Der 1. Schnitt steht an

Der frühe Vegetationsstart 2019 sorgt für eine frühe Schnittreife. Ackergras und bald das Dauergrünland stehen zur Ernte an, teilweise ist diese bereits erfolgt. Eine Übersicht der verfügbaren Reifeprüfungen.

Das Graswachstum ist im Frühjahr 2019 früh gestartet, so dass das Ackergras und Grünland nun je nach Standort und Grasnarbe ein großes Ertragspotential aufweisen können. Nach guten Zuwächsen im März (und teils auch schon im Februar) zeigt sich jetzt allerdings verschärft begrenzend für den Ertrag die schwindende Wasserverfügbarkeit! Zum Stichtag den 21. April 2019 wird in der gesamten Osthälfte Deutschlands der Dürrestatus im Oberboden (25 cm) verzeichnet (Dürremonitor des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung, UFZ). In der Westhälfte ist weitgehend der Status ungewöhnlich trocken" erreicht, mit der Ausnahme einiger Regionen im Nordwesten bzw. Südwesten. Die ungewöhnlich warme Witterung der letzten Tage hat die Reife der Aufwüchse vorangetrieben, so dass in einigen Regionen bereits in der vergangenen und im Laufe dieser Woche der 1. Schnitt durchgeführt wurde bzw. wird. Die Situation sieht standortspezifisch jedoch wie immer sehr unterschiedlich aus, besonders im Dauergrünland. Also: Den Fokus auf die eigenen Flächen halten und in den Beständen auf Halmfühlung" gehen!
Achtung: Die LWK Niedersachsen weist darauf hin, dass bei der Silierung von sehr jung entwickelten Futterpflanzen mit noch hohen Nitratgehalten zu rechnen ist (z.B. frühe Ackergrasernte vor Mais). Bei der Silierung wird ein großer Teil des Nitrats abgebaut. Die Umbauprozesse hemmen dabei Buttersäurebakterien, was zunächst gut ist. Allerdings sind die stickstoffhaltigen Gase beim Entweichen aus dem Futterstapel gesundheitsgefährdend. Verätzungs- aber auch Erstickungsgefahren drohen! Mehr Infos hier.
Die bislang meist vorzeitige erfolgte Nutzung des Ackergrases aufgrund einer anschließenden Maissaat birgt ein weiteres Risiko: Geringe Rohfasergehalte bei hohen Zuckergehalten. Diese Silagen können einen Kraftfuttercharakter entwickeln! Schwierig kann sich auch ein genügendes Anwelken des Schnittgutes bei den Teils sehr üppigen Masseeträgen in den Gunstlagen erweisen.
Mehr zur Bestimmung des optimalen Schnittzeitpunktes finden Sie im Artikel Auf Halmfühlung gehen" (Elite 2/2017), den Sie
als pdf herunterladen können.
Berücksichtigt wurden hier Berichte zur Schnittreifeprüfung der folgenden Bundesländer:
Schleswig-Holstein
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Hessen
Bayern

