Situationsbericht Milch 2016/17

Weniger Betriebe, Kuhzahl stabil, Milchmenge steigend

Im Situationsbericht 2016/17 wurden gestern vom Deutschen Bauernverband Auswertungen zu Milcherzeugung und Milchmarkt in Deutschland, der EU sowie im globalen Vergleich veröffentlicht.

2016 war ein schwieriges Milchjahr. In Deutschland setzten die Milcherzeugerpreise ihre Talfahrt aus dem Vorjahr fort und erreichten im Juni den Tiefstand. Erst ab der Jahresmitte entwickelten sie sich langsam wieder nach oben. Im Jahresmittel dürfte der Preis für konventionelle Milch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß) geschätzt bei 26,5 Cent/kg liegen. Das wäre der niedrigste Preis seit 2009 und im Vergleich zu 2015 ein Rückgang um rund 10 Prozent.

Der Strukturwandel dürfte sich dabei in 2016 weiter zugespitzt haben, was angesichts der Milchkrise keine unerwartete Nachricht wäre. Die diesjährigen Ergebnisse der Viehzählung, die bis Mai 2016 vorliegen, zeigen dies allerdings noch nicht. Laut dem Situationsbericht wurden im vergangenen Frühjahr noch 71.300 Milcherzeugerbetriebe gezählt, das waren 4,6 Prozent weniger als noch vor Jahresfrist. Im Vergleich der vergangenen Jahre (noch) eine normale Entwicklung. Die tatsächliche Zahl der Milchkühe hat sich dagehen in diesem Zeitraum kaum zurückentwickelt, sie ist lediglich um 0,3 Prozent auf 4,3 Mio. Kühe gesunken. Die durchschnittliche Bestandsgröße liegt derzeit in den deutschen Betrieben bei 60 Milchkühen. Rund die Hälfte der Kühe entfällt auf Bestände mit 100 und mehr Tieren.
Mit schätzungsweise 31,4 Mio.Tonnen wurde 2016 in Deutschland bezogen auf den Erzeugerstandort 0,6 Prozent weniger Milch erfasst als im Vorjahr. Für 2017 wird ebenso wie für die Europäische Union insgesamt ein leichtes Wachstum erwartet.

Ausblick 2017: Milcherzeugerpreise auf höherem Niveau

Nach der langen Phase sehr niedriger Milchpreise konnten die Erzeugerpreise für konventionell erzeugte Milch in Deutschland im September und Oktober 2016 wieder deutlich zugelegt. Dabei entwickelten sich die Preise, bezogen auf die einzelnen Molkereien und damit auch Regionen, jedoch sehr unterschiedlich stark. In den kommenden Monaten können  Milcherzeuger laut der Experten mit weiteren deutlichen Aufschlägen zu rechnen. Für das erste Halbjahr 2017 wird von durchschnittlichen Auszahlungspreisen über 30 Cent je Kilogramm Milch ausgegangen.

Die EU-Milch und ihre Position im Weltmarktgeschehen

Weltmilchmenge: Die Weltmilchmenge wächst nach Angaben der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) in 2016 mit einem Plus von 1,1 Prozent auf 817,2 Mio. Tonnen abgeschwächt weiter, nachdem der Zuwachs im Vorjahr noch rund 1,9 Prozent betragen hatte. Die moderate Zunahme beruht auf einer höheren Erzeugung in vielen Regionen der Welt, besonders aber in Indien (+ 4,8 Prozent) sowie Pakistan, der Türkei und den USA (2,0 Prozent) seien überdurchschnittliche Erzeugungszuwächse zu verzeichnen. Die Zuwachsrate der EU fällt unterdurchschnittlich aus (+ 0,6 Prozent).
Größter Milcherzeuger: Die Europäische Union ist mit einem Anteil von 20 Prozent größter Milcherzeuger im weltweiten Vergleich. Die Milcherzeugung der EU in 2016 summiert sich geschätzt auf 165,7 Mio. Tonnen. Dabei hat die Milchkrise in den meisten EU-Ländern zu verringerten Kuhbeständen geführt. Seit Juni 2016 zeigen sich beim Milchaufkommen in der EU im Vorjahresvergleich rückläufige Tendenzen. Die Milchanlieferungen an die Molkereien in der EU-28 werden von der EU-Kommission für 2016 vorläufig auf 153,2 Mio. Tonnen geschätzt. Das sind etwa 1,0 Mio. Tonnen mehr als im Vorjahr (+ 0,6 Prozent). Das Wachstum fällt damit deutlich geringer aus als im Jahr 2015 (+ 2,2 Prozent).
Zweitgrößter Milchproduzent der Welt ist Indien mit 160,4 Mio. Tonnen, gefolgt von den USA mit 96,3 Mio. Tonnen.
Export: Umgerechnet in Milchäquivalente entfallen 26 Prozent des Weltexportes auf die Europäische Union. Gut 11 Prozent der von europäischen Milcherzeugern angelieferten Milch (umgerechnet in Milchäquivalente) sind in Drittländer außerhalb der EU exportiert worden. Die deutschen Exporte von Milchprodukten konnten in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum deutlich zulegen, und zwar um 3 bis 4 Prozent sowohl beim Export in den EU-Binnenmarkt als auch beim Export in Drittländer. Der weltweit größte Exporteur von Milchprodukten ist Neuseeland, auf das Land entfallen 27 Prozent aller weltweit gehandelten Milchprodukte.
Import: Auf der Abnehmerseite importierten Länder wie China und Russland 2016 gegenüber Vorjahr zwar mehr, dafür führten Afrika, aber auch Länder wie Venezuela erheblich weniger Milchprodukte ein. Hauptimporteure von Milchprodukten sind die Länder Asiens. 
Milchpreise am Weltmarkt: Seit Mai 2016 weißt der FAO-Preisindex für Milchprodukte wieder kontinuierlich Zuwächse auf, im Oktober 2016 erreichte er wieder das Niveau von März 2015. Alle Milchprodukte zeigten dabei steigende Preistendenzen.
Den kompletten Situationsbericht 2016/17 finden Sie unter www.bauernverband.de/situationsbericht-2016-17 .