Zweite Chance für die faire Milch?

Warum die Faire Milch ihr Ziel, den Milcherzeugern eine bessere Zukunft mit 40 Cent Milchgeld zu verschaffen, nie wirklich erreichen konnte und ob es eine Zukunft für das Geschäftsmodell gibt, fragte die Badische Zeitung ein BDM-Beiratsmitglied.

Die Badische Zeitung berichtete am 23. Januar darüber, was aus der „faire Milch“ geworden ist. Eingeordnet als Verbraucherschutz-Thema. Dazu sprach sie nach eigenen Angaben mit einem Beiratsmitglied vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM), Michael Braun, welcher selbst einen Milchviehbetrieb im Bergischen Land bewirtschaftet.

Fehlte die Glaubwürdigkeit?

Nachdem Streiken und Milchwegschütten in der Milchkrise 2008/2009 nichts an der etablierten Preispolitik verändern konnten, entwarf der BDM ein Gegenmodell: Die „faire Milch“. Die den Milcherzeugern einen stabilen Milchpreis von 40 Cent pro Liter bescheren sollte. Gemeinsam mit der Milchvermarktung Süddeutschland (MVS) verkaufte der BDM 2010 erstmals die Milchtüten mit der schwarz-rot-gelben, gehörnten Kuh „Faironika“ sowie dem Slogan „40 Cent je Liter für unsere Milchbauern“ in den Supermärkten.

Der Plan ging nicht ganz auf. Heute, fünf Jahre später, liegen Vorwürfe, Reibereien und ein Zerwürfnis hinter Braun und seinen Kollegen, schreibt die Badische und nennt Beispiele:
  • Gleich zu Beginn der Kampagne sei die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen die „faire Milch“ vorgegangen. Sie habe sich an dem auf den Packungen abgedruckten „aus der Region“ gestört. Denn tatsächlich wird die „faire Milch“ bundesweit nur in einer Molkerei abgefüllt. Die werbepositiven Behauptungen verschwanden daraufhin von den Packungen.
  • Dann sei die Wettbewerbszentrale mit Sitz in Bad Homburg vors Gericht gezogen. Ihr Problem war die Bezeichnung „fair“, sie sei wettbewerbswidrig. Nur ein kleiner Teil der von den „faire Milch“-Milcherzeugern gelieferten Milch könne schließlich tatsächlich fair" für 40 Cent verkauft werden. Der Großteil muss für den tatsächlichen Milchpreis abgeliefert werden – zu geringe Nachfrage. Das Oberlandesgericht München entschied jedoch, dass der Name „faire Milch“ bleiben durfte.

  • Gleich zu Beginn der Kampagne sei die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg gegen die „faire Milch“ vorgegangen. Sie habe sich an dem auf den Packungen abgedruckten „aus der Region“ gestört. Denn tatsächlich wird die „faire Milch“ bundesweit nur in einer Molkerei abgefüllt. Die werbepositiven Behauptungen verschwanden daraufhin von den Packungen.
  • Dann sei die Wettbewerbszentrale mit Sitz in Bad Homburg vors Gericht gezogen. Ihr Problem war die Bezeichnung „fair“, sie sei wettbewerbswidrig. Nur ein kleiner Teil der von den „faire Milch“-Milcherzeugern gelieferten Milch könne schließlich tatsächlich fair" für 40 Cent verkauft werden. Der Großteil muss für den tatsächlichen Milchpreis abgeliefert werden – zu geringe Nachfrage. Das Oberlandesgericht München entschied jedoch, dass der Name „faire Milch“ bleiben durfte.

Doch auch die geringe Nachfrage blieb – Rewe und Tegut stellten ihren Verkauf ein. Das Geschäft lief nicht. BDM und der MVS stritten und trennten sich. Nähere Gründe dafür nannte Braun der Badischen Zeitung nicht.

Neustart: Aus einer werden zwei

2012 hatte dann jeder seine eigene Marke: der MVS mit der „Sternenfair Milch“ und der BDM mit der „fairen Milch“. Die Milchvermarktung Süddeutschland liefert wieder an Rewe-Märkte. Knapp 100 Milcherzeuger melken dafür, schreibt die Badische. Die Sternenfaire" steht in Bayern, NRW und Baden-Württemberg in den Märkten. Die „faire“ vom BDM steht in Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordbayern, NRW, Thüringen, Sachsen und Rheinland-Pfalz in den Regalen. Unter anderem in Edeka-Märkten.

„faire Milch“-Erzeuger wollen nicht aufgeben

Der BDM denkt nicht ans Aufgeben. Denn jetzt, nachdem fast ein Jahr nach Ende der Milchquote der Milchmarkt erneut in der Krise liegt, sollte die „faire Milch“ mehr denn je zuvor den Markt umkrempeln". Das Problem: Es ist zu viel konventionelle Milch am Markt. Die Badische Zeitung zitiert Michael Braun: „Nur von der teureren Biomilch lasse sich derzeit noch gut leben. Aber ein Landwirt könne nicht von heute auf morgen umstellen. Ställe bauen, die Biovorgaben einhalten.“ Die „faire Milch“ sei daher laut Braun als „Ding zwischen Bio und Billig“ gedacht. Und Michael Braun gibt sich gegenüber der Zeitung zuversichtlich: Der Absatz ihrer Milch steige stark, der Markt wachse deutlich. Die Badische bewertet das Ausmaß eher auf eine „ganz kleine Flamme“ – nur knapp 60 Milcherzeuger liefern für die „faire Milch“.
Zum Orginal-Artikel, www.badische-zeitung.de.