Schleswig-Holstein: Schnittreife schnell erreicht

Hohe Strahlungswerte und konstante Temperaturen oberhalb von 5°C sorgten Ende März/Anfang April 2019 für einen Entwicklungsschub in den Beständen, berichtet unter anderem die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in ihrem Bericht zum Reifemonitoring. Dieser wurde in der Woche vom 08. bis 14. April durch kühlere Temperaturen zunächst ausgebremst.
Dies änderte jedoch nichts daran, dass dieses Jahr die Ackergrasbestände (überwiegend Deutsches bzw. Welsches Weidelgras) durch die frühen Aussaaten im vergangenen Jahr, in Verbindung mit milden Wintertemperaturen, voraussichtlich früher erntereif sind. In den südlichen Regionen Schleswig-Holsteins sind an einigen Standorten (zum Stichtag den 16. April) die Ackergrasbestände bereits geerntet worden. Nicht immer erfolgte dies jedoch zum optimalen Schnittzeitpunkt, sondern vorab, mit dem Hintergrund der laufenden Maissaat.
Die Bestände sind wie gewohnt in den südlichen Gebieten weiterentwickelt. Im südlichen Mittelrücken und der südlichen Ostküste lagen zum Zeitpunkt der Beprobung die Trockenmasseerträge bei durchschnittlich 62 dt TM/ha. Die Erträge an der nördlichen Westküste und im nördlichen Mittelrücken lagen bei 45 und 24 dt TM/ha. Bei den Rohfasergehalten waren die Unterschiede zwischen den Standorten geringer und lagen bei durchschnittlich 13 % XF in der TM. Die Energiegehalte lagen bei durchschnittlich 7,8 MJ NEL/kg TM. Die Rohproteingehalte betrugen auf den Praxisbeständen an der Westküste und Ostküste bei durchschnittlich 24,2 % in der TM, und in südlicher Ostküste bei durchschnittlich 20,2 % in der TM.
Die Prognosen der LKSH zum 21. April lassen mit der warmen, sonnigen Witterung eine deutliche TM-Zunahme erwarten. Dies geht einher mit einer Abnahme des Rohprotein- und Energiegehalts. An jedem Standort nahmen die Energiegehalte vom 11. April bis zum 21. April um 0,2 MJ NEL/kg TM ab. Die Rohproteingehalte sanken in diesem Zeitraum um 2,5 % in der TM je Standort. Auch wenn die Rohfasergehalte aktuell noch relativ gering sind (durchschnittlich 14,3 % XF in der TM), können die Zielwerte von 21 bis 22 % XF zur Mahd schnell erreicht werden.
Im beprobten Dauergrünland, das bezüglich Pflanzenbestand und Standort in Schleswig-Holstein großteils als hochproduktiv eingestuft werden kann, ist die Entwicklung der Aufwüchse ebenfalls weit fortgeschritten. Das Dauergrünland ist am 17. April zuletzt beprobt worden, neue Ergebnisse soll es im Laufe dieser Woche geben.
Den aktuellen Bericht zur Reifeprüfung Grünland 2019 von der LWK Schleswig-Holstein finden Sie unter dem folgenden Link: "Ergebnisse der Reifeprüfung Grünland 2019, erster Schnitt"

Mecklenburg-Vorpommern: Früher Auftakt"

Auch im Nordosten erwarten die Grünlandberater einen wörtlich frühen Auftakt" (Stichtag Bericht 18.04.2019). Hier trägt neben den Temperaturverläufen allerdings erheblich die Bodentrockenheit dazu bei, dass in diesem Jahr früh die Schnittreife der Grünlandaufwüchse erreicht sein wird. Mit der Beprobung der Aufwüchse im Rahmen der Reifeprüfung begonnen wurde hier am 16. April.
Die Trockenmasseerträge werden für Mitte April als teilweise sehr hoch beschrieben (Mecklenburgische Seenplatte: Ackergras 48 dt TM/ha, Dauergrünland 22,8 dt TM/ha). Sie erreichen allerdings auch eine auffällig" große Spannweite (Ludwigslust-Parchim: Ackergras 10,2 dt TM/ha, Dauergrünland 13,7 dt TM/ha). Die Rohproteinwerte liefen zum Teil, wie zu diesem frühen Stadium zu erwarten, deutlich über 200 g/kg TM. Allerdings seinen örtlich teils überraschend geringe Rohproteingehalte festgestellt worden. Die Grünlandexperten vermuten, dass hier nach der N-Düngung bzw. insgesamt für die N-Umsetzung und Ertragsbildung schon wieder Bodenfeuchte fehlte.
Die Rohfasergehalte (Mittel Ackergras 16,5 %; Dauergrünland 17,3 %) bestätigen die Prognose, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern an einigen Orten die Schnittreife je nach Witterung in Kürze erreicht sein kann.
Den aktuellen Bericht der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern finden Sie unter dem folgenden Link: "Schnittzeitpunktbestimmung erster Aufwuchs 2019"

