Schweizer Milchbranche leidet unter starkem Franken

Nach dem die Nationalbank den Mindestkurs für den Schweizer Franken (CHF) hat fallen lassen, werden verheerende Auswirkungen auf den Schweizer Milchmarkt befürchtet. Grobe Schätzungen beziffern einen Wertschöpfungsverlust von mindestens 20 Mio. CHF.

Nachdem die Nationalbank den Mindestkurs hat fallen lassen, geht die Milchbranche von verheerenden Auswirkungen auf den Schweizer Milchmarkt aus. Die Produzentenpreise werden voraussichtlich sinken und Wertschöpfung in Millionenhöhe verloren gehen, berichtet der Landwirtschaftliche Informationsdienst der Schweiz (LID).
Der vor allem gegenüber dem Euro und dem US-Dollar massiv stärkere Franken habe unmittelbare Auswirkungen auf den Schweizer Milchmarkt, erklärt die Branchenorganisation Milch (BOM) in einem Fact Sheet zur aktuellen Lage. Nach ersten groben Schätzungen könne der starke Franken zu einem Wertschöpfungsverlust von mindestens 20 Mio. CHF führen.

Schweizer Rohstoffpreisausgleich für Exportprodukte bereits zuvor bei 70 Mio. CHF

Beim A-Milchpreis (Produkte mit Grenzschutz und solche mit Rohstoffpreisausgleich) habe der Wechselkurs einen indirekten Einfluss, heißt es im Fact Sheet. Betroffen sind die Märkte für gewerblichen Käse, die nun einem deutlich höheren Konkurrenzdruck aus dem Ausland ausgesetzt sind. Aber auch die Märkte für Industriemilch im geschützten Bereich könnten leiden, weil wegen des größeren Einkaufstourismus in die Nachbarländer Marktanteile verloren gehen könnten.
Große Auswirkungen werden beim sogenannten 'Schoggigesetz' erwartet. Das Gesetz regelt den Handel mit landwirtschaftlichen Verarbeitungsprodukten und gleicht die in der Schweiz höheren Rohstoffpreise für die Nahrungsmittelindustrie aus. Um die Preisunterschiede von Getreide und Milchprodukten im Export zu decken, werden dafür pro Jahr Bundesmittel in Höhe von 70 Mio. CHF ausgegeben.
Die Mittel reichen aber bereits aktuell nicht, die Differenz zu den effektiv benötigten Mitteln wird von der Branche getragen. Mit der Aufwertung des CHFs wird die Differenz zwischen dem EU-Preis und dem Schweizer Preis noch deutlich höher, weshalb sich auch die Lücke im Schoggigesetz noch klar vergrößert. Wie hoch genau dieses Lücke im Milchsektor ausfallen wird, sei noch schwer einzuschätzen, heißt es von Seiten der BOM.
Weil die einzelnen Unternehmen im Milchhandel und in der Verarbeitung unterschiedlich betroffen sind, dürfte laut Branchenorganisation der Druck auf den A-Milchpreis je nach Region einige Rappen betragen.

Deutliche Milchpreisverluste von über 2,5 Rappen auch im B- und C-Segment

Auf den B-Milchpreis (Milchprodukte ohne Grenzschutz oder Rohstoffpreisausgleich für den Inlandsmarkt und den Export) hat der Dollarkurs einen direkten Einfluss. Ein Dollarkurs von 88 Rappen gegenüber 1,02 CHF reduziere den B-Milchpreis um 2,5 auf 48,8 Rappen, heißt es bei der BOM. Das führe zu einer Wertschöpfungsvernichtung von rund 11 Millionen CHF, unter der Annahme, dass 13 Prozent der Milch im B-Segment eingekauft wird.
Bei der C-Milch (Produkte für den Weltmarkt) haben die Wechselkurse von Dollar und Euro direkten Einfluss. Der C-Milchpreis sinkt bei einem Eurokurs von 1,02 CHF und einem Dollarkurs von 88 Rappen um 3,7 Rappen auf 20,1 Rappen. Die BOM rechnet mit einem Wertschöpfungsverlust von 2,5 Millionen CHF, unter der Annahme, dass 2 Prozent der Milch im C-Segment landet. 

Ebenfalls Auswirkungen hat der starke CHF auf den Mindestpreis, der für verkäste Milch bezahlt werden muss (LTO+-Preis). Dieser findet vor allem dort Beachtung, wo aus Industriemilch Käse hergestellt wird und der Käse im Konkurrenzkampf mit EU-Käse bestehen muss. Der Preis sinkt laut BOM bei einem Eurokurs von 1,02 CHF um ganze 6,3 Rappen auf 49,8 Rappen. (lid; AMI)