringer das Erstkalbealter, desto geringer die Aufzuchtkosten und die Anzahl an benötigten Remonten.
  • Aufzuchtkosten: Zahlen zeigen, dass Aufzuchtkosten häufig 14 bis 21% der Gesamkosten ausmachen. Gleichzeitig war die Marktsituation in den letzten Jahren fast immer so, dass der Zukauf von Färsen günstiger ist als die eigene Aufzucht. Die Aufzuchtkosten im eigenen Betrieb und die Vermarktungsaussichten sollten regelmäßig hinterfragt werden.
  • Vorhandene Ressourcen: Jeder muss für seinen Betrieb hinterfragen, wie viele Jungrinder mit den vorhandenen Ressourcen wirklich aufgezogen werden können. Denn das Ziel sollten qualitativ hochwertige Färsen sein, sowohl im Interesse der eigenen Herde als auch ggf. für ein entsprechenden Verkaufswert. Bei überfüllten Ställen, mangelndem Futter oder zu wenig Arbeitszeit leidet die Qualität.
  • Zuchtfortschritt: Für einen maximalen Zuchtfortschritt müssen genetisch gut ausgestattete und gesunde Jungtiere aufgezogen werden. Eine sinnvolle Strategie ist es, die schwächsten Kühe der Herde (z.B. die schwächsten 10%) nicht für die Produktion von Remonten einzusetzen. Diese Tiere würden folglich mit Fleischrasse-Sperma besamt. Die schwächsten Kühe außen vor zu lassen bringt insgesamt mehr Zuchtfortschritt, als die besten Kühe mit den besten Bullen zu besamen. Auch eine Beobachtung der Wachstumsraten und Erkrankungshäufigkeiten der Jungtiere ist für Selektionsentscheidungen sinnvoll. Denn gesunde Kälber mit hohen Wachstumsraten produzieren später mehr Milch. Die insgesamt schwächeren Tiere sollten bei Überhang ausselektiert werden.

Fazit: Betriebsindivuell und wirtschaftlich denken!

Zusammengefasst gibt es also viele Faktoren, die gründlich überdacht werden sollten und die gleichzeitig bei der Planung helfen können. Die betriebsindividuellen Bedingungen, die Qualität der Tiere und der finanzielle Aspekt sind entscheidend.
Weitere Tipps zur Auswahl der richtigen" Kälber für die Remontierung in der eigenen Herde finden Sie in in diesem Beitrag: Die richtigen Kälber aufziehen.
Quelle: KuhFacto (Holstein International)


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