Zuchtrindermarkt – nichts geht mehr!

Im ganzen Bundesgebiet herrscht unruhige Stimmung, abgekalbte Färsen und Kuhkälber verkaufen sich so schlecht wie lange nicht mehr. Tragende Rinder finden keine Abnehmer im Export. Tendenz: weiter abnehmend.

Maul- und Klauenseuche in Algerien und Unruhen im Nahen Osten stoppen den Export

Nach dem zunächst erfreulichen Start zu Beginn des Jahres ist der Exportmarkt ab Ende Juli nahezu zum Erliegen gekommen. Denn in Algerien, einem der wichtigsten Abnehmerländer, herrscht ein Einfuhrstopp: Im Osten des Landes ist Ende Juli die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, bis Ende August wurden fast 200 Fälle in Rinder-, Schaf- und Ziegenbetrieben gemeldet. Infolgedessen wurden umfangreiche Einschränkungen für den Viehverkehr verhängt. Rinderexporte von Deutschland und allen anderen Ländern nach Algerien sind bis auf Weiteres nicht mehr möglich.
Auch in Tunesien, Ägypten und der Türkei herrscht ein aktives MKS-Geschehen. Die beliebten Reiseländer stellen eine Gefahr für die EU-Länder dar, ein Ausbruch der Maul- und Klauenseuche käme einer Katastrophe gleich.
Die politischen Turbulenzen und Kriegszustände im Nahen Osten führen ebenfalls zu Verunsicherungen am Markt. Die Zuchtverbände bemühen sich um neue Absatzmöglichkeiten für den Export, die Aussichten sind aber wenig vielversprechend.

Rekordüberlieferung und fallende Milchpreise hemmem die heimischen Märkte

Grund für die schlecht laufenden Verbands-Auktionen ist die allgegenwärtig drohende Rekordüberlieferung in Zusammenwirkung mit den fallenden Milchpreisen. Viele Milcherzeuger haben die Situation überschätzt bzw. unterschätzt. Die Bekanntmachung der Superabgabe im Juni zog sofort steigende Schlachtkuhzahlen nach sich. Die anfänglich guten Zuchtviehpreise, die bis ins zweite Quartal 2014 hineinreichten, schlugen eine fallende Tendenz ein. Jetzt liegen die Durchschnittspreise für Färsen gerade noch um die 1.300 € (OHG, am 17.09.). Viele Beschicker nehmen ihre aufgetriebenen Zuchttiere aufgrund nicht erreichter Preisvorstellungen wieder mit nach Hause. Doch die Ställe sind voll, die Weidesaison geht zu Ende. Wer jetzt seine Milchkuhherde aufstocken möchte, hat die freie Auswahl – allerdings ist dieser Personenkreis nur sehr klein. Der Rest kann sich ärgern, über verpasste Chancen im Frühjahr bzw. nicht verkauft zu haben. Nun heißt es scharf selektieren.
Auch die bereits im letzten Jahr stark überliefernden Betriebe bremsen jetzt ihre Produktion – bei der Tendenz der fallenden Milchpreise und der stark diskutierten letzten Quotenbörse am 2. November herrscht ein immenser Druck. Milcherzeuger, die eigentlich gar keine Milchquotenrechte mehr kaufen wollten, sehen sich jetzt doch dazu gezwungen. Es wird spannend bleiben, wie der Börsentermin am Ende ablaufen wird. Die fallenden Milchpreise könnten im Falle der Nachfrage für die voraussichtlich stark überliefernden Betriebe ein kleiner Segen sein, vielleicht fallen die Gebote weniger hoch aus als erwartet. Fakt ist, dass alle der reinen Spekulation ausgeliefert sind. Am 1.10. mussten die Gebote abgegeben sein, jetzt heißt es nichts geht mehr.