Niedersachsen: Erntesaison beginnt nach Ostern

Eine Entwicklung der Ackergrasbestände war bei den sehr kühlen Tagen und Nächten vor 14 Tagen in Niedersachsen kaum gegeben, die Rohfaserwerte stagnierten. Dennoch konnte in den Klimaregionen ein deutlicher Ertragszuwachs festgestellt werden, wodurch die Rohproteingehalte in der Pflanze absinken, berichten die Grünlandberater aus Niedersachsen zum Stand 18. April 2019.
Mit Blick auf die aktuell sehr günstige Wetterlage für ein rasches Anwelken und ein Silieren ohne Sickersaftbildung standen einzelne Bestände in der Region westliches Niedersachsen mit knapp unter 20% Rohfaser i.TM (zum 18.04.) und Erträgen von etwa 40 dt TM/ha für den Grassilageschnitt bereits zu Ostern zur Mahd an. Für die allermeisten Ackergrasbestände wurde von den Beratern jedoch ein Abwarten bis nach Ostern angeraten, da sich die Wetterlage in den nächsten 10 Tagen kaum ändern wird.
Die Berater der LWK Niedersachsen verweisen auch auf die Prognose des Deutschen Wetterdienstes (DWD). Diese zeigt in der aktuellen Woche bis 24. April eine deutliche Ertragsentwicklung. Die Rohproteingehalte (XP% i.T.) fallen dadurch deutlicher ab, obwohl die meisten Bestände erst zum Wochenende 26. bis 28. April die geforderten Rohfasergehalte ab 21% XF erreichen.
Den aktuellen Bericht zur Schnittreife in Niedersachsen finden Sie unter folgendem Link: "Schnittreife Ackergras erster Aufwuchs 2019"

Nordrhein-Westfalen: Schnittreife in der KW 17

Die sehr milden Temperaturen im Februar 2019 hatten in NRW beim Ackergras (Welsches Weidelgras) schon zu nennenswerten Zuwächsen geführt. Bereits am 01. März wurde im Rahmen der Reifeprüfung der LWK NRW am Standort Kleve (Niederungslage) ein Ertrag von 21. dt/ha TM gemessen. Mit den kühlen Temperaturen in der KW 15 gingen allerdings auch hier die Zuwachsraten deutlich zurück. Zum 05. April lag der Ertrag bei der Reifeprüfung mit rund 62 dt TM/ha (19,9% XF, 7,0 MJ NEL, 15,1% XP) hier dennoch auf überdurchschnittlich hohem Niveau und das, obwohl die optimale Schnittreife (21 bis 23% Rohfaser) noch nicht erreicht war. Auch in NRW haben bereits einige Betriebe aufgrund der Maissaat so vor dem eigentlichen optimalen Schnittzeitpunkt ihren ersten Aufwuchs geerntet.
Unter Berücksichtigung der Witterung und den damit zusammenhängenden Veränderungen der Futterwert bestimmenden Eigenschaften rechnen die Grünlandberater der LWK NRW mit dem Erreichen der Schnittreife im Ackergras ab Ende der KW 16 bis Anfang dieser Woche (KW 17).
Der erste Reifeprüfungsschnitt auf dem Dauergrünland erfolgte am 05.04.2019 am Niederrhein, Standort Kleve. Im Vergleich zum Ackergras liegt die Entwicklung des Dauergrünlands noch deutlich zurück. Erfasst wurde ein TM-Ertrag von 13,6 dt TM/ha (15,8% XF, 7,7 MJ NEL, 15,1 % XP). Der Temperaturrückgang in der KW 15 führte zu geringen Zuwachsraten und Veränderungen der wertbestimmenden Inhaltsstoffe. Die hohen Temperaturen der vergangenen Tage führten - bei ausreichend hoher Bodenfeuchte! - zur weiteren Entwicklung.
Aktuelle Informationen zur Reifeprüfung in NRW finden Sie ausschließlich im Informationsdienst Milch- und Rinderproduktion (MIR)" für die Betriebe in der Kammerberatung!

Hessen: Noch junge Bestände

Zum Stichtag den 18. April 2019 zeigt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) in seinem Bericht zur Reifeprüfung im Grünland 2019 noch junge Aufwüchse, die sich standortbedingt noch deutlich unterscheiden. So wurden an den Messstellen in der Gunstlage" Bad Hersfeld (Höhe 200 m, tL, um 55 Bodenpunkte) am 18.04. Rohfasergehalte zwischen 16,2 und 18,8% gemessen (21 bis 27,8% XP; 7,6 bis 7,9 MJ NEL). Die mit ausgewiesenen Vergärbarkeitskoeffizienten (bei 25 und 40% TS Anwelkgrad) ließen hier mit Werten von VK 41 bis 60 bei bereits erfolgter Nutzung eine weitgehend stabile Gärung der Silage erwarten.
Noch deutlich zu jung sind die Aufwüchse an den Messstellen in der Rhön (300 bis 400 m Höhe; L, tL; 45 Bodenpunkte; höhere lagen noch nicht beprobt) lagen die Rohfasergehalte zwischen 13,5 und 16,5 % (26- 29 % XP, 8,3 bis 8,7 MJ NEL). Im Raum Marburg (200 bis 360 m; s, Ls, Sl, 26 bis 70 BP) reichten die Rohfasergehalte am 18.04.2019 von 15,8 bis 18,0% XF (21,9 bis 24 % XP; 8,0 MJ NEL).
Die aktuellen Informationen aus der Reifeprüfung Grünland Hessen finde Sie unter dem Link "Ermittlung der Siloreife 2019"

Bayern: Den 1. Schnitt notfalls teilen?

Zum Stand 15. April 2019 berichten die Grünlandberater für Niederbayern von teils kräftigen Masseaufwüchsen für diese frühe Zeit. Zum Zeitpunkt des ersten Probeschnittes (08.04.) wurden am Standort Rottal 21 dt TM/ha erfasst, zum 15.04. bereits 30 dt TM/ha. An den Standorten Deggendorf und Straubing waren die Aufwüchse deutlich geringer, der erste Probeschnitt in der KW 16 brachte ca. 10 dt TM/ha. Ergebnisse zu den Inhaltsstoffen standen noch nicht zur Verfügung.
Allerdings wird auch hier darauf verwiesen, dass die Standorte auch in Rottal sehr unterschiedlich entwickelt sind. Besonders Nordhänge oder stark auswinterte Flächen seien oft noch deutlich schwächer entwickelt. Hier wird betroffenen Betrieben dazu geraten, unter Umständen zu überlegen, ob man den ersten Schnitt nicht teilt und so die Flächen zum optimalen Zeitpunkt (Beginn Ähren-/Rispenschieben der Hauptbestandsbildner) zu mähen. Das sei sicher keine sehr beliebte Sache, da es zweimal den Organisationsaufwand und mehr Siloabdeckarbeit zur Folge hat, dessen Vorteile aus Sicht des Ertrages und der Futterqualität sollte man jedoch nicht unterschätzen.
Nach Ostern (KW 17) können die ersten Flächen seitens der Aufwuchsmenge mähreif sein, schätzen die Berater. Sie mahnen aber auch zur Vorsicht, denn die Strukturwirksamkeit dieser Aufwüchse sei äußerst gering. Zudem siliere sehr früh geerntetes Gras oft etwas schlechter, da der natürliche Milchsäurebakterienbesatz sich nach dem Winter erst aufbauen müsse. Eine Vorhersage, ab wann dies in ausreichendem Maß geschehen ist, sei leider nur sehr schwierig. Der Einsatz von Siliermitteln wäre ggf. zu empfehlen.
Berichte zur Silierreifeprüfung in Bayern finden Sie unter dem folgenden Link Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft sowie in den Infobriefen der einzelnen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF).
Quelle: siehe Berichte Bundesländer